Streit um Sperrung des Luftraums – auch in Zürich werden Flüge gestrichen (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Wegen der Aschewolke des Vulkans Grimsvötn sind weite Teile des deutschen Luftraums gesperrt. Ryanair zweifelt nach einem Testflug allerdings die Sperrung an. Auch in Zürich fallen erste Flüge aus.

Die Sperrung des Luftraumes über Hamburg und Bremen wegen des Vulkanausbruchs in Island hat erste Auswirkungen auf den Schweizer Flugverkehr. Auf dem Flughafen Zürich wurden am Morgen sechs Flüge annuliert. Je drei Flüge von und nach Hamburg seien gestrichen worden, sagte eine Sprecherin des Flughafens Zürich. Auch ein Flug nach Bremen sei annuliert worden.

Der Vulkanausbruch hat den Luftverkehr am Hamburger Flughafen am Morgen komplett zum Erliegen gebracht. Wegen der Aschewolke aus dem Vulkan Grimsvötn wurden ab 6 Uhr alle Starts und Landungen gestrichen, wie Katja Tempel, Sprecherin des Flughafens auf dapd-Anfrage sagte. Nach dem nächtlichen Flugverbot war der Betrieb am Morgen gar nicht erst aufgenommen worden. Es sei unklar, wie lange das von der Deutschen Flugsicherung (DFS) verhängte Flugverbot gelten solle. Für heute sind laut Tempel 433 Starts und Landungen mit rund 43\'000 Passagieren geplant.

In Bremen geht nichts mehr

Auch in Bremen ist der Flugverkehr lahmgelegt. «Bis Mittag werden 21 Abflüge und 19 Ankünfte gestrichen», sagte Flughafensprecher Florian Kruse auf dapd-Anfrage. Seit 5 Uhr gilt zunächst bis 13 Uhr ein Flugverbot. «Sowohl innerdeutsche als auch europäische Flüge mussten gestrichen werden», fügte der Sprecher hinzu.

Der Berliner Luftraum wird voraussichtlich um 11 Uhr wegen der Aschewolke aus Island gesperrt. Das sagte ein Flughafensprecher am Morgen. In Berlin sagten die Fluggesellschaften bereits Flüge ab, hiess es.

68 Flüge abgesagt

Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat die Einschätzung der britischen Behörden angezweifelt, wonach die durch den Vulkanausbruch in Island ausgelöste Aschekonzentration über Schottland zu hoch für den Flugverkehr sei. Die Airline habe eine eigene Maschine in den schottischen Luftraum entsendet und keine Asche in der Atmosphäre gefunden, teilte Ryanair am Dienstag mit. «Genauso wie wir vorausgesagt haben, sind wir auf absolut keine Probleme gestossen», sagte Ryanair-Chef Michael O\'Leary der Nachrichtenagentur AP. Der Luftraum über Schottland hätte nicht eingeschränkt werden dürfen, sagte er.

Auf Druck der irischen Behörden sagte Ryanair alle 68 Flüge aus und nach Schottland für den Rest des Dienstags ab. Die Fluggesellschaft British Airways (BA) setzte nach eigenen Angaben einen Airbus A320 ein, der das von der Vulkanasche aus Island ausgehende Risiko für den Flugverkehr klären soll. Die Maschine sei am Dienstagabend für einen Überprüfungsflug nach Schottland geschickt worden, teilte BA mit.

Wegen der Vulkanasche aus Island wurden auch in Schweden am Dienstagabend zehn Inlandsflüge gestrichen. Die Luftverkehrsbehörde erklärte, über der Westküste werde eine mittelstarke Aschekonzentration erwartet, darunter auch über der zweitgrössten Stadt Göteborg.

Aktivität des Vulkans geht zurück

Der aktivste isländische Vulkan Grimsvötn war am Samstag ausgebrochen. Seine Aktivität ging inzwischen zurück. Wegen der Schliessung von Teilen des Luftraums über Grossbritannien fielen am Dienstag nach Angaben der europäischen Flugsicherung Eurocontrol etwa 500 Flüge aus.

Obwohl der Ausbruch des Grimsvötn heftiger war als der eines anderen isländischen Vulkans 2010, hatte das Naturereignis zunächst nicht die gleichen Folgen. Damals sassen auf den europäischen Flughäfen zehn Millionen Reisende fest, und Airlines machten Verluste von 1,2 Milliarden Euro.

Tages-Anzeiger, 25.05.2011