Zürcher Regierung will keine SIL-Denkpause (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Festhalten an Pistenverlängerung als Instrument für Lärmoptimierung

Die Zürcher Regierung sieht eine Pistenverlängerung, wie sie in einer der drei restlichen Varianten für den SIL am Flughafen vorgesehen ist, als grosse Chance für zukünftige Lärmoptimierungen». Sie ist aber gegen eine Denkpause bei der Umsetzung des Sachplans.

ark. Die Zürcher Regierung kann mit allen drei verbliebenen Varianten im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) für den Flughafen Zürich leben. Wie sie am Dienstag mitgeteilt hat, gibt es nur einen einzigen Vorbehalt. Dieser gilt den Starts geradeaus Richtung Süden, die in allen drei Varianten vorgesehen sind. Dieses Verfahren könnte sich der Regierungsrat allenfalls dort vorstellen, wo es ausschliesslich im Dienste des Verpätungsabbaus bei Bise und Nebel dient.

Im ferneren Süden des Flughafens hatte man auf dieses Ansinnen im provisorischen SIL-Schlussbericht des Bundesamts für Zivilluftfahrt empört reagiert. Dort fühlt man sich bereits durch die morgendlichen Südanflüge zu stark belastet. Dieser Protest kam auch in der innerkantonalen Vernehmlassung der Regierung zum Ausdruck und fand nun seinen Niederschlag in der Stellungnahmen zu Handen des Bundes.

Festhalten an Pistenverlängerung trotz Kritik

Nicht reagiert hat die Regierung auf die vielstimmige Kritik an der Variante J optimiert, die eine Verlängerung der Westpiste 10/28 vorsieht. Diese betrachtet der Regierungsrat im Gegenteil als «grosse Chance für zukünftige Lärmoptimierungen».

Diese Variante solle aber nur zum Zug kommen dürfen, so heisst es in der Mitteilung, wenn mit Deutschland eine «langfristig tragfähige, auch für die Zürcher Bevölkerung befriedigende Regelung (...) verbindlich vereinbart wird». Dies dürfte allerdings ziemlich schwierig werden, da es, mit welcher Lösung auch immer, kaum gelingen wird, eine befriedigende Lösung für die ganze Zürcher Bevölkerung zu finden. Dies zeigte sich denn auch postwendend in den Reaktionen auf den gestrigen Entscheid.

Sowohl der Bürgerprotest Fluglärm Ost wie auch der Dachverband Fluglärmschutz protestierten gegen die Stellungnahme. Der Dachverband bekundete sein Befremden, angesichts der Tatsache, dass sich der Kantonsrat bereits mehrmals gegen jegliche Ausbaupläne geäussert habe. BFO monierte, dass die Regierung in Form des Pistenausbaus ein Steuergeschenk im Umfang von 2,45 Milliarden Franken an den Flughafen plane. 

Auch die Grünen meldeten sich und warfen der Regierung vor, dass sie zum wiederholten Male den Kantonsrat ignorierten. Sie wollen sich später dafür einsetzen, dass im Richtplan, der mit dem SIL abgeglichen werden muss, ein Verbot für Änderungen am Pistensystem eingetragen wird.

Sistierung des SILs «nicht notwendig»

Nichts wissen will die Zürcher Regierung von einer Denkpause beim SIL, wie sie nach der Lärmanalyse verschiedentlich gefordert worden war. Es bestehe keine Notwendigkeit für eine Sistierung weil die definitiven Entscheide erst deutlich nach der Abstimmung über ein allfälliges Pistenbauverbot im Juni 2010 fallen würden.

In einer weiteren Stellungnahme bedauert das Fluglärmforum Süd diesen Verzicht. Seiner Ansicht nach ist durch die letzte Woche bekannt gewordenen Resultate einer Lärmanalyse eine neue Ausgangslage entstanden. «Es wäre wertvoll zu wissen, welche Erwartungen der Regierungsrat des Kantons Zürich nach den eindeutigen Messresultaten aus Süddeutschland an den Bundesrat und das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat», heisst es in einer Mitteilung. Dagegen begrüsst das Forum das Bekenntnis der Regierung zur Nordausrichtung und die Ablehnung der Südstarts geradeaus.

NZZ, 03.11.2009


siehe auch:
Regierungsrat nimmt Stellung zum Entwurf des SIL-Schlussberichts Flughafen Zürich (RR)