Lohnt es sich, für die Pistenverlängerung zu kämpfen?

Publiziert von VFSN-info am

Immer wieder werden wir gefragt, wie die Haltung des VFSN zu den geplanten Pistenverlängerungen ist . Wie wir stets betonen, sind wir vom VFSN keine grundsätzlichen Gegner der Fliegerei, sondern fordern einen vernünftigen Flugbetrieb. Wir kämpfen – getreu unserem allseits anerkannten Zweckartikel – gegen die widerrechtlichen Überflüge über das im Süden so dicht besiedelte Gebiet. Nach eingehender Prüfung, verschiedenen kontrovers geführten Diskussionen und einem kritischen Abwägen der verschiedenen Argumente für/gegen die PV, sind wir zum Schluss gekommen und sind überzeugt, dass die Pistenverlängerungen langfristig eine markante Entlastung des Südens von Überflügen – insbesondere während den stark störenden Nachtstunden nach 23.00h – bringen wird. Selbstverständlich sind wir uns bewusst, dass eine Entlastung erst in rund 10 bis 12 Jahren zu erwarten ist.

Gegner der PV werfen uns vor, dass wir zu wenig solidarisch mit anderen Regionen seien und, dass wir das Argument des Kapazitätsausbaus ausblenden würden.

Die Pistenverlängerung bringt keine Kapazitätssteigerung!

Selbstverständlich haben wir uns eingehend mit dem Kapazitätsargument auseinandergesetzt. Wie unser Präsident, Urban Scherrer, an der GV vom 18. April 2023 fundiert und verständlich aufzeigte, muss in diesem Zusammenhang die Kapazität differenziert beurteilt werden. Grundsätzlich geben der SIL (Sachplan Infrastruktur Luftfahrt) und das Betriebsreglement vor, zu welchen Tageszeiten welche Pisten prioritär benutzt werden müssen. So erreicht z.B. das Nordkonzept bereits heute tagsüber eine Stundenkapazität von 70 Flugbewegungen. Dagegen hat das Ostkonzept aktuell nur eine Kapazität von 66 und nach den Pistenverlängerungen und weiteren Massnahmen ebenfalls eine von 70 Bewegungen. Eine Steigerung der Spitzenkapazität am Flughafen erfolgt somit nicht. Es bleiben maximal 70 Bewegungen pro Stunde. Das Südkonzept hat zum Glück nur eine Kapazität von ca. 50 Bewegungen und dürfte somit nicht das Ziel für den Flughafen sein.

Selbst der Flughafen gibt zu, dass durch die durch die PV vereinfachten Betriebsabläufe (weniger Kreuzungen am Boden und in der Luft) zu bestimmten Tageszeiten die Stundenkapazität des Ostkonzepts tatsächlich von 66 auf 70 Flugbewegungen angehoben werden kann.

Der Flughafen plant ein Wachstum und bei mehr Flügen insgesamt werden auch mehr Anflüge über den Süden erfolgen. Dies hat mit der Pistenverlängerung jedoch nichts zu tun. Die PV hilft, dass untertags weniger ungeliebte Verspätungen anfallen, welche zu den hinlänglich bekannten Süd- und Ostanflügen bis spät nach 23.00h führen.

Die Pistenverlängerung isoliert betrachtet bringt dem Flughafen keine Kapazitätssteigerung. Durch die Reduktion der Südanflüge am Abend werden hingegen die Menschen im Süden entlastet und im Osten leicht mehr belastet. Dies entspricht der geplanten Verteilung von Süden am Morgen, Norden tagsüber und Osten am Abend.

Die Summe all dieser Überlegungen, die zu einer Reduktion der Südüberflüge führen und so dazu beitragen, dass die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Personen im dicht besiedelten Süden abnimmt, haben uns vom VFSN bewogen und überzeugt, dass die geplanten Pistenverlängerungen zu unterstützen sind.

Dieser Beitrag wurde zuerst in der VFSN-info  I/2023 publiziert, die unseren Mitgliedern per Post zugestellt wurde. Jetzt Mitglied werden!