Wie wichtig sind die Südanflüge? (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Repliken im Anflug-Prozess

ark. Bern • Wie dringend benötigt der Flughafen Südanflüge, um seinen Betrieb aufrechterhalten zu können? Am zweitletzten Tag der öffentlichen Verhandlungen zum vorläufigen Betriebsreglement vor Bundesverwaltungsgericht war dies eine der kontrovers diskutierten Fragen.

Nach den Plädoyers der vergangenen Woche hatten die ersten der beschwerdeführenden Parteien am Montag Gelegenheit zur Replik. Dabei erklärten namentlich die Vertreter aus der Südschneise, dass der Einsatz des Anflugverfahrens aus Süden nicht während 365 Tagen im Jahr notwendig wäre. Der Regelbetrieb mit Südanflügen sei unverhältnismässig, beklagte sich beispielsweise der Rechtsvertreter eines Privaten. Die Piste 28 könnte bei guten Witterungsverhältnissen durchaus auch für morgendliche Anflüge zur Verfügung gestellt werden.

Diese Argumentation stiess im Osten erwartungsgemäss auf negative Resonanz. In ihrer Replik erklärten die Vertreter des Bürgerprotests Fluglärm Ost, dass ein robuster und sicherer Anflugbetrieb auf Piste 28 nicht möglich sei. Sie verwarfen auch das Argument, wonach im Osten wegen dünner Besiedelung nur wenige Menschen vom Anflug betroffen seien. Es gebe im Vergleich zum ursprünglichen Zustand mit Nordausrichtung im Osten 15-mal mehr Menschen, die von Überschreitungen des Immissionsgrenzwerts betroffen sind, als im Süden des Flughafens.

Im Weiteren reagierte die Vertreterin der Stadt Zürich auf eine Aussage der Flughafen Zürich AG. Deren Vertreter hatte erklärt, dass durch eine Verschiebung der Betriebsaufnahme von 6 auf 7 Uhr zahlreiche Flüge gestrichen werden müssten und rund 700\'000 Passagiere jährlich nicht mehr in Zürich landen könnten. Anwältin Monika Mörikofer erklärte, dies wäre ja gerade einmal ein Anteil von 3 Prozent des im vergangenen Jahr registrierten Passagieraufkommens und damit kein grösseres Problem für den Flughafen.

NZZ, 01.12.2009


Kommentar VFSN: Als die Piste 34 infolge Bauarbeiten gesperrt war, konnten sämtliche Morgenanflüge problemlos über den Osten abgewickelt werden. Es geht vor dem Bundesverwaltunggericht nicht um die "gerechte" Fluglärmverteilung, sondern u.a. darum, ob Südanflüge in jetzigen Ausmass nötig sind um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Warum versucht die BFO, wie der Flughafen übrigens auch, die Anzahl der lärmbetroffenen Menschen mit rechnerischen Triks zu manipulieren?
Diese Grafk zeigt ohne rechnerischen Triks die betroffenen Menschen in den verschiedenen Anflugrouten: Anzahl Betroffene, kumuliert nach Ueberflughöhe

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:
 



Die Bevölkerungsdichte (Quellen: GIS-Zentrum des ARV, Statistisches Amt des Kantons Zürich):

Absturzkorridor Ost:

Absturzkorridor Süd:


siehe auch:
Öffentliche Verhandlungen Flughafen Zürich (VFSN)
Kein Lärm, keine Flugzeuge (SF Tagesschau)
Alles oder nichts (NZZ)
Flughafen Zürich am Pranger (NZZ)
Scharf bewachte Zürcher Flughafen-Plädoyers vor Berner Richtern (NZZ)
Eine grössere Geduldsprobe für die Richter (ZSZ)
Showdown im «National»-Säli (NZZ)
Sind Südanflüge zulässig? (NZZ)
Südanflug-Urteil in Sichtweite (ZSZ)
Eine unglaubliche Geschichte - Chronologie der Südanflüge - aktualisiert 3.11.2009 (VFSN)