«Das schlägt dem Fass den Boden aus» (Leserbriefe ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Die kritiklos euphorische Unterstützung des Flughafens durch das Komitee Weltoffenes Zürich ist seit Jahren bekannt, und seine Wünsche betreffend den weiteren Ausbau des Flughafens erstaunen nicht.

Dass dieses Komitee nun aber ganz ungeniert verlangt ein Volksentscheid sei einfach zu streichen, schlägt dem Fass den Boden aus. Zur Erinnerung: 2007 kam die Volksabstimmung «Für eine realistische Flughafenpolitik» zur Abstimmung; sie verlangte eine Plafonierung der Flugbewegungen. Das wollte der Kanton Zürich mit allen Mitteln verhindern. Er stellte der Initiative einen Gegenvorschlag entgegen. Mit dessen Kernstück,

dem Zürcher Fluglärm-Index (ZFI), wurde ein Instrument geschaffen, das die Anzahl der von Fluglärm stark gestörten Personen festlegt, die möglichst nicht überschritten werden darf. Andernfalls müsste der Kanton geeignete Massnahmen ergreifen. Mit diesem Versprechen wurde der Gegenvorschlag angenommen

Heute sollen neue Flugrouten über dicht besiedeltes Gebiet geführt werden. Sie hätten eine krasse Mehrbelastung der Bevölkerung zur Folge, der ZFI würde massiv ansteigen. Kein Wunder, möchte das weltoffene Komitee das Resultat des Urnenganges ersatzlos streichen. Immerhin legte die Zürcher Regierung damals fest, dass ein Ausgleich zwischen Flughafenbetrieb und Lebensqualität der Bevölkerung zu sichern sei. Welche Legitimation masst dieser Wirtschaftsverband sich an Soll er sich weiter als Sprachrohr der Flughafenturbos profilieren. Von demokratischen Spielregeln haben diese Herren offenbar keine Ahnung.

Yvonne Wewerka, Pfaffhausen

 

«Dies ist ein Bumerang»

Die Forderungen des Weltoffenen Zürich offenbaren eklatant die Missachtung der Gesundheit der Flughafenanwohner, des Umweltschutzes und schlussendlich der Klimaerwärmung, aber auch der Gesetze. Kurzfristiges Profitwird über nachhaltiges Denken gesetzt. Dies ist ein Bumerang, der sowohl für die Anwohner des Flughafens als auch für die Flugindustrie Folgen haben wird.

Heide Boesch, Forch

 

«Hornen der Kursschiffe ist ein Nachtigall-Gesang»

Für die Aviatik unliebsame Gesetze, resp. solche, die explizit zum Schutz der Bevölkerung und gegen eine masslose Kapazitätssteigerung der An- und Abflüge am Flughafen Kloten dienen, gibt es eine einfache Lösung: Man schafft sie ab. Aus dieser Trickkiste stammt zum Beispiel die Einführung der Südanflüge vor knapp 14 Jahren.

Schon kurz nach der ZFI-Abstimmung und dessen Annahme war klar, dass der Regierungsrat Massnahmen gegen den Lärm zu ergreifen gehabt hätte, denn dank der Südanflüge ist die Zahl der stark belästigten Personen schon von Anfang an stark überschritten worden. Der Zürcher Regierungsrat hat den Auftrag, Massnahmen zu ergreifen. Dieses Instrument zur Erfassung von stark vom Fluglärm betroffenen Personen, vor der Abstimmung über allen Klee gelobt, ist nach der Abstimmung als untauglich deklariert worden. Der Grund hierfür sei die Bevölkerungszunahme rund um den Flughafen, gefördert auch durch die kantonale Richtplanung. Der zweite Griff in die Trickkiste Wenn man denn wollte, wäre es ein Leichtes, die Neuzuzüger im ZFI zu erfassen, die werden in den Gemeinden registriert.

Das Komitee Weltoffenes Zürich fordert 80 Flugbewegungen pro Stunde, jetzt sind es deren 66 ( jede Minute eine) und aus «Sicherheitsgründen» = Synonym für Kapazitätssteigerung, seien die Südstarts straight raumplanerisch zu sichern. Letztere würden das Wohnen in der Stadt Zürich und in den Seegemeinden, sowohl am linken und ganz besonders am rechten Ufer schwer beeinträchtigen. Das Hornen der Kursschiffe ist im Lärmvergleich dazu ein Nachtigall-Gesang!

Solange die Schweizer Politik ausserstande ist, die Fluglärmproblematik mittels Verhandlungen mit Deutschland zu lösen, sollen keine Forderungen nach Kapazitätssteigerungen gestellt werden. Die Wünsche der deutschen Swiss, welche in Kloten einen Hub Plus einrichten will, müssen aufs Eis gelegt werden, solange die einseitige Deutsche Verordnung (DVO) Sperrzeiten über deutsches Gebiet, gültig ist.

Ursula Hofstetter, Forch

 

«Weltoffenes Zürich steht im Abseits»

Der neue Flugbetriebswunschkatalog des Komitees Weltoffenes Zürich ist verantwortungslos und entbehrt mit seiner Forderung nach Abschaffung des ZFI jeglichen Demokratieverständnisses und Realitätssinnes.

Der ZFI wurde von der Zürcher Regierung als abgeschwächter Gegenvorschlag zur Volksinitiative für eine Beschränkung der Flugbewegungen auf jährlich 250 000 ins Spiel gebracht. Damit bestätigte auch der Regierungsrat, dass am Flughafen zugunsten der Bevölkerung Handlungsbedarf gegen uneingeschränktes Wachstum besteht. Der ZFI orientiert sich ausschliesslich an der Wirkung des Lärms, wobei auch medizinisch-physiologische Forschungsergebnisse berücksichtigt werden. Der ZFI wurde 2007 von der Bevölkerung mit 63 Prozent deutlich angenommen. Dies als klares Zeichen an die Luftfahrt, dass auch von dieser Seite Opfer zur Erhaltung von Gesundheit und Lebensqualität erwartet werden, ggf. bei Nichteinhaltung der max. 47 000 tolerierten stark Lärmbetroffenen auch mit Einschränkungen beim masslosen Wachstumsdenken.

Dass die Raumplanung in unserem überbevölkerten Land Priorität vor den überdimensionierten Cityhub-Fantasien der Aviatik-Akteure hat (welche die langfristigen Folgen ihres Handelns, im Gegensatz zu unseren Enkeln, ja kaum erleben müssen), dürfte vor dem Hintergrund einer Wohnbevölkerung von über 25 Mio. in 100 Jahren eigentlich auch den Demokratieverweigerern klar sein (Basis durchschnittliche Bevölkerungszunahme 2007–2016).

Jean-Pierre Schiltknecht, Zollikerberg

ZSZ, 09.08.2017, Seite 7, Leserbriefe zum Artikel «Weltoffenes Zürich will ZFI abschaffen» vom 29.07.2017


siehe auch: Komitee Weltoffenes Zürich will Fluglärmindex abschaffen (LZ)