Bazl-Direktor sorgt mit Aussage zu Südstarts für Irritationen (ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Am meisten Sicherheit gebe es am Flughafen Zürich, wenn den ganzen Tag Südstarts über Zürich und die Zürichseeregion geflogen würden. Mit solchen Aussagen empört der Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt lokale Politiker.

Bevor er Ende Jahr in Pension geht, liefert Peter Müller noch einen Knaller. In einem Interview im «Tages-Anzeiger» sprach sich der Direktor des Bundesamts für zivilluftfahrt (Bazl) gestern für die Südstarts geradeaus über Zürich und die Zürichseeregion aus. So sagt er, dass man mit Südstarts geradeaus den ganzen Tag ein Maximum an Sicherheit erreiche.

In der Region sorgt Müller damit für Kopfschütteln. Philipp Kutter (CVP), Stadtpräsident von Wädenswil, sagt: «Die Aussagen sind sehr einseitig». Klar gehe die Sicherheit vor. Doch genau die Starts über das am dichtesten besiedelte Gebiet lösten bei ihm die grössten Sicherheitsbedenken aus, sagt Kutter. Im Artikel wird suggeriert, dass die «einflussreiche Goldküste» die Südstarts bisher verhindert hat. «Es geht doch nicht nur um die Goldküste», wirft Kutter ein. Aber sie sei eben immer für eine Schlagzeile gut.

«Skandalöse Aussage»

Markus Ernst (FDP), Gemeindepräsident von Küsnacht, pflichtet Kutter bei. «Herr Müller hat eben was gegen die Seegemeinden», sagt er. Rhetorisch fragt Ernst: «Gehören Wallisellen und Schwamendingen etwa auch zur Goldküste?» Auch er stört sich daran, dass der Sicherheitsaspekt unterschiedlich gewertet wird. Vor zwei Jahren habe ihm der Bazl-Direktor gesagt, dass Wahrscheinlichkeiten, ob ein Flugzeug auf dicht besiedeltes Gebiet abstürzt oder auf einen Acker, bei den Sicherheitsüberlegungen des Bazl keine Rolle spielen würden. «Ich finde diese Aussage von Herrn Müller skandalös», sagt er.

Das Bazl habe zurzeit andere Probleme zu lösen und lenke mit den Südstarts davon ab, sagt Philipp Kutter. «Was tut das Amt etwa gegen die Kleinflieger, die unerlaubt in den Luftraum beim Flughafen eindringen?» fragt er. Eine Verlängerung der Piste 28 und der Konzentration der Kleinfliegerei auf dem Flughafen Dübendorf wären vermutlich ebenso wirkungsvoll wie Südstarts geradeaus, hält er fest.

Keine Überraschung

Matthias Dutli, Präsident des Vereins Flugschneise Süd Nein (VFSN) ist nicht überrascht von der Aussage des Bazl-Direktors. «Das war klar, dass Müller die Südstarts geradeaus jetzt noch forcieren wird», sagt er. Der Bund wolle diese Lösung schon seit 2003. Bern sei gewillt, die Südstarts ohne Rücksicht auf die Bevölkerung durchzusetzen, sagt Dutli. Die Sicherheitsfrage lässt der VFSN-Präsidenten nicht gelten. «Das Kreuzen hat 60 Jahre lang funktioniert», sagt er. Dem Bund gehe es nicht um Sicherheit, sondern nur um eine Kapazitätssteigerung am Flughafen, ist Dutli überzeugt.

Diese wäre nur mit einem Parallelpistensystem machbar, sagt er. Sollte der Vorschlag von Bazl-Direktor Peter Müller konkret werden, will der Süden die Südstarts nicht einfach hinnehmen. «Wir werden alles gegen die Einführung unternehmen», sagt Markus Ernst. Solange die Starts nicht im Betriebsreglement eingetragen sind, sei der Kampf nicht vorbei.

ZSZ, 06.08.2015