Zürcher Fluglärm-Index 2008 erneut angestiegen – Massnahmenkonzept liegt vor (RR)

Publiziert von VFSNinfo am
Der Regierungsrat hat den Bericht der Volkswirtschaftsdirektion zum Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) 2008 verabschiedet. Darin werden die Jahre 2007 und 2008 sowie im Langzeitvergleich die Jahre 2000 sowie 2005 bis 2008 miteinander verglichen. Der vom Regierungsrat bei 47‘000 stark belästigten Personen festgelegte ZFI-Richtwert ist im Jahr 2008 überschritten worden: Im vergangenen Jahr fühlten sich insgesamt rund 49‘000 Personen vom Fluglärm tagsüber stark belästigt bzw. in der Nacht stark gestört. Gleichzeitig hat der Regierungsrat das bereits 2008 in Auftrag gegebene ZFI-Massnahmenkonzept verabschiedet. Es ist mit den Grundlagen für die Teilrevision des Verkehrsrichtplans im Bereich Flughafen und mit dem SIL-Prozess Flughafen Zürich abgestimmt.

Der ZFI-Monitoringwert im Jahr 2008

Der Monitoringwert, der die Zahl von Fluglärm am Tag stark belästigter bzw. in der Nacht im Schlaf stark gestörter Personen ausweist, wuchs von rund 46‘300 (2007) auf rund 49‘000 (2008) an. Dies entspricht einem Zuwachs von sechs Prozent. Damit wurde der ZFI-Richtwert von 47‘000 stark belästigten bzw. gestörten Personen im Jahr 2008 um gut vier Prozent überschritten. Der Monitoringwert am Tag (06.00 – 22.00 Uhr) ist um fünf Prozent von 30‘700 (2007) auf 32‘300 (2008) und in der Nacht (22.00 – 06.00 Uhr) um acht Prozent von 15‘600 (2007) auf 16‘800 (2008) gestiegen.

Zu Vergleichs- und Analysezwecken wurde die Entwicklung des ZFI-Monitoringwerts auch über einen längeren Zeitraum hinweg untersucht. Dabei wurde als Vergleichsjahr das Jahr 2000 hinzugezogen, das bei der seinerzeitigen Festlegung des Richtwerts eine zentrale Rolle gespielt hat. Wäre der ZFI bereits 2000 in Kraft gewesen, so wären insgesamt rund 59‘600 Personen vom Fluglärm stark belästigt bzw. gestört gewesen. Der ZFI-Monitoringwert 2008 liegt rund 18 Prozent unter dem entsprechenden Wert des Jahres 2000. In der Zeit zwischen 2000 und 2008 hat die Entwicklung der Bevölkerung einen Zuwachs des ZFI um neun Prozent bewirkt, was jedoch durch eine günstige Entwicklung im Flugbetrieb (minus 27 Prozent) mehr als kompensiert wurde.

Der Zuwachs des ZFI-Monitoringwerts zwischen den Jahren 2007 und 2008 wurde zu rund 60 Prozent durch den Flugbetrieb und zu rund 40 Prozent durch das Bevölkerungswachstum rund um den Flughafen verursacht. Beim Flugbetrieb spielten folgende Faktoren eine Rolle:  

  • Die Zunahme der Bewegungszahlen liess den ZFI im Vergleichsjahr am stärksten anwachsen.
  • Der zweitwichtigste Faktor des Flugbetriebs war die Routenbelegung, wobei sich hier nur die Veränderungen am Tag ungünstig auf den ZFI auswirkten.
  • Als dritter Faktor liessen die Zusammensetzung und der Einsatz der Flugzeugflotte den ZFI anwachsen. Hier wirkten sich nur die Veränderungen im nächtlichen Einsatz ungünstig auf den ZFI aus. Die Veränderungen in der Flugzeugflotte am Tag verminderten den ZFI leicht.

Das ZFI-Massnahmenkonzept

Nachdem der ZFI-Monitoringwert den Richtwert bereits 2007 nahezu erreicht hatte, beauftragte der Regierungsrat die Volkswirtschaftsdirektion (Federführung), zusammen mit der Baudirektion eine systematische, wirkungsorientierte Planung und Evaluation Erfolg versprechender Massnahmen an die Hand zu nehmen mit dem Ziel, den Monitoringwert auf lange Sicht so tief wie möglich zu halten. Dieses Massnahmenkonzept liegt nun vor und wurde vom Regierungsrat zusammen mit dem ZFI-Bericht 2008 verabschiedet. Da der Monitoringwert einerseits vom Flugbetrieb und anderseits von der Wohnbevölkerung im ZFI-Perimeter beeinflusst wird, unterscheidet das Massnahmenkonzept nach Flugbetrieb und nach Raumentwicklung/Wohnqualität.

