Swiss droht mit Flottenabbau (Sonntag)

Publiziert von VFSNinfo am
Hintergrund der Sparrunde ist das Auslaufen der Absicherung der Kerosinpreise beim Mutterhaus Lufthansa. Dadurch entstehen Mehrkosten – und die will die Swiss nicht allein tragen.

VON ARTHUR RUTISHAUSER

Das einstige Problemkind Swiss eilt seit zwei Jahren von Erfolg zu Erfolg. Gewinnsteigerungen und Streckenausbau sind normal geworden.

Anfang Monat nun sorgte die Airline für Furore, als sie den Lieferanten – bei der Swiss sind das neben den Ölgesellschaften beispielsweise der Flughafen Zürich oder die SAir Technics – einen Brief schrieb, in dem sie aufgefordert wurden, bis Ende Monat Vorschläge zu machen, wie die Kosten um 15 Prozent gesenkt werden könnten.

Hintergrund der Sparrunde ist, dass die Lufthansa, die Muttergesellschaft der Swiss, ihr Kerosin noch bis Ende Jahr abgesichert hat. 2009 werden die Preissteigerungen von nahezu 100 Prozent im letzten Jahr voll durchschlagen und zusätzliche Kosten von 500 Millionen Franken verursachen.

Diese Kosten will die Swiss nicht allein tragen. Und noch höhere Benzinzuschläge von den Passagieren zu verlangen, liegt im gegenwärtigen konjunkturellen Umfeld nicht drin. Dazu kommt, dass im Moment Verhandlungsrunden mit den Swiss-Grosskunden laufen. Vor allem die Banken drücken derzeit massiv auf die Preise.

Daher geht die Swiss ziemlich rabiat vor. Wer nicht spuren will, wird als Lieferant abgesägt. «Die Art und Weise und in welchem Umfang wir mit Ihnen zusammen das Einsparziel von 15% erreichen können, wird unsere künftige Zusammenarbeit beeinflussen.

Diese Aufforderung mag Ihnen ungewöhnlich vorkommen. Sie bietet aber auch die Chance der gemeinsamen Zukunftssicherung», war da zu lesen, wie Swiss-Sprecher Jürg Dinner bestätigt.

Nun sind aber nicht alle Zulieferer austauschbar. So liess die Flughafenbetreiberin Unique via «NZZ am Sonntag» ausrichten, Tarifsenkungen kämen nicht infrage. Die anderen Zulieferer reagierten wenig erfreut, aber gesprächsbereit.

Inzwischen sind die Antworten der Lieferanten eingegangen. Gemäss Dinner mit unterschiedlichem Inhalt: «Einige, vor allem kleinere Lieferanten haben direkt einen Preisnachlass angeboten. In den meisten Fällen wurde ein Prozess angestossen, der noch viele Gespräche bis zu einem Abschluss braucht.»

Dinner will sich nicht dazu äussern, welche Betriebe denn nachgegeben hätten. Auf die Nachfrage, ob denn der Flughafen seine harte Haltung beibehalten habe, sagt er: «Es ist richtig, dass nicht bei allen Partnerbetrieben die Bereitschaft, gemeinsam an den Kosten zu arbeiten, gleich gross ist.»

Beobachten lässt sich bisher eher, dass Unique ihre Tarife anhebt. Nun ist es zwar tatsächlich so, dass die Swiss dem Flughafen Zürich nicht ausweichen kann. Doch Unique musste in der Vergangenheit erleben, was es bedeutet, wenn die Swiss rote Zahlen schreibt – nämlich Flottenabbau.

Und genau damit droht die Swiss jetzt. Dinner dazu, was passiert, wenn die Sparpläne nicht eingehalten werden: «Die Alternative wäre, dass die Swiss erheblich schrumpfen müsste. Wir wollen nicht mehr in den Modus zurückfallen, wie wir ihn bis zu Beginn des Wachstumskurses erlebt haben.»

Aus Lufthansa-Sicht ist es dabei von Bedeutung, dass sie bei der Zuteilung von Interkontinental-Strecken mit München, Frankfurt und Zürich drei Flughäfen gegeneinander ausspielen kann. Und sollte die Lufthansa wie vermutet die österreichische AUA kaufen, käme noch ein vierter Airport dazu.

Die serbelnde AUA, die sich vor einem massiven Flottenabbau fürchtet, würde liebend gerne eine Strecke von Zürich erben. Wie aus gut unterrichteter Quelle zu hören ist, gibt es in der Schublade der Verantwortlichen bereits konkrete Pläne, welche Strecken abgebaut würden.

(mz/nos)

Sonntag, 31.08.2008