«Leuthard passt perfekt zur SBB oder zur Swiss» (20min)

Publiziert von VFSNinfo am
Doris Leuthard und Didier Burkhalter treten zurück, sind jedoch noch lange nicht im Pensionsalter. Welche Karrieren könnten sie jetzt einschlagen?

Wenn Aussenminister Didier Burkhalter Ende Oktober den Bundesrat verlässt, ist er 57 Jahre alt. Bis er das Rentenalter erreicht, dauert es also noch ein wenig. Auch Doris Leuthard will spätestens Ende der Legislatur im Herbst 2019 zurücktreten. Mit 56 Jahren hätte auch sie noch Zeit für weitere berufliche Herausforderungen.

Doch wie gut sind Bundesräte auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar? Welches wären geeignete Stellen für die beiden und was könnten sie verdienen? 20 Minuten hat Headhunter dazu befragt.

Start der Jobsuche

Laut Harald Rubin, CEO des Personalvermittlers Addexpert, sollten Burkhalter und Leuthard nach dem Rücktritt nicht allzu lange mit der Jobsuche warten, sofern sie überhaupt Ambitionen für eine neue Aufgabe haben. «Während es früher verpönt war, wenn Alt-Bundesräte nach ihrer Amtszeit allzu schnell in der Privatwirtschaft unterkamen, ist man heute in dieser Sache offener und flexibler.» Dank einer vorzeitigen Karriereplanung könnten Bundesräte ihr Netzwerk nutzen, bevor sie in Vergessenheit geraten.

«Dies gilt vor allem für Herrn Burkhalter. Als OSZE-Präsident konnte er sich international auf höchster Ebene vernetzen.» Wolle er seiner Karriere noch zu einem weiteren Höhenflug verhelfen, gelte es nun, seinen derzeit guten Ruf nicht veblassen zu lasssen. Doris Leuthard habe da mehr Zeit, auch weil ihr Rücktritt «ein Masterplan» sei. Rubin: «Sie ist nun zwei Jahre früher für den Markt als Spitzenkandidatin sichtbar».

Branche

Für Headhunter Rubin ist klar: Burkhalters Chancen liegen im internationalen Umfeld: «Er engagierte sich stark als OSZE-Vorsitzender und hatte 24-Stunden-Arbeitstage. Für seine Leistung in der Ukraine-Krise wurde er später gelobt.» Schon damals habe man gemerkt, dass sich Burkhalter eine Zukunft auf der internationalen Bühne vorstellen könnte.

Doris Leuthard habe als Bundesrätin eine gute Bilanz vorzuweisen. «Neun gewonnene Abstimmungen und hohe Zustimmungswerte im Volk – sie würde vielen Unternehmen die Ausstrahlung von Erfolg und Sympathie bieten.» Dabei sei es wichtig, dass sie als Person zu der Message des Unternehmens passe. «Leuthard würde perfekt in die Geschäftsleitung eines Transport- oder Tourismusunternehmens passen, etwa der SBB oder der Swiss »

Rolle als «Neudenker»

Christian Ulrich, Geschäftsleiter von Ulrich Associates, befürchtet, dass sich die Bundesräte in klassischen Rollen nicht wohlfühlen werden. «Oft nehmen Bundesräte ein Verwaltungsratsmandat an, doch die Tätigkeit dürfte für die beiden zu wenig fordernd sein.» Auch Eine C-Level-Position wie CEO sei nicht optimal. «Dort ist man stark in die Firma eingebunden und hat wenig Freizeit.» Ulrich würde Leuthard und Burkhalter darum eine Rolle als «Neudenker und Impulsgeber» wünschen – etwa in Form eines Innovationsmanagers.

Gehalt und Rente

Und was verlangen Leuthard und Burkhalter im Lohngespräch? Für Ulrich ist klar: Am Hungertuch werden die beiden nicht nagen. «Je nach Aufgabe und Funktion liegen für einen Alt-Bundesrat zwischen 500\'000 und 1 Mio. Franken drin.»

Egal, welchen Job die beiden Magistraten nach ihrer Zeit im Bundesrat ergreifen werden, für ihr Auskommen ist gesorgt. Wer es vier Jahre lang im Bundesrat aushält, erhält eine Rente von 220\'000 Franken pro Jahr – solange man nicht mehr als ein amtierender Bundesrat verdient.

20min, 04.08.2017