Das «Massnahmenkonzept Flugbetrieb» stützt sich auf technische Fortschritte beim Triebwerkbau und bei den Navigationsstandards. Es listet kurz-, mittel- und langfristig zu realisierende Massnahmen auf wie z.B. die Ablösung der Regionalflotte von Swiss (ab 2014) oder den Erlass von Restriktionen für so genannte Kapitel 3-Flugzeuge, die nicht mehr den neueren Lärmstandards genügen. Weiter sind verschiedene konkrete operationelle Massnahmen vorgesehen, die eine Verringerung der Streuung auf den einzelnen Flugrouten gewährleisten sollen oder den Einsatz neuer Navigationstechnologien zum Gegenstand haben.

Das «Massnahmenkonzept Raumentwicklung/Wohnqualität» stützt sich auf das Konzept der raumplanerischen Vorsorge für die Flughafenregion, das in die Teilrevision des Verkehrsrichtplans «Flughafen Zürich» einfliessen wird. Das Verfahren für die Teilrevision wird Ende 2009 oder Anfang 2010 eröffnet und mit dem Verfahren für das SIL-Objektblatt Flughafen Zürich koordiniert. Im Richtplan soll die neu zu schaffende, so genannte Abgrenzungslinie (AGL) dafür sorgen, dass in Gebieten, in denen der Immissionsgrenzwert (IGW) erreicht bzw. überschritten wird, keine neuen Siedlungsgebiete und keine Neueinzonungen bzw. Um- oder Aufzonungen für Wohnzwecke mehr vorgenommen werden. Langfristig sind alle Wohnungen innerhalb der Abgrenzungslinie mit hochwertigen Lärmschutzmassnahmen auszustatten. Das «Massnahmenkonzept Raumentwicklung/Wohnqualität» sieht deshalb Förderungsmassnahmen bei bestehenden Wohnbauten wie z.B. Beratungsdienstleistungen und die finanzielle Förderung von Pilotprojekten vor.

Der ZFI-Bericht 2008 sowie die beiden Massnahmenpläne «Flugbetrieb» und «Raumplanung/Wohnqualität» können auf der Internetseite der Volkswirtschaftsdirektion abgerufen werden: www.vd.zh.ch/zfi

Was ist der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI)?

Im November 2007 hat die Zürcher Bevölkerung den Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für eine realistische Flughafenpolitik» angenommen. Kernstück des Gegenvorschlags ist der ZFI, ein Beurteilungsmass, das die Anzahl der vom Fluglärm tagsüber stark belästigten und in der Nacht in ihrem Schlaf stark gestörten Personen wiedergibt. Deren zulässiger Höchstwert, der so genannte Richtwert, wurde vom Regierungsrat auf 47‘000 Personen festgelegt. Der so genannte Monitoringwert, der jährlich erhoben wird, weist die tatsächliche Anzahl der in einem bestimmten Jahr vom Fluglärm stark belästigten bzw. gestörten Personen aus. Der jährlich zu veröffentlichende Bericht zum ZFI gibt Auskunft über die Entwicklung des Monitoringwerts im Vergleich zum Vorjahr sowie im Langzeitvergleich seit 2000/2005. Ausgewiesen werden auch die Gründe für die Veränderung und die Massnahmen, die vom Regierungsrat bei einer allfälligen Überschreitung des Richtwertes getroffen werden sollen.

Der ZFI ist ein weltweit erstmals zur Anwendung gelangendes Beurteilungsmass, das sich an der subjektiven Lärmbelästigung bzw. an der Störung und nicht an der objektiv gemessenen oder berechneten Belastung orientiert. Er berücksichtigt damit den Umstand, dass sich nicht alle Menschen bei einer bestimmten Lärmbelastung gleich stark gestört / belästigt fühlen. Der ZFI trägt auch den besonders sensiblen Tagesrandstunden Rechnung. Fluglärm von 06.00 bis 07.00 Uhr und von 21.00 bis 22.00 Uhr wird dreimal stärker gewichtet.

ZFI Bericht 2008 (PDF, 4.8 MB)

Folienpräsentation MK ZFI (PDF, 2.8 MB)

Medienmitteilung des Regierungsrates vom 5.11.2009


 


siehe auch:
Medienmitteilung Überschreitung des ZFI (VFSN)
ZFI durchbricht die Limite (ZOL)
Parteien wollen Nachtruhesperre (ZOL)
Zürcher Regierung im Sandwich (NZZ)
Wo bleibt der Zürcher Regierungsrat? (TA)
ZFI kann eingehalten werden! (VFSN, 04.06.2009)