«Wir sind an der Grenze des Erträglichen angelangt» (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Christoph Franz, Chef der Swiss-Mutter Lufthansa, drängt auf Preissenkungen beim Flughafen Zürich. Im Fluglärm-Streit schlägt er sich hingegen mit überraschend deutlichen Worten auf die Seite der Schweiz.

Lufthansa-Chef Christoph Franz kritisiert die teuren Gebühren des Flughafens Zürich und der Flugsicherung Skyguide. Er drängt in Interviews mit den Zeitungen «Der Sonntag» und «SonntagsZeitung» auf deutliche Preissenkungen. «Wenn hier nichts geschieht, droht Zürich abgehängt zu werden», sagt Christoph Franz gegenüber dem «Sonntag». Zürich stehe nicht nur im Wettbewerb mit Paris oder München, sondern auch mit Doha und Dubai. «Und da sind die Preisunterschiede gewaltig.»

Am Standort Schweiz und bei der Swiss werden die Kosten überprüft. Die Schweiz sei ein relativ teurer Standort. «Wir werden uns daher überlegen müssen, in welchem Umfang und wo wir es uns noch leisten können, personalintensive Leistungen zu erbringen», so Franz in der «SonntagsZeitung».

Wegen des starken Frankens komme Zürich zusätzlich unter Druck. Zudem macht sich Franz Sorgen über die Wachstumsperspektiven der Tochter-Airline Swiss. «Die Frage ist, ob man überhaupt will, dass der Flughafen Zürich sich weiterentwickeln kann? Wenn der Flughafen keine Entwicklungsmöglichkeiten hat, wird auch das Wachstum der Swiss aufhören. Mit der extremen Nachtflugsperre sind wir in Zürich an der Grenze dessen, was für ein Drehkreuz tragbar ist.»

Der Lärm wird bloss «gesehen»

Mit überraschend deutlichen Worten schlägt sich der ehemalige Swiss-Chef im Fluglärm-Streit mit Deutschland auf die Seite der Schweiz. Die süddeutsche Bevölkerung habe fast gar keinen Lärm. Dort werde der Lärm bloss «gesehen», nicht gehört. Franz wird demnächst Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen: «Ich hoffe, dass die Interessen der Schweiz in Deutschland endlich Gehör finden.»

Eine Vereinbarung mit Deutschland sei zentral, «und dafür engagiere ich mich auch in Berlin.» Die Lärmbelastung sei heute sehr ungleichmässig verteilt – «zulasten der Schweizer!» Die Mindestflughöhe beim Überfliegen der deutsch-schweizerischen Grenze sei 800 Meter.

Franz: «Am Ende des Tages ist die zentrale Frage doch die: Wird der Flughafen Zürich so behandelt wie die deutschen Flughäfen? Wenn die deutsche Bundesregierung gegenüber dem Flughafen Zürich eine derart harte Politik fährt, dann muss sie sich die Frage gefallen lassen, warum sie nicht auch deutsche Flughäfen in ihrer Entwicklung so stark einschränkt.»

Tages-Anzeiger, 25.03.2012