Ausdauernde und anständige Schneiser (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Seit drei Jahren wird der Flughafen von Süden angeflogen, seit drei Jahren warten die Anwohner auf ein Urteil über die Rechtmässigkeit des Anflugverfahrens. Der Unmut über die hektisch eingeführten Südanflüge ist deshalb immer noch gross. Auch nach über 1000 Tagen Südanflug ist kein Ermatten des Widerstands zu spüren. Am gestrigen Jubiläumstag versammelten sich an symbolträchtiger Stelle mehrere hundert Menschen, um gegen die allmorgendliche Störung ihrer Lebensqualität zu demonstrieren.

Wie sämtliche bisherigen Demonstrationen - es dürften in den letzten drei Jahren mindestens ein Dutzend stattgefunden haben - verlief auch der gestrige Anlass in äusserst gesitteten Bahnen. Mit Fackeln ausgerüstet, lauschten die Schneiser den Ansprachen und applaudierten. Von Aggressionen keine Spur. An früheren Anlässen war dies zwar nicht immer der Fall gewesen: Oft machte man sich mit Trillerpfeifen lautstark bemerkbar, und die immer gleichen Politiker kriegten ihr Fett ab. Gerechterweise gilt es aber hervorzuheben, dass die vermeintlich Schuldigen nie mehr als verbal angegriffen wurden. Als harmlos qualifizierten die Gerichte korrekterweise auch das Anleuchten von Flugzeugen mit Taschenlampen.

Insgesamt tritt die Schneiser-Bewegung also als höchst anständige Widerstandsgruppe auf. Schleierhaft ist deshalb, wieso Medien vergangene Woche das Gegenteil zu konstruieren versuchten. Natürlich kommt in Internet-Foren der verbale Zweihänder zum Einsatz, dies oft unter der Gürtellinie und nicht erst seit einer Woche. Allerdings sind diese Kommunikationsplattformen anonym, und es ist nicht einmal sicher, dass die primitiven Sprüche effektiv von Schneisern stammen. Wahrscheinlich wären die Verantwortlichen aber gut beraten, diese Foren stärker zu moderieren oder ganz zu schliessen. Zudem ist es unfair, den politischen Gegner jeweils mit seiner Adresse im Internet zu outen. Der Versuch, eine gut legitimierte Bürgerbewegung aufgrund von einigen schwarzen Schafen zu desavouieren, ist aber mindestens so unfair und ein ziemlich dürftiger Beitrag zum Jubiläum.

NZZ, 31.10.2006