Viele Emotionen in der Luft (ZU)

Publiziert von VFSNinfo am

Applaus für die Fluglärmgegner, Pfiffe für den «Flughafenturbo»: Die Diskussion über die Flughafenpolitik verlief emotional. Einig war man sich einzig über die Nordausrichtung des Flughafens.

Marcel Amhof

Wie schon seine Vorredner Thomas Morf, Präsident des VFSN, und Nationalrat Filippo Leutenegger befürwortete auch Thomas Koller vom Komitee Weltoffenes Zürch den Gekröpften Nordanflug (GNA). Bei dessen Einführung machte er aber auch eine Schwierigkeit aus: «Innenpolitisch kann der GNA kurzfristig zu einem zweischneidigen Schwert werden: Die hohen Erwartungen der Bevölkerung werden enttäuscht, wenn der Bund nicht gleichzeitig die Süd- und Ostanflüge aufheben wird. Ausserdem wird es mit dem GNA zu Widerständen im Kanton Aargau kommen.»

Kein Interesse für Änderungen

Technisch sei die Einführung des GNA machbar, hielt VFSN-Präsident Morf fest: «Der Süden würde entlastet. Und ausserdem würde die Regierung das erste Mal ohne Befehl aus Berlin handeln.»
Leutenegger ortete die Ursachen für die fehlende Handlungsbereitschaft in falschen Ängsten von Politikern und in der Verwaltung: «Der Bundesrat hat zwar eingesehen, dass es eigentlich ohne den GNA nicht mehr geht. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) und Skyguide funktionieren aber nicht.»

Durch Zwischenrufe unterbrochen

Im letzten Teil der Diskussion ging es um die Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik, die sogenannte Plafonierungs-Initiative, über die im nächsten Jahr abgestimmt wird. Koller befürchtete, dass eine Beschränkung auf jährlich 250 000 Flugbewegungen zu einem rechtlichen Chaos und internationalen Querelen führen würde. «Bei Annahme dieser Initiative würden lediglich 27 Starts oder Landungen pro Tag gestrichen.» Gleichzeitig entstünde ein grosser Schaden, weil die Konkurrenzfähigkeit des Flughafens unter der Ausweitung des Nachtflugverbots leiden würde. Bei seinen Ausführungen wurde Koller wiederholt durch Zwischenrufe aus dem Publikum unterbrochen.

Im Gegenvorschlag der Regierung, der anstelle der Flugbewegungen den Lärm plafonieren will und mit dem Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) konkretisiert wurde, machte Koller dagegen einen richtigen Ansatz aus. «Faktisch wäre die Nordausrichtung die Folge dieses Gegenvorschlags.»
Leutenegger warnte davor, dass mit der Plafonierungs-Initiative die Situation mit den Süd- und Ostanflügen zementiert werde. Dem Gegenvorschlag des Regierungsrats attestierte er edle Absichten, doch fehlten ihm die konkreten Massnahmen, wie der Bund die Anflüge regeln müsse.
Morf äusserte sich ablehnend zum Gegenvorschlag: «Die Formel des ZFI führt zu einem Ausbau der Flugbewegungen bei technischen Fortschritten. Die Bevölkerung hat davon keinen Gewinn, dafür ist der Flughafen der einzige Profiteur.»

Langfristig statt emotional

Entgegen der Meinung von Leutenegger und Koller glaubt Morf nicht, dass es im Fall einer Annahme der Plafonierungs-Initiative zu einer Lenkung des Flugmarktes komme: «Schon heute boomt die Wirtschaft, währenddem die Anzahl der Flugbewegungen rückläufig ist.» Durch die Annahme müssten keine Flüge gestrichen werden und es gäbe keine internationalen Querelen. Aber auch der Behördeninitiative, die eine Beschränkung auf 320 000 Flugbewegungen und acht Stunden Nachtflugverbot vorsieht, räumte Morf realistische Chancen zur Annahme ein.

Ob der abschliessende Appell Leuteneggers, beim Ausfüllen des Abstimmungszettels nicht emotional, sondern mit langfristigem Blick zu entscheiden, auf offene Ohren gestossen ist, bleibt angesichts der teilweise aufgebrachten Stimmung während der Diskussion allerdings fraglich.