Studie: Fluglärm mindert Wert von Grundstücken (O-P)

Publiziert von VFSNinfo am

Verlust in Offenbach bei 17,5 Prozent, 27 Städte im Blick

Von Bernhard P e l k a

Offenbach-Fluglärm mindert den Wert Offenbacher Immobilien um 17,5 Prozent. Unter 27 untersuchten Städten im Rhein-Main-Gebiet müssen nur noch Flörsheim (minus 19 Prozent) sowie Raunheim und Wixhausen (je minus 20 Prozent) größere Preisabschläge verkraften. Das belegt eine Studie des in Dreieich lebenden BWL-Professors Dr. Friedrich Thießen und des wissenschaftlichen Mitarbeiters Stephan Schnorr für die Technische Universität Chemnitz.

Die Analyse "Immobilien und Fluglärm" fußt auf anerkannten Statistikverfahren und der Befragung von 33 Maklern. Als Grundlage der Bewertung diente eine 62-Quadratmeter-Eigentumswohnung in einem Gebiet ohne Fluglärm. Die Makler sollten schätzen, mit welchem Preisabschlag diese Wohnung verkauft werden könnte, sofern sie von Fluglärm betroffen wäre, wie er das von dem Makler betreute Gebiet belastet. Zusätzlich zum Wertminderungseffekt wurde das Preisniveau dieser Standardwohnung im jeweiligen Gebiet abgefragt.

Heraus kam dabei unter anderem, dass je Dezibel Lärmzunahme eine Wertminderung von 0,3 Prozent eintritt. Danach müssten Immobilien im Stadtteil Bieber (59 Dezibel durchschnittliche Belastung) vom Wertverlust weniger stark betroffen sein als Wohnungen in Lauterborn (61 Dezibel).

Der Zusammenhang zwischen Lärmzunahme und Preisverfall dürfte überdies angesichts der gegenwärtigen Diskussion um den Ausbau des Frankfurter Flughafens interessant sein.

Die Studie befasst sich auch mit Abweichungen von diesem Muster. Obwohl Jets im Landeanflug zum Beispiel im Frankfurter Nobel-Quartier Lerchesberg 48 Dezibel verursachen, liegt der Wertabschlag dort nur bei zehn Prozent. Dr. Thießen und Stephan Schnorr führen dies auf den Image-Effekt sowie die Faktoren Erreichbarkeit und Nähe zurück. Der Lerchesberg gelte trotzdem als exklusive Wohnlage. Und adäquate Alternativen seien viel teurer.

Von einem ähnlichen Effekt profitiere auch Neu-Isenburg. Die Kommune liege zwar mit 52 Dezibel mit an der Spitze im Untersuchungsgebiet. Dennoch betrage die Wertminderung nur zehn Prozent. Neu-Isenburg lebe noch immer vom Ruf "der Stadt im Grünen, von der aus man in wenigen Minuten in Frankfurt ist", sagt der 48-jährige Thießen.

Erhellend ist ein weiteres Ergebnis: Nur in Dietzenbach hat der Fluglärm bei 27 untersuchten Städten keine negativen Auswirkungen auf den Immobilienpreis, obwohl es auch dort lärmende Düsenmaschinen gibt. Als Grund heißt es in der Analyse, die Stadt habe "soziale Probleme", da spiele der Fluglärm "keine ausschlaggebende Rolle". Im Fragebogen, den die Makler erhielten, stimmten 82 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Qualität der Mieter sinke, sobald der Fluglärm zunehme. 97 Prozent berichteten, die Immobilienkäufer fragten mittlerweile bewusst nach der Fluglärmbelastung.

Die Studie ist zu haben bei:
TU Chemnitz, Fakultät der Wirtschaftswissenschaften, Reichenhainer Straße 39, Uta Martin, 09126 Chemnitz, Tel.: 0371 / 5314188.

Offenbach-Post, 28.09.05