Standpunkte Ernst Stocker

Publiziert von VFSNinfo am

Antworten auf den Fragenkatalog vom 3. Oktober 2009

Ernst Stocker, Meisterlandwirt / Stadtpräsident Wädenswil / Kantonsrat SVP


VFSN: Was ist aus Ihrer Sicht das Hauptproblem am Flughafen Zürich?
ES: Aus politischer Sicht ist das Hauptproblem am Flughafen Zürich die Belastung des Südens und des Ostens mit Anflügen, welche aufgrund der deutschen Anflugsperre über diese Gebiete geführt werden müssen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es sicherlich die derzeitige Rezession, welche den Flughafen und die Betriebe, welche mit und vom Flughafen leben, stark unter Druck setzt. In Wirtschaftsfragen hat die Politik nur wenig Handlungsmöglichkeiten. In der Flughafenfrage jedoch muss sich der Kanton Zürich unverändert in den Dienst seiner Bevölkerung stellen, um vernünftige und tragbare Lösungen nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden und durchzusetzen.

VFSN: Wie kann der Zürcher Flughafen umwelt- und bevölkerungsschonend betrieben werden?
ES: Indem die geltenden Gesetze eingehalten werden. Dies betrifft auf kantonaler Ebene insbesondere die Raumplanung und auf eidgenössischer Ebene die Umweltschutzgesetzgebung. Umwelt- und bevölkerungsschonend bedeutet insbesondere, dass dort geflogen wird, wo möglichst wenig Menschen von Fluglärm betroffen sind.

VFSN: Soll der Flughafen ohne Grenzen wachsen können und wo sehen Sie allenfalls welche Grenze?
ES: Die Grenze des Wachstums ist für jeden Flughafen dort erreicht, wo die Bevölkerung Mehrverkehr nicht mehr akzeptiert.

VFSN: Soll der Flugverkehr kanalisiert oder verteilt werden?
ES: Nur die Kanalisierung ist ein vernünftiger und auch gesetzeskonformer Weg. Das hat die Bevölkerung im Kanton Zürich am vergangenen 27. September eindrücklich bestätigt, als sie die Fluglärm-Verteilinitiative überdeutlich abgelehnt hat.

VFSN: Wie stellen Sie sich zur Behördeninitiative II, die ein Verbot von –Neu- und Ausbauten von Pisten fordert?
ES: Eine schwierige Frage, weil sie polarisiert. Niemand unterstützt ein grenzenloses Wachstum am Flughafen. Solange Pisten ausgebaut oder neu gebaut werden, um das An- und Abflugregime stabiler und sicherer zu machen, sollte man Pisten ausbauen dürfen. Würde der Flughafen quasi durch die Hintertür Rennbahnen für gewaltigen Mehrverkehr bauen wollen, bin ich dagegen.

VFSN: Wie stellen Sie sich zum konstruktiven Referendum mit Gegenvorschlag des VFSN, welches im Fall eines Ausbauverbotes die Verlagerung des Luftverkehrs in dicht besiedelte Gebiete verhindern möchte?
ES: Der VFSN verhält sich hier taktisch. Dies dürfte der Bevölkerung sehr schwer zu erklären sein. Im Detail habe ich mich jedoch noch nicht festgelegt. Zuerst müssen wir die politische Diskussion führen.

VFSN: Was ist Ihre Meinung zu modernen Technologien im Flugverkehr?
ES: Technologische Entwicklungen bedeuten Fortschritt. Wenn moderne Technologien es möglich machen, dass besser, genauer, umweltschonender und vor allem mit weniger Lärm geflogen werden kann, müssen diese schnellstmöglich eingesetzt werden. Die Schweiz war technologisch immer auf dem neusten Stand. Dies soll auch Bern und der Flughafen Zürich ernst nehmen. Ein Beispiel ist der Gekröpfte Nordanflug. Er kann mit neuen Technologien sicher geflogen werden und hilft, die Menschen im Süden und Osten zu entlasten. Der Norden und der Westen des Kantons Zürich werden dabei nicht wesentlich mehr belastet.


siehe auch:
Daniel Jositsch, SP