Gekröpfter Nordanflug schon ab 2008? (Berner Rundschau)

Publiziert von VFSNinfo am
Keine Ruhe im «Land des gekröpften Nordanflugs». Dem Schlag durch die Aargauer Regierung folgt der nächste: Bundespräsident Moritz Leuenberger hält die Einführung schon 2008 für möglich.

Die Aargauer Lärmbetroffenen des Zürcher Flughafens haben den Richtungswechsel ihrer Regierung weder verstanden noch akzeptiert oder verdaut, da taucht schon die nächste Hiobsbotschaft auf.

Der wichtigste Schweizer Politiker im Dossier Fluglärm, Bundespräsident Moritz Leuenberger, sagt im Interview mit der «Zürichsee-Zeitung», der gekröpfte Nordanflug könne theoretisch unabhängig von den Diskussionen um den SIL-Prozess eingeführt werden.

Auf die Frage, ob man nach der raschen Einführung der Südanflüge ihren Ersatz nicht ebenfalls rasch einführen könnte, folgt die höchst brisante Antwort Leuenbergers: «Mit Entzug der aufschiebenden Wirkung von allfälligen Rekursen könnte aus meiner Sicht eine noch zu bestimmende Form des gekröpften Nordanflugs im Jahr 2008 eingeführt werden.»

Im gleichen Abschnitt erklärt der Bundespräsident, das Gesuch für den gekröpften Anflug via die Bezirke Brugg, Baden (Würenlingen) und Zurzach liege allerdings wieder beim Flughafen Zürich. «Das erste Gesuch war von vorneherein nicht bewilligungsfähig. Unique wusste das auch zum Voraus», wird der Chef des Departementes Umwelt, Verkehr, Energie, Kommunikation (Uvek) zitiert.

Eine erstaunliche Aussage angesichts der Fakten: Das Gesuch für den gekröpften Nordanflug ist vom Flughafen Zürich bereits Anfang 2005 beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) eingereicht worden.

Schon damals wurde das Gesuch vom Bazl als unzureichend zurückgewiesen. Die jüngsten Aussagen von höchster Stelle machen klar, dass es in anderthalb Jahren nicht einmal gelungen ist, brauchbare Unterlagen nach Bern zu schicken.

Der «Verein Gekröpfter Nordanflug Nein» mit 200 Mitgliedern in 52 Gemeinden wartet seit Monaten vergeblich auf die öffentliche Auflage. Um die Fakten präziser zu erfahren und um auch offiziell dazu Stellung nehmen zu können.

Die Lärmverteilung ist für Leuenberger ein klarer Fall: «Der Fluglärm soll kanalisiert werden, und zwar nach Norden. Das sage ich seit Jahren.» Allerdings fügt er an, dieses Bekenntnis nütze nichts, die Realität sei eine andere, seit die deutsche Verordnung gelte.

Zu Verhandlungen mit Deutschland betont der Verkehrsminister, er werde sicher nicht mit pfannenfertigen Lösungen aus Berlin zurückkehren. Für die Deutschen gibt es kaum Gründe, zur Nordausrichtung oder zum gekröpften Anflug Ja zu sagen. (mz/hl/pbl)

Berner Rundschau, 04.10.2006