Auf Wohnungsschau in der Südschneise (TA)

Publiziert von VFSNinfo am

Wohnungen: In der Anflugroute der Südschneise bei Maur werden die Mieten teilweise gesenkt. (TA, 11.07.05, Seite 15)

In Binz stehen 35 Wohnungen der Swiss Life leer. Grund genug für die Verwaltung, einen Tag der offenen Tür auszuschreiben. Und die Interessenten kamen in die Südanflugschneise.

Von Heinz Girschweiler

Maur. - Thomas Maksymov gibt zu, dass ein Tag der offenen Tür in zehnjährigen Wohnsiedlungen ein aussergewöhnliches Mittel der Anwerbung von neuen Mietern ist: «Die Eigentümerin Swiss Life hat uns gebeten, besondere Anstrengungen zu unternehmen, um die Wohnungen wieder zu besetzen.» Maksymov ist Leiter Erstvermietung bei Livit, der Swiss-Life-Tochterfirma für Immobilien. An diesem schönen Samstagvormittag ist Maksymov aber nicht als Verkäufer an der Front tätig, sondern für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher zuständig. Er grilliert Würste auf dem Sitzplatz der Überbauung Gütschstrasse, er offeriert Getränke und unterhält die Ankommenden, bis seine Mitarbeiterin die nächsten Interessenten für eine Wohnungsbesichtigung abholt.

Auszüge:

In den letzten ein, zwei Jahren hätten die Leerstände langsam zugenommen, sagt Thomas Maksymov. Da liegt der Schluss nahe, es sei den Weggezogenen um die Flucht aus der neuen Südanflugschneise gegangen. Allmorgendlich von 6 bis 7 Uhr gleiten Flugzeuge im Anflug auf Kloten wenige Hundert Meter über die Wohnsiedlungen hinweg, hie und da auch noch abends. Und am Wochenende sinds drei Stunden.

«Fluglärm ist Einstellungssache»

Ein gesetztes Paar aus Witikon ist sehr angetan von dem, was es hier sieht. «Schöne Wohnungen, saubere, gepflegte Umgebung, wunderschöne Lage», kommentiert die Frau, und ihr Gatte nickt bestätigend. Ihre bisherige Wohnung soll nächstes Jahr saniert werden, deshalb schauen sich die beiden nach 25 Jahren Witikon nach etwas Neuem um. Der Fluglärm? Es sei ihnen natürlich bewusst, dass es in Binz am Morgen früh tönen werde, sagt die Frau. Aber: «Fluglärm ist Einstellungssache», meint sie - das überlaute öffentliche Geschrei darum gehe ihr ziemlich auf den Geist. «Wir müssten eben zu fliegen aufhören, wenn wirs ganz ruhig haben wollen.» Dann aber sagt sie auch noch: «Gäll Schatz, mir gönd dänn scho mal no go lose, wies am Morge würkli tönt, bevor mer en Vertrag underschriibed.»

In der Werbung von Livit steht weit und breit nichts von Fluglärm: Schöne ruhige Lage im Grünen, in der steuergünstigen Gemeinde Maur, heisst es da. Da macht man den Leuten ein X für ein U vor, oder nicht? Thomas Maksymov verteidigt sich: «Es ist doch nicht nötig, dass wir in unserer Werbung auch noch vom Fluglärm sprechen, der ist doch heutzutage allen bewusst.» Wer beispielsweise die Homepage der Gemeinde Maur anschaue, bekomme überdeutliche Hinweise auf die Problematik. Und selbst an Häusern in Binz seien Protestplakate gegen die Südanflüge angebracht, sagt Maksymov.

80 Einwohner verloren

Binz habe im letzten Jahr 80 von 1650 Einwohnern verloren, sagt der Maurmer Gemeindeschreiber Markus Gossweiler, die Gemeinde gesamthaft rund 100 von 9000. Von einem Exodus aus der Gemeinde wegen des Fluglärms könne aber keine Rede sein, meint Gossweiler. Hingegen seien wohl Eigenheime heute gesuchter als Mietwohnungen. Maur ist denn auch im Regionenrating des «Tages-Anzeigers» letzte Woche zur attraktivsten Wohngemeinde im Bezirk Uster erkoren worden. Der Fluglärm ist dort allerdings - im Unterschied zum Steuerfuss und zum Blick auf Alpen und See - kein Kriterium. Weit kritischer tönts von einem Hauseigentümer, der genug hat vom Fluglärm auf dem Pfannenstielrücken. «Wir haben unser Haus in Binz eben mit Verlust verkauft und ziehen im Herbst weit weg vom Flughafen Kloten», schrieb er dem TA.  (TA, 11.07.05)