Mega-Jumbo im Sinkflug vor Zürich (SF Tagesschau)

Publiziert von VFSNinfo am
Der Super-Jumbo A 380 befindet sich in der Endphase des Anflugs auf den Zürcher Flughafen - diesen Eindruck vermitteln jedenfalls Gerüchte, die sich in den vergangenen Tagen weiter verdichtet haben. Demzufolge hat Unique die Firma Airbus zu einem Testflug in die Schweizer Metropole eingeladen und ab Februar 2010 plane Singapore Airlines die Route Zürich - Singapore täglich zu bedienen.

Mit seiner Infrastruktur ist der Zürcher Flugplatz jedenfalls schon teilweise für den Anflug des Doppelstock-Jets gerüstet.

Die längste Piste sei mit 3,7 Kilometern jedenfalls lang genug - nur ein paar bauliche Veränderungen seien noch an den «Anker-Stationen» am Dock E notwendig, teilte der Flughafen mit. So müssten Warteräume vergrössert und eine dritte Fluggastbrücke für die obere Flieger-Etage eingebaut werden.

«Ein \'Gmoscht\', aber überbrückbar»

Da die Maschine an der nordwestlichen Ecke am Standplatz E67 andocken würde, stehen dort nur 250 Sitzplätze für wartende Passagiere zur Verfügung, hiess es jüngst in Medienberichten. «Es ist ein ‹Gmoscht›, aber überbrückbar», resümierte eine Sprecherin von Singapore Airlines. Ein einstelliger Millionenbetrag sei für diese Investitionen vorgesehen, räumte der Flughafen-Betreiber bereits ein.

Doch auch ohne diese baulichen Veränderungen wäre Singapore Airlines offenbar bereit, Zürich mit dem A380 anzufliegen - denn auch in Paris sei die sogenannte Upper-Deck-Aero-Bridge noch nicht montiert, werde aber vom Super-Jet angesteuert, hiess es.

Sehr viel mehr Passagiere pro Flieger

Laut Singapore Airlines möchte man so die Zahl der Flüge nach Zürich von zwölf pro Woche auf einen pro Tag reduzieren. Der A380 fasst 471 Passagiere, davon zwölf in der Firstclass und 60 in der Businessclass.

Dies seien fast doppelt so viele wie in der Boeing 777, mit der Zürich von Singapur her heute meist angeflogen wird. Zudem erhöhe sich mit dem A380 die Zahl der gefragten Business-Plätze um deren 18, dies sei neben den möglichen Einsparungen einer der Gründe für den angestrebten Typenwechsel.

«Absolute Katastrophe»

Offen ist auch noch das grüne Licht der Behörden: Die offizielle Landeerlaubnis des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl), die zum flugplanmässigen Betrieb notwendig ist, werde aber «in den nächsten Wochen» erteilt, betont Amtssprecher Anton Kohler. Zuvor sei aber eine Versuchslandung notwendig, die als Lakmus-Test für die eigentliche Zulassung gelten soll.

Proteste hagelt es aber schon bevor Noch bevor die Reifen des A380 erstmals die Zürcher Landebahn touchiert haben, hagelt es allerdings schon Proteste seitens der Umweltschützer. Der «A380 in Zürich wäre eine absolute Katastrophe, Tausende wären von dieser Lärmmaschine betroffen», schimpft etwa Thomas Morf, Präsident des Vereins Flugschneise Süd - Nein (VFSN).

Kein Leisetreter

Und auch die sprichwörtliche Leisetreterei des Mega-Vogels scheint sich nicht zu bewahrheiten, glaubt man den Lärmmessungen wissenschaftlicher Geräte. Joël Ravenel war als Akustik-Spezialist vor Ort bei den ersten Start- und Lande-Bewegungen des Airbus A380 in Toulouse, und hat seine Erfahrungen bereits gegenüber Medien geschildert.

Mit seinem Gerät ermittelte er im Garten von Flughafen-Anwohnern erstaunliche Spitzenwerte für das Grossraumflugzeug, die etwa erheblich über den 82 Dezibel des Mittelstrecken-Airbus A320 liegen - obwohl das Flugzeug weder vollgetankt war, noch die für später geplanten 800 Passagiere an Bord hatte.

Spitzen-Lärmwerte bis 103 Dezibel

Er habe festgestellt, dass er an der Stelle, an der er sich aufhielt und Messungen machte, bei dem Start des A380 einen Spitzen-Geräuschpegel von 88,5 Dezibel erhalten habe. Während die anderen Flugzeuge, die an diesem Tag von dort aus starteten, nur 80 Dezibel verursachten.

Die Anwohner-Vereinigung des betroffenen Flughafens Toulouse-Blagnace registrierte bei Flugmanövern des A380 sogar Spitzenwerte von bis zu 103 Dezibel. Der Höchstwert sei registriert worden, als das Flugzeug bei einem Testflug durchgestartet sei. Es bleibt abzuwarten, welche Erfahrungen die Bürger im Zürcher Umland machen werden.

Los Angeles rüstet für A380

Der internationale Flughafen der kalifornischen Wirtschaftsmetropole Los Angeles wird für 1,26 Milliarden Dollar (850 Millionen Euro) ausgebaut. Damit soll der Flughafen laut einem Beschluss des Verwaltungsrats vom Montag auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden.

Unter anderem soll künftig auch die Abfertigung des Grossraumflugzeugs Airbus A380 möglich sein. Dazu soll ein Teil des Tom Bradley International Terminals abgerissen und durch zwei neue Bauten ersetzt werden. Das Projekt, das bis 2013 abgeschlossen sein soll, wird von der Betreibergesellschaft und über die Ausgabe von Anleihen finanziert.

Flughafensprecher Albert Rodriguez sagte, es sei das grösste öffentliche Bauvorhaben der Stadtgeschichte. Im Bausektor würden dadurch rund 4000 Jobs geschaffen.

(sf/halp)

SF Tagesschau, 20.10.2009


A380: Flüsternder Riese oder Höllenmaschine? (VFSN)
Der A380 im Anflug auf Zürich (AvU)
Der Grossjet A380 im Anflug auf Zürich (NZZ)