Neue Front im Osten (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Im Osten löst der neu ins Spiel gekommene gekröpfte Nordanflug Ost Empörung aus – allerdings nicht bei allen. Der Kanton Thurgau fordert einen Lastenausgleich. Die Zürcher GLP drängt derweil auf einen Verzicht auf Pistenausbauten.

Andreas Schürer

Die Vereinigung Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO) wehrt sich gegen die vom Flughafen Zürich neu ins Spiel gebrachte Anflugvariante über den Osten. Diese sieht einen gekröpften Anflug der Thur entlang via Bülach auf die Piste 14 vor – den GNA Ost. Für den BFO-Sprecher Fritz Kauf gehört dieser Anflug ins Reich der Träumereien: «Die Kurve bei Bülach würde fast 90 Grad eng sein – das kann wohl kaum eine ernsthafte Option werden.»

Ärger wegen Aargau
Kauf deutet den Vorschlag als fieberhafte Suche, um am Morgen Alternativen zum Südanflug zu finden: «Es ist erstaunlich, wie viel Energie der Flughafen investiert, um den Süden zu entlasten.» Offenbar sei er zu diesem Zweck sogar bereit, im bisher wenig belasteten Bezirk Andelfingen eine neue Front aufzutun. Bedenklich ist für Kauf, dass sich der Kanton Aargau für den GNA Ost ausspreche und sich davon eigennützig den Verzicht auf den gekröpften Nordanflug von Westen her erhoffe: «Das kommt bei uns gar nicht gut an und schwächt die Allianz gegen gekröpfte Anflüge.»

Positiver äussert sich Franz Brunner (fdp.), Gemeindepräsident von Nürensdorf und Vizepräsident der Region Ost. Auch er findet es stossend, dass offenbar der Süden entlastet und der Osten als Hauptanflug-Richtung etabliert werden soll. Dass auch der GNA Ost geprüft werde, hält er aber für vernünftig. Er meint: «Allenfalls könnte ein solcher Anflug sogar Druck wegnehmen von den Ostanflügen auf die Piste 28.» Dies könne für gewisse Gebiete im Osten Entlastung bringen, sagt Brunner.

Einwände gegen den GNA Ost meldet der Kanton Thurgau an. In einer Pressemitteilung schreibt das Departement für Bau und Umwelt: «Der Kanton Thurgau lehnt ein solches Anflugverfahren strikt ab, sofern dafür und für die angekündigten zusätzlichen Anflüge am Abend keine akzeptable Kompensation, wie sie von Bundesrätin Doris Leuthard im Vorfeld versprochen wurde, gefunden werden kann.» Enttäuschend sei, dass noch vor der Diskussion über eine faire Verteilung der Lasten Varianten geprüft würden, die wiederum eine einseitige Belastung des Ostens zur Folge hätten.

Regierungsrat Jakob Stark befürchtet, dass am Bodensee auch Tourismusregionen belastet werden könnten. Wenn dieses Anflugverfahren tatsächlich weiterverfolgt werde, sei eine Entlastung des Ostens von Starts umso dringlicher. Stark sagt: «Wir pochen auf einen Lastenausgleich. Es braucht eine staatsmännische Gesamtbetrachtung, in der sowohl die An- als auch die Abflüge berücksichtigt werden.»

Starts über den Süden
Wenn der Flughafen politische Probleme bei der Umsetzung des Staatsvertrags vermeiden wolle, ist er laut Stark gefordert, innovative Lösungen bezüglich der Starts vorzulegen. «Bis jetzt sehe ich da aber noch zu wenig Bewegung», meint er. Tabus dürfe es keine geben – auch nicht den Südstart straight über die Pfannenstielregion. Zentral ist für Stark, dass eine Lösung von allen getragen werden könne: «Das künftige Betriebskonzept muss Bestand haben. Wird der Osten aber über Gebühr belastet, wird es ständig Unruhe geben.»

Kein Verständnis für die Aufregung rund um den GNA Ost hat die Kantonsrätin Barbara Schaffner (glp., Otelfingen): «Es ist doch gut, wenn bestehende Konzepte überdacht werden und für die Entscheidungsfindung eine Gesamtschau zur Verfügung steht.» Für sie ist vordringlich, dass auch Varianten ohne Pistenausbau in Betracht gezogen werden. Es sei stossend, dass immer wieder behauptet werde, Pistenverlängerungen seien in der Umsetzung des Staatsvertrags zwingend. Als Erstunterzeichnerin eines GLP-Postulats drängt sie nun die Regierung dazu, Stellung zu nehmen. Schaffner sagt: «Der Regierungsrat soll offiziell festhalten, dass Verlängerungen nicht zwingend sind – und auch Alternativen aufzeigen.»

NZZ, 28.09.2012



Kommentar VFSN:
@Regierungsrat Jakob Stark: Klar, das macht Sinn. Überflüge zwischen 2800 - 4000 m über den Bodensee zum Tabu erklären, im gleichen Atemzug  aber "innovative" Südstarts straight fordern!