Demo 03.09.05: Rede von Thomas Morf

Publiziert von VFSNinfo am

Demonstration vom 3. September 2005 in Zürich

Ansprache von Thomas Morf, Präsident VFSN

Heute ist der 675 Tag der illegalen Südanflüge.

Liebe Schneiser

Das heisst 675 Tage staatlich verordneter Terror und 675 Tage Rechtsbruch.

Unsere Geduld hat Grenzen – Wir fordern die rasche Einführung des gekröpften Nordanfluges als Ersatz für die unsinnigen Südanflüge und die zusätzlichen Ostanflüge! Wir fordern von den Verantwortlichen, endlich zu handeln und das Schwarz- Peter-Spiel zu beenden.

Wir sind nicht gewillt, Gesetzesbrüche und Rechtverweigerung weiterhin tatenlos hinzunehmen.

Darum sind heute 11’000 Schneiserbeine an dieser Demo, der 5ten in unserer kurzen Vereinsgeschichte. Zehntausende sind deswegen schon auf die Strasse gegangen aber man fliegt munter weiter.

Wir lassen nicht locker, unsere Geduld hat Grenzen – aber unser Kampfeswille, unsere Ausdauer und die Schneisersolidarität ist grenzenlos.

Vor langer, langer Zeit, als die Obrigkeit noch die Interessen, den Schutz und das Wohl der Eidgenossen vertrat, warnte man: „Hütet euch am Morgarten“.

Und wie ist es heute? Ich kann nur sagen: „Hütet euch in Zürich, hütet euch in Galmiz, hütet euch in Basel“. Da werden wir, das Volk, von unserer Obrigkeit, heute nennen wir das Bundesrat oder Regierungsrat, zu Gunsten vom fremden Firmen und anderen Staaten verraten und verkauft.

Unsere Geduld hat Grenzen:

  • Wir haben die Rechtsbrüche und die Rechtverweigerung satt.
  • Wir wollen nicht länger zusehen, wie unsere Demokratie mit Füssen getreten wird.
  • Wir wollen nicht weiter mit Halbwahrheiten und Falschaussagen getäuscht werden.
  • Wir wollen nicht als "Bauernopfer" in einem undurchsichtigen Spiel um Macht und Grössenwahn geopfert werden.

Unsere Geduld hat Grenzen – wir fordern die Rückkehr zu demokratischen und rechtstaatlichen Prinzipien.

Wenn eine Handvoll Süddeutscher Bauern gegen die Schweizer Kollegen demonstrieren, dann spurtet unser Bundesrat, um die deutschen Forderungen umgehend zu erfüllen.

In vorauseilendem Gehorsam wurden die Ostanflüge durch den Bundesrat verordnet und 

die Südanflüge mit der eigenmächtigen Unterzeichnung eines Protokolls eingeführt.

Ist der Bundesrat wohl schon wieder am Rennen, um die neuen erpresserischen Wahlkampf-Forderungen der Badenwürtembergischen Landvögte zu erfüllen?

Unsere Geduld hat Grenzen – Wir fordern den Bundesrat auf, nun endlich Rückgrat zu zeigen und sich gegen die Deutsche Aggression und für die Interessen und das Wohl der Schweizer Bevölkerung einzusetzen.

Wir sind keine Deutsche Kolonie und schon gar nicht ein Spielball für den Deutschen Wahlkampf.

Unsere Geduld hat Grenzen – Wir fordern den Bundesrat auf, ein klares Zeichen zu setzen und die Einführung des gekröpften Nordanfluges auf den Flugplanwechsel Frühling 2006 anzuordnen.

Nirgends sind sich die Experten so einig wie beim Flugverkehr, er ist der grösste Umweltverschmutzer. Wurde er darum vom Kyotoprotokoll ausgeschlossen?

Ein Flieger, der vom Warteraum bei Frick mit dem gekröpften Nordanflug landet, legt eine Strecke zurück, die nicht einmal halb so lang ist beim Südanflug. Dabei verbrennt er, je nach Flugzeugtyp, bis zu einer Tonne weniger Kerosin – das ist aktiver Umweltschutz.

Und noch mehr, der gekröpfte Nordanflug ist auch aktiver Bevölkerungsschutz. Er verhindert, dass täglich gegen 30\'000 Menschen in Schwamendingen in Angst und Schrecken jäh aus dem Schlaff gerissen werden, weil sie nie sicher sind, ob nicht ein Jet über ihren Köpfen abstürzt. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass auch auf so genannt sichereren Flugrouten und Flughäfen leider immer wieder Unfälle geschehen können.

Und wenn die Kontrolleure vom BAZL einen Schrottflieger nicht mehr starten lassen, ist das ja gut und lobenswert. Aber dieser Schrottflieger ist davor ist er schon über das dichtest besiedelte Gebiet der Schweiz gelandet. „Glück gehabt“, das können wir nicht beliebig oft sagen.

Unsere Geduld hat Grenzen – wir wollen nicht warten, bis der gemäss Statistik alle 10 Jahre zu erwartende Flugzeugabsturz in Schwamendingen stattfindet.  Es ist ein Hohn für die 30\'000 Menschen im Absturzkorridor, dass das BAZL meint, dies sei ein gesellschaftlich akzeptiertes Risiko. „Saefty first“ muss auch für die Menschen am Boden gelten!

