Eine Überraschung ausgeschlossen, wird im Februar 2010 zum ersten Mal ein Airbus A380 auf dem Klotener Flughafen landen. Die Singapore Airlines will Zürich mit dem A380 täglich anfliegen.
Patrick Huber
Flughafendirektor Thomas Kern bemerkte kürzlich an einer Airliner-Veranstaltung, sein Wunsch sei es, dass Kloten bald von einem A380 angeflogen werde. Allerdings müsse eine Fluggesellschaft garantieren, dass sie mit dem aktuell grössten Verkehrsflugzeug der Zivilluftfahrt einen regelmässigen Flugbetrieb aufzunehmen gedenke. Dies scheint nun der Fall zu sein. Die renommierte Singapore Airlines (SIA) will die Verträge bis Ende Oktober unter Dach und Fach haben, wie Sprecherin Christina Hollenweger bestätigt. «Wir können zwar keine Garantie auf Jahre hinaus abgeben, aber wir sind sehr zuversichtlich, mit dem A380 einen regelmässigen Flugbetrieb aufnehmen zu können.» Eine schriftliche Garantie – wie Unique für die beiden kommenden Jahre fordert– lehnt SIA aber ab.
Die Chancen stehen gut
Die Singapore Airlines gilt als eine der besten Fluggesellschaften, was Komfort, Qualität oder Sicherheit betrifft. Sollte die 11. A380-Maschine des südostasiatischen Staates tatsächlich auf der Strecke Singapur–Zürich eingesetzt werden, würde sich das für beide Seiten rechnen. Der Flughafen könnte neben dem Image-Gewinn gleich noch die Anzahl Umsteigepassagiere erhöhen, SIA den verlustbringenden Tagesflug nach Singapur einstellen und so wieder Gewinne schreiben. Anstatt der wöchentlich zwölf Flüge mit der Boeing 777 nach Südostasien würde SIA nur noch einmal täglich nach Kloten und zurück fliegen. Gegenüber einem Jumbo-Jet (Boeing 747-400) mit rund 370 Sitzplätzen erhöht sich die Anzahl Passagiere auf einem A380 um 100. Geld verdient SIA wie die andern Airlines aber in erster Linie mit dem Verkauf der Business-Class-Sitze. Die Nachfrage hat in letzter Zeit wieder deutlich zugenommen. In der B777 sind 42 solche Sitze im Angebot, in der A380 sind es 60.
Testflug zwingend nötig
Bevor jedoch der kommerzielle Betrieb mit dem A380 aufgenommen werden kann, verlangt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) einen Testflug, bevor es die Erlaubnis erteilt. Dies sollte reine Formsache sein, hat der A380 der SIA doch weltweit schon mehrere Tests erfolgreich hinter sich gebracht. Der Flughafen Zürich wird um einige Investitionen nicht herumkommen, «ein tiefer einstelliger Millionenbetrag», wie Sprecher Marc Rauch sagt. In erster Linie muss eine doppelstöckige Fluggastbrücke gebaut werden, damit die Passagiere gleichzeitig vom unteren und oberen Deck ein- respektive aussteigen können. Dafür ist eine Bauzeit von 12 bis 18 Monaten geplant. Doch die Passagiere könnten auch so abgefertigt werden, versichert Christina Hollenweger. Auch am Charles-de-Gaulle-Airport in Paris fehlt derzeit noch eine doppelstöckige Brücke. Der A380 kann jederzeit in Zürich landen. Die Last pro Flugzeugrad bei einer B777-Maschine sei grösser als beim A380. Die Pisten müssen weder verstärkt noch verlängert werden. Probleme bereiten den Verantwortlichen höchstens die engen Platzverhältnisse am Dock E. Da die Maschine an der nordwestlichen Ecke am Standplatz E67 andocken würde, stehen dort nur 250 Sitzplätze für wartende Passagiere zur Verfügung. «Es ist ein ‹Gmoscht›, aber überbrückbar», glaubt Hollenweger - zumindest während eines Jahres.
Kein Thema bei Emirates
Der grosse Gegenspieler Emirates verzichtet vorderhand auf den Einsatz des A380 auf der Strecke Dubai–Zürich. Das Volumen aus der Schweiz heraus würde zwar einen Einsatz rechtfertigen, so der Schweizer Countrymanager Jürg Müller. Emirates verteile die Passagiere lieber weiterhin auf zwei Flüge. Das bringe mehr Flexibiltät für Weiterflüge ab Dubai. Mit den Passagierzahlen ist Müller zufrieden. «Es hat wieder deutlich angezogen.» Emirates setzt für den Flug in erster Linie eine Boeing B777 ER und einen Airbus A340-500 ein.
AvU, 17.10.2009, Seite 9
siehe auch:
A380: Flüsternder Riese oder Höllenmaschine? (VFSN)
Der Grossjet A380 im Anflug auf Zürich (NZZ)
Mega-Jumbo im Sinkflug vor Zürich (SF Tagesschau)