Der Ärger über die Anflüge ist nicht verflogen (ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am

Zürichsee-Zeitung rechtes Ufer

Südanflug: Fast 400 Reaktionen auf die «ZSZ»-Umfrage zum Südanflug

Auch nach zwei Jahren ist der Ärger über die Südanflüge in der Region gross – vor allem im Bezirk Meilen und in Wädenswil. Dies ergibt eine nicht repräsentative Umfrage der Zürichsee-Zeitungen.

Heute demonstrieren die Schneiser in Zürich wieder gegen die Südanflüge. Der Widerstand bleibt hartnäckig – auch zwei Jahre nach der Einführung des neuen Anflugregimes. Wie gross ist die Wut über die Südanflüge im Einzugsgebiet der Zürichsee-Zeitungen? Eine Umfrage zeigt: Enorm gross – die Südanflüge lösen auch heute noch starke Emotionen aus. Auf der Redaktion gingen bisher fast 400 Reaktionen ein.
«Wie halten Sie es mit den Südanflügen?», lautete die Frage («ZSZ» vom Mittwoch). Die Leser konnten aus fünf vorgegebenen Antworten auswählen – abgestuft zwischen zwei extremen Polen. Die eine extreme Vorgabe lautete: «Die Südanflüge stören mich stark. Hoffentlich kommen mehrere tausend Schneiser an die Demo.» Das andere Extrem: «Die Südanflüge stören mich nicht. Dafür gehen mir die fanatischen Südschneiser auf die Nerven.»

90 Prozent stören sich sehr

Die überwältigende Mehrheit, über 350 Antwortende, fühlt sich durch die Südanflüge «stark gestört» und hofft auf eine grosse Beteiligung an der heutigen Demonstration. Dutzendfach kommt in den Antworten zum Ausdruck, dass für viele die Südanflüge auch heute noch eine grosse Belastung sind. Die meisten begnügten sich nicht mit der Wahl der für sie zutreffenden Aussage, sondern fügten lange Kommentare und dramatische Schilderungen ihrer Befindlichkeit hinzu. Ein Ehepaar aus Uetikon schreibt: «Wir leiden. Und hassen die Flugzeuge und den Lärm. Wir müssen am Wochenende wegfahren, um mal wieder ausschlafen zu können. Wir sind nervös und hoffen auf baldige Ruhe.» Ein Wädenswiler meint: «Wir Bürger fühlen uns nicht mehr ernst genommen.»
Kritikpunkte, die dutzendfach vorgebracht werden, sind: Die Südanflüge seien illegal, gesundheitsschädigend, ein unverantwortbares Sicherheitsrisiko, eine raumplanerische Fehlleistung. Vielen stösst immer noch sauer auf, dass den Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzogen worden ist. Wiederholt ist von «Bananenrepublik» die Rede. Einig sind sich die meisten Schneiser darin, wie das Problem gelöst werden kann: Das Zauberwort heisst gekröpfter Nordanflug.
Bei zehn Antwortenden sitzt der Frust so tief, dass sie radikalere Protestformen als friedliche Demonstrationen fordern. Ein Männedörfler Ehepaar fragt etwa: «Der Kanton Jura ist leider erst mit Sprengstoff entstanden. Soll es auch beim Flughafen so weit kommen?» Ein Stäfner findet: «Wir Südschneiser reagieren viel zu lieb auf den ungeheuerlichen Rechtsbruch.»

Regionale Unterschiede

Deutlich ergibt die Umfrage: Die regionalen Unterschiede sind gross. Am stärksten ist die Ablehnung der Südanflüge in Männedorf, Stäfa, Wädenswil, Uetikon, Zumikon, Forch, Meilen, Zollikerberg, Pfäffikon SZ, Hombrechtikon und Richterswil (Reihenfolge nach Anzahl Antworten pro Ort). Deutlich weniger Anti-Südanflug-Mails trafen aus Erlenbach, Herrliberg, Schönenberg, Horgen, Samstagern, Freienbach und Wollerau ein. Gering scheint der Leidensdruck im Linthgebiet zu sein: Zwei Antwortende aus Jona stören sich stark am Südanflug, zwei nerven sich über die Schneiser. Ein Leser aus Eschenbach fordert sogar ein Flugverbot für alle Südanflug-Gegner.
Auffallend an den Antworten ist auch: Die Schneiser sind sehr gut vernetzt. Die Aufforderung, sich an der Umfrage zu beteiligen, verbreitete sich rasch, wie aus einigen Mails, die um- und weitergeleitet worden sind, herauszulesen ist. Rund 100 Antworten stammen denn auch von Betroffenen aus Gebieten ausserhalb des Kerngebiets der Zürichsee-Zeitungen: aus Gockhausen, Pfaffhausen, Benglen, Egg und Schwamendingen. Ebenfalls nicht aus der Region Zürichsee, sondern aus Opfikon stammt die Empfehlung: «Man sollte miteinander auch die Nachteile tragen.»

Kaum Kritik am Widerstand

Innerhalb der vom Südanflug stark betroffenen Gebiete gibt es nur wenige kritische Stimmen zum lauten Widerstand – aber es gibt sie. «Ich glaube, es gibt grössere Probleme auf der Welt als ein bisschen Fluglärm», schreibt ein Wollerauer. Ein Küsnachter findet: «Die Südanflüge stören uns hier in Itschnach. Die Demonstrationen sind aber kontraproduktiv, da sie nur den Widerstand sowohl der anderen Zürcher Regionen, der anderen betroffenen Kantone sowie auch der Süddeutschen Bevölkerung schüren.»
Ein Zumiker «mit Domizil direkt unter der Anfluglinie» sieht im Flugverkehr einen gewissen Unterhaltungswert: «Die Südanflüge stören gelegentlich – an einem schönen Sommermorgen macht es aber auch Spass, ihnen zuzuschauen.» Ein Wädenswiler meint: «Der Lärm der Bahn stört mich viel mehr, ist teilweise sogar ohrenbetäubend – und niemand sagt etwas.» 20 der rund 35 Antwortenden, die sich nicht kategorisch gegen die Südanflüge aussprechen, haben die extreme Variante gewählt und geschrieben, dass sie sich «über die fanatischen Schneiser» nerven; die anderen 15 – fast alle aus Zumikon, Küsnacht und Männedorf – betonen in ihren Reaktionen, dass auch der Süden einen Teil der Lasten übernehmen müsse – «zum Wohle einer prosperierenden Wirtschaft», wie ein Zumiker in seinem E-Mail festhält. (ZSZ, 03.09.05)