Herr Leuenberger, Sie sind Umweltminister, verordnen Sie den gekröpften Nordanflug, dass ist aktiver Umweltschutz und dient zudem der Sicherheit der Bevölkerung. Zudem ist es fast gratis, es kostet Sie nur ein Blatt Papier und eine Unterschrift.

Sie als Verantwortlicher für den Umweltschutz müssten der erste sein, der den gekröpften Nordanflug verlangt. Das ihnen unterstellte BUWAL hat sich schon gegen die Südanflüge, neue Südstarts und das dual landing ausgesprochen

Regierungsrat und Unique sind der Ansicht, dass sie ihre Arbeit für den gekröpften Nordanflug getan haben. Aber das genügt nicht. „Push and pull“, stossen und ziehen an allen sich bietenden Ecken und Enden ist angesagt.

Wir sind heute hier um den gekröpften Nordanflug zu pushen. Wir erwarten, dass nun der Regierungsrat, Unique und die Swiss mit Engagement und Enthusiasmus mitziehen.

Wir erwarten, dass sich der gesamte Regierungsrat, geschlossen und mit Engagement für die Lösung der Vernunft, den gekröpften Nordanflug einsetzt. Meine Damen und Herren Regierungsräte, die Zeit für zurückhaltende und halbherzige Statements ist vorbei – zeigen Sie Mut und bekennen Sie Farbe, denn unsere Geduld hat Grenzen. 

Auch unser Flughafen Unique betreibt ein wahrhaft „einzigartiges“  Spiel. Das dual landing von Süden und Osten mit dem Betriebsreglement 6 und gleichzeitig auch den gekröpften Nordanflug beantragen.

Da frag ich mich, was wollen die Herren von Unique eigentlich – den fünfer und’s Weggli? Oder wollen Sie uns Sand in die Augen streuen? Man bezeichnet dies auch als Management by „Sandmändli“.

Begraben Sie den Grössenwahnsinn von 420\'000 Flugbewegungen und einer bedeutenden Europäischen Drehscheibe für den Weltluftverkehr. Betreiben Sie einen Flughafen, der im Einklang mit den Bedürfnissen des Heinmarktes und den Bedürfnissen der umliegenden Bevölkerung ist, dann sind Sie wirklich unique.

Der erste Schritt dazu ist klar – uneingeschränktes Engagement für den gekröpften Nordanflug und ein Verzicht auf das dual landing und neue Startrouten.

Auch wenn ich mir langsam wie eine Schallplatte mit einem Sprung vorkomme, ich sage es noch einmal: Fliegerisch ist der gekröpfte Nordanflug kein Problem und technisch sind alle notwendigen Ausrüstungen sowohl am Boden wie in den Fliegern vorhanden. Das bestätigen diverse Schweizer und ausländische Experten.

Der gekröpfte Nordanflug könnte noch in diesem Jahr bewilligt und ab Flugplanwechsel Frühling 2006 geflogen werden –  wenn man nur will!

Will der Bundesrat Rückgrat zeigen, oder lässt er sich von Deutschen Landvögten erneut vorschreiben, wo und wie über Schweizergebiet geflogen werden darf?

Will das BAZL und die ganze Schweizerluftfahrt die Chance, eine innovative Lösung umzusetzen wahrnehmen, oder versteckt man sich lieber hinter „Saefty  first“?

Ist das Management der Skyguide bereit, wie bei den Südanflügen und dem Betriebsreglement 6, ihre Arbeit parallel zum Bewilligungsprozess zu erledigen, oder teilt es die Meinung des Verwaltungsratspräsidenten, Guy Emmenegger, dass man jetzt ja fliegen kann und darum keine Eile geboten sei?

Unsere Geduld hat Grenzen – wir fordern endlich schnelle Lösungen mit Vernunft und darum sagen wir nochmals:

  • Ja zum gekröpften Nordanflug
  • Nein zu den Südanflügen
  • Nein zu mehr Südstarts und neuen Startrouten über den dichtest besiedelten Gebieten der Schweiz        

Liebe Schneiser

Ich bin überzeugt, unser grosser Widerstand zeigt Wirkung. Ohne diesen Widerstand hätten wir heute mehr Südanflüge, mehr Südstarts und den wide left turn ab Herbst.

Dies ist aber noch lange kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen. „Hütet euch im Süden“, denn die Pläne für den wide left turn oder noch mehr Südstarts sind immer noch in den Schubladen.

Es gibt aber auch Lichtblicke. Diverse National- und Ständeräte und vor allem auch unsere Stadtpräsidenten, Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen haben uns nicht vergessen.

Sie setzen sich für uns ein, und dies nicht nur verbal. Sie solidarisieren sich mit uns, wie unsere Gastredner oder die zahlreichen Delegation die heute mit demonstriert haben. Herzlichen Dank Ihnen allen, Ihr Engagement macht uns Mut.

Ich danke auch allen Helfer ganz herzlich, denn ohne Ihren grossen Einsatz könnte ein solcher Anlass nie durchgeführt werden.

Ich danke euch allen, für eure Teilnahme an der Demo. Auch wenn unsere Geduld arg strapaziert wird – wir haben heute wieder gezeigt, dass der Widerstand und die Kampfmoral ungebrochen ist. Ich freue mich auch, viele von euch morgen wieder an der Mahnwache um 10:00 im Flughafen zu sehen.

Und nun, take off für unsere Ballone, damit unsere Botschaft auch am Himmel über Zürich sichtbar wird.

Rede als PDF


siehe auch: Rede von Martin Bäumle