Der unbekannte Investor (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Der Bund sucht einen Betreiber für das künftige zivile Flugfeld in Dübendorf. Interesse zeigt offenbar ein Geldgeber, der bereits im Ausland Flugplätze besitzt.

Ein Anwalt der Zürcher Kanzlei Klein Rechtsanwälte AG sorgt seit dem 16. August für grosses Rätselraten. Laut eigenen Angaben handelt es sich bei dem Büro um eine der führenden Kanzleien auf dem Gebiet der Luftfahrt. Der Mann war an einer Infoveranstaltung des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) in Ittigen anwesend. Dort ging es um die Zukunft des Flugplatzes Dübendorf.

Das Bazl arbeitet derzeit die Ausschreibung aus, mit welcher der Bund einen neuen Betreiber suchen will, und präsentierte an diesem Anlass grobe Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung des Flugplatzes Dübendorf. Am Anlass zugegen waren jene Player, die bekanntermassen an einer aviatischen Zukunft von Dübendorf interessiert sind, wie der Dachverband der Schweizerischen Luft- und Raumfahrt, Aerosuisse, und das Forum Flugplatz Dübendorf.

Keinem von ihnen war der Mann bisher bekannt, der auf Geheiss eines interessierten Investors der Veranstaltung beiwohnte. Details über seinen Auftraggeber gab der Anwalt in Ittigen keine Preis. Eine totale «Blackbox» nennen ihn einige der Anwesenden. Informationen sind auch durch die Zürcher Kanzlei keine erhältlich. Die Anwälte nehmen weder Telefonate von Journalisten entgegen, noch rufen sie zurück. Ihr Mandant gibt deshalb zu Spekulationen Anlass.

Ein deutsch-ägyptischer Geschäftsmann

In wohlinformierten Kreisen will man wissen, dass der Anwalt einen ausländischen Investor vertritt – aus Deutschland, geben gleich zwei unabhängige Quellen an. Der unbekannte Financier soll dort bereits mehrere Flugplätze besitzen und gilt deshalb als valabler Anwärter für den Dübendorfer Posten.

Tatsächlich wurden etliche militärisch genutzte Flugplätze der einstigen DDR umgenutzt und sind heute zivil betrieben, so etwa Allstedt, Altenburg, Eisenhüttenstadt, Grossenhain oder Eisenach. Auf der Suche nach der Identität des Unbekannten fällt immer wieder der Name Mohamad Rady Amar.

An- und Abflüge von Businessjets und Turboprops

Der deutsch-ägyptische Geschäftsmann hat Ende 2012 mit den Stimmen von CDU, SPD, FDP, BFL und FUL den Zuschlag für den zum Verkauf stehenden Lübecker Flughafen erhalten. Wie er gegenüber der «Lübecker Stadtzeitung» bekannt gab, will er schon in fünf Jahren die 1-Million-Marke bei den Passagierzahlen knacken und in den kommenden Jahren 20 Millionen Franken investieren.

Rady Amar ist Verwaltungsratspräsident der Firma FFA Bravo AG mit Sitz am St. Galler Flugplatz Altenrhein und plant den Flughafen Lübeck zu einem Airport mit internationalem Standard auszubauen. Die Piste des deutschen Flugplatzes gleicht mit einer Länge von 2102 Metern jener von Dübendorf. Allerdings wird aus den Plänen des Bazl deutlich, dass die Startbahn im Glattal auf der Hangarseite auf 1800 Meter gekürzt werden soll. Dies würde Starts und Landungen von grossen Linienmaschinen verunmöglichen. Denkbar wären dann lediglich An- und Abflüge von Businessjets und Turboprops. Das wiederum spricht gegen Rady Amars Interesse, der grössere Maschinen nach Lübeck holt.

Tages-Anzeiger, 05.09.2013




siehe auch:
Bund will auf dem Flugplatz Dübendorf fliegen und forschen (TA)
Südschneiser fühlen sich geohrfeigt (ZOL)
«Wir werden auf die Barrikaden gehen» (TA)
Klimaziele werden sabotiert (Leserbriefe TA)