Alle sind begeistert (Schwarzwälder-Bote)

Publiziert von VFSNinfo am
Schwarzwald-Baar-Kreis. »Es passt kein Blatt zwischen die Auffassung der Landräte, Bürgerinitiativen und der öffentlich-rechtlichen Körperschaften«, sagt Regierungspräsident Julian Würtenberger zur neuen Lärmstudie der Schweizer zum Flughafen Zürich.

In einer kurzfristig einberufenen Tagung der Begleitkommission Züricher Flughafen in Bad Dürrheim waren sich alle 30 Teilnehmer, darunter die Landräte Guido Wolf, Tilman Bollacher, Frank Hämmerle und Karl Heim, Vertreter des Innenministeriums und der Bürgerinitiativen, Bürgermeister und Oberbürgermeister Thorsten Frei einig: Die Belastungen, die die Schweizer der süddeutschen Bevölkerung aufbürdeten, seien unzumutbar. Sie müssten die Umweltfolgen ihrer Infrastrukturmaßnahmen zum Ausbau des Flughafens Zürich, der kein nationaler Flughafen sei, selbst bewältigen.

Ein Brief von sechs Landräten an den neuen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer wird von allen Teilnehmern der Tagung unterstützt. »Der Brief wurde inhaltlich gebilligt und enthusiastisch unterstützt«, schilderte Würtenberger: »Alle sind begeistert«. Sechs Landkreise und die Bürgerinitiativen unter einen Hut zu bekommen, das sei »keine Selbstverständlichkeit«. Stumm nickt Edwin Fluck, Vertreter der Bürgerinitiative Schwarzwald-Baar und deutet auf den Regierungspräsidenten. In bisher ungekannter Weise überlässt der streitbare Blumberger es diesem, die gemeinsamen Interessen zu formulieren. »Hier in der Region gibt es kein St. Floriansprinzip«, betonte Landrat Karl Heim.

Im Brief, der bereits versandt wurde, wird nämlich sowohl gefordert, dass es keinen gekröpften Nordanflug geben dürfe, als auch, dass der Warteraum Rilax aufgehoben werden müsse. »Wir wollten frühzeitig die Position der südbadischen Bevölkerung beim neuen Bundesverkehrsminister deutlich machen«, betont Heim. Dort leben immerhin 1265000 Einwohner in einer »touristisch sensiblen Region«, heißt es in dem Brief: »Kein anderer Flughafen vergleichbarer Größe in Europa nimmt derart massiv und ohne Not mit großer Selbstverständlichkeit unser Gebiet in Anspruch.«

Die Flugverkehrsbelastung werde aus »politischer Rücksichtnahme auf die Bevölkerungsmehrheit in der Flughafenregion, die am meisten vom Flughafen profitiert, zu Lasten der süddeutschen Bevölkerung exportiert.« Die Schweiz habe nun einen Vorschlag vorzulegen, wie die Anflüge zwischen beiden Ländern aufzuteilen seien. Das vereinbarten Kanzlerin Angela Merkel und der damalige Schweizerische Bundespräsident Couchepin vor einem Jahr. »Zwingend« ist für sie die Beibehaltung der Sperrzeiten der Deutschen Durchführungsverordnung und Begrenzung der Anzahl der Anflüge auf 80000 Bewegungen. Unterzeichnet haben die Landräte der Kreise Waldshut, Lörrach, Schwarzwald-Baar, Breisgau-Hochschwarzwald, Konstanz und Tuttlingen. Am 25. November soll es eine Aktion im Stuttgarter Landtag geben.

Schwarzwälder-Bote, 10.11.2009


Kommentar VFSN: Darauf, dass 70 % der Zürich-Kloten anfliegenden Flugzeuge in deutschem Besitz sind; dass es der deutsche Lufthansakonzern ist, der Forderungen nach grenzenlosem Wachstum stellt; dass das in der Schweiz wohnhafte fliegende Personal der deutschen Flugzeuge seine Steuern in Deutschland bezahlt und wir ihre Infrastrukturkosten berappen, darauf wollen wir hier nicht näher eingehen. 
Aber wie glaubhaft die nicht mehr zu überbietenden Polemiken der süddeutschen Scharfmacher sind, mögen folgende Grafiken belegen. Schon die gemeinsamen Lärmmessungen (PDF, 14.5 MB, Seite 19) haben gezeigt, dass die Anzahl "Lärmbetroffenen Übernachtungen Tourismus" in Süddeutschland bei genau 0 (NULL!) liegen. Im Vergleich Schweiz: 670\'301!
Wenn man sieht, wie weit die Schwarzwald-Kurorte vom Flughafen entfernt sind, erstaunen die Resultate der Lärmmessungen nicht im Geringsten. Entgegen den Behauptungen der süddeutschen Politiker, ist der Tourismus in keiner Weise betroffen. Man muss wohl deshalb darauf schliessen, dass auch alle anderen Behauptungen schlicht aus der Luft gegriffen sind.

Betroffenen Kurorte durch Tageslärm:


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Betroffenen Kurorte durch Nachtlärm:


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Die sechs (betroffenen?) Landkreise:



FR Breisgau-Hochschwarzwald
KN Konstanz
LÖ Lörrach
VS Schwarzwald-Baar
TUT Tuttlingen
WT Waldshut




siehe auch:
Scharfe Geschütze im Fluglärmstreit (Stuttgarter Nachrichten)
Landkreise verschärfen Ton im Fluglärmstreit (Südkurier)
Gemeinsame Lärmanalyse zum Flughafen Zürich: Ergebnisse liegen vor (BAZL)
Tourismus und Fluglärm im Schwarzwald (PDF, 2 MB)



Quelle der Grafiken: Lärmbelastungsanaylse D-CH (PDF, 14.5 MB)