Kondensstreifen sind wahre Klimakiller (20min)

Publiziert von VFSNinfo am
Kondensstreifen am Himmel heizen die Erde erheblich stärker auf als bisher bekannt. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von deutschen Wissenschaftlern.

Kondensstreifen hinter Flugzeugen verursachten in einem Jahr womöglich sogar mehr Erderwärmung als das angesammelte Kohlendioxid, das Flugzeuge seit Beginn der Luftfahrt ausgestossen hätten, sagte Ulrike Burkhardt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. Aus Kondensstreifen entstehen sogenannte Zirren - Wolken aus Eispartikeln.

Deren Fläche ist etwa neunmal grösser als der linienförmige, meist sichtbare Streifen, den Flugzeuge am Himmel hinterlassen. Bislang konnten Experten bloss den Effekt linienförmiger Kondensstreifen abschätzen. Sie gingen zwar davon aus, dass die Auswirkung der Zirren deutlich grösser sei, konnten das aber nicht belegen.

In Europa gibts mehr Streifen

Die Kondensstreifen haben Folgen für die natürliche Bewölkung. Sie verbrauchen in der Luft enthaltene Feuchtigkeit und reduzieren so die Bedeckung durch natürliche Wolken. Diese Wirkung wiesen die Forscher mit einem Modell nach. Beide - natürliche und künstlich erzeugte - Zirren verringern die Infrarotausstrahlung der Erde und erwärmen so das Klima.

Die Kondensstreifen und ihrer Zirren bedecken laut der Studie, die im Fachmagazin «Nature Climate Change» publiziert wurde, über Europa eine grössere Fläche als über Nordamerika, obwohl dort der Luftverkehr intensiver ist. Das liegt zum einen an der kälteren Luft über dem europäischen Kontinent. Diese ist für die Bildung von Kondensstreifen nötig.

Zum anderen werden viele Kondensstreifen, die sich über dem nordatlantischen Flugkorridor bilden, nach Europa transportiert. Die Forscher betonen, dass Kondensstreifen viel kurzlebiger sind als Treibhausgase, die einen ähnlichen rückstrahlenden Effekt der Erdwärme haben.

20min, 29.03.2011

ZumOriginal:
NATURE CLIMATE CHANGE: Atmospheric science: Seeing through contrails, 29.03.2011