Jets bald führende Klimakiller (Frankfurter Rundschau)

Publiziert von VFSNinfo am
BUND: Bundesregierung verrechnet sich beim Treibhauseffekt VON STEPHAN BÖRNECKE

Wird die Klimawirkung des Luftverkehrs unterschätzt? Die Studie "Im Steigflug in die Klimakatastrophe?" des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie behauptet, die Fliegerei trage nicht nur - wie von der Bundesregierung dargestellt - zu zwei Prozent zu den Klimalasten bei. Die Klimawirkung des Luftverkehrs sei tatsächlich dreimal so hoch. Die Diskrepanz ergebe sich etwa daraus, dass bei offiziellen Darstellungen Wirkungen der Jets auf das Klima durch Kondensstreifenbildung und Stickoxidausstoß unter den Tisch fielen.

Die Prognose der für den BUND, den Bund Naturschutz in Bayern und die bayerischen Grünen angefertigten Luftverkehrsstudie zeigt: Der Anteil der Fliegerei am Klimawandel wird drastisch zunehmen. Angesichts des weiter jährlich um fünf Prozent wachsenden Luftverkehrs würden sich Energieverbrauch und Emissionen der Jets in 20 Jahren verdoppeln. Schon bis 2013 erwartet das Wuppertal-Institut, dass der Luftverkehr in seiner Klimarelevanz den Autoverkehr überholt.

Der BUND wirft der Bundesregierung insbesondere vor, bei der Luftfahrt weiter auf Expansion zu setzen. Das werde bei Fortführung der augenblicklichen Klimastrategie der Bundesregierung dazu führen, dass in 2030 "mehr als ein Drittel der akzeptablen Klimalasten Deutschlands" der Fliegerei zuzurechnen seien. Karl Otto Schallaböck, Autor der Studie, kritisiert, dass angesichts der Prioritätensetzung zum Ausbau deutscher Flughäfen die Regierung ihre eigenen Klimaschutzziele "komplett zu unterlaufen" drohe.

Statt auf den Ausbau der Airports zu setzen, verlangt die Studie ein Ende des Flughafen-Wildwuchses: Von den 257 Flughäfen seien gerade 25 relevant. Der geplante Ausbau von Frankfurt und München sei "weder erforderlich noch klimapolitisch vertretbar", eine drastische Streichung innerdeutscher Flüge überfällig. Würden diese Flüge auf die Schiene verlagert, könnten allein in Frankfurt fast zehn Prozent der Starts entfallen. In München könnte die Zahl der innerdeutschen Destinationen halbiert werden.

Frankfurter Rundschau, 14.04.2008


Und auch das noch:

Klimawandel: Alles noch viel schlimmer

London. – Die drohenden Folgen des Klimawandels sind nach Angaben des ehemaligen Chefökonomen der Weltbank schlimmer, als er selbst angenommen hat. Er habe die Risiken und Schäden unterschätzt, sagte Nicholas Stern der «Financial Times». Im Rückblick hätte er angesichts neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse ein viel düstereres Bild in seinem hoch beachteten Bericht zeichnen müssen, den er 2006 im Auftrag der britischen Regierung verfasst hatte. Düster waren die Prognosen allerdings schon damals. Stern sagte einen Einbruch der Weltwirtschaft durch den Klimawandel um 5 bis 20 Prozent voraus.
Die neue Einschätzung Sterns basiert unter anderem darauf, dass die Treibhausgas- Konzentration deutlich stärker steigt als noch 2006 angenommen – etwa durch Methangasemissionen aus auftauenden Dauerfrostböden in arktischen Regionen. Schon im Bericht hiess es, dass schmelzende Polkappen die Flutgefahr dramatisch erhöhen, steigende Meeresspiegel weite Landflächen vernichten und 200 Millionen Menschen in die Flucht treiben würden. Vorab in Afrika würden sich landwirtschaftliche Nutzflächen in unfruchtbare Wüsten verwandeln. 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten könnten sterben. Für die Wirtschaft sei das katastrophal, so Stern. Daher sei es billiger, nun Gegensteuer zu geben, als später zu leiden. «Leute, die meinen, das sei Panikmache, liegen komplett falsch. Wenn ich irgendetwas war, dann zu zurückhaltend», sagte Stern nun der Zeitung. (SDA/DPA)

Tages-Anzeiger, 18.04.2008