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Publiziert von VFSNinfo am

Handelskammer Deutschland-Schweiz über Verschlechterung der Stimmung besorgt

Die Handelskammer Deutschland-Schweiz ist besorgt über die Verschlechterung des Klimas zwischen Deutschland und der Schweiz. Dies umso mehr, weil die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Staaten ausserordentlich eng verflochten sind. Sie setzt daher auf die anstehende Reise von Angela Merkel in die Schweiz.

(ap) Die Handelskammer sei besorgt über die atmosphärische Verschlechterung zwischen Deutschland und der Schweiz, sagte Eric G. Sarasin, Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz, am Mittwoch in Zürich. Dominante Themen seien derzeit der Steuerstreit und die Angriffe auf das Bankgeheimnis. Es sei dem gegenseitigen Verhältnis nicht förderlich, wenn der unsachliche Dialog, wie er in den letzten Monaten gegen die Schweiz geführt worden sei, fortgesetzt werde, sagte der Privatbankier.

Er hoffe daher, dass die Schweizer Regierung die auf Ende April angesetzte Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Schweiz dafür nutze, um Missverständnisse auszuräumen. Das selbe gelte für das Thema Flughafen Zürich-Kloten. Der Wirtschaftsstandort Zürich sei sehr wichtig, und deshalb müsse das von Deutschland auferlegte Anflugregime aufgehoben werden. Es müsse eine Regelung gefunden werden, die eine bessere Akzeptanz auf beiden Seiten des Rheins finde, verlangte Sarasin. Es bleibe zu hoffen, dass in allen strittigen Punkten auf dem Verhandlungsweg bessere Lösungen gefunden würden.

Wirtschaftlich eng verflochten

In wirtschaftlicher Hinsicht sind die Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland sehr eng, wie Ralf J. Bopp, Direktor der Handelskammer, darlegte. Das Handelsvolumen - kumulierte Importe und Exporte - hat auch letztes Jahr ein Rekordergebnis erreicht und mit 103,4 Milliarden Franken erstmals die 100-Milliarden-Grenze überschritten.

Die Schweizer Exporte nach Deutschland stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,9% auf 41,2 Mrd. Fr. und die Importe aus Deutschland um 12,9% auf 62,2 Mrd. Franken. Deutschland bleibt mit einem Importanteil von 33,9% wichtigster Beschaffungsmarkt für die Schweiz, vor Italien (11,1%) und Frankreich (9,7 Prozent). Für Deutschland ist die Schweiz mit einem Anteil von 3,9% der Gesamtimporte der neunt-wichtigste Lieferant (Vorjahr: Rang 10). Dieses Jahr wird mit geringeren Wachstumsraten, aber nicht mit einem Rückgang des Waren- und Dienstleistungsaustauschs gerechnet.

Staus an den Zollübergängen

Eine erhebliche Beeinträchtigung des Handelsverkehrs zeichnet sich laut der Handelskammer durch die EU-Zollsicherheitsinitiative ab, mit der ab 1. Juli 2009 geltenden obligatorischen Vorausmeldung für Waren. Die Handelskammer befürchtet in diesem Zusammenhang eine drastische Verschärfung der Stauproblematik an den Zollübergängen in Baden-Württemberg.

Attraktiv ist die Schweiz für deutsche Arbeitnehmende. Nach dem historischen Höchststand von etwa 220\'000 Deutschen in der Schweiz in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg übertraf diese Zahl letztes Jahr mit 201\'889 erstmals wieder die Marke von 200\'000. Die Deutschen sind inzwischen hinter den Italienern die zweitgrösste Ausländergruppe in der Schweiz.

NZZ, 09.04.2008


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