Wirbelschleppen und 80 Dezibel beim A380 (DFLD)

Publiziert von VFSNinfo am
Am 29. Oktober landete zum ersten Mal ein A380 in Frankfurt. Erste Lärmmessungen ergaben: der A380 ist nicht leiser als andere Großflugzeuge, z.B. die B747.

Der Airbus A380 landete erstmals am Samstag, den 29. Oktober 2005 um 8:56 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen. Nach einem ganztägigen Testprogramm erfolgte der Rückstart in Richtung Toulouse am Sonntag, den 30.Oktober 2005 um 9:33 Uhr.

Sowohl die Landung als auch der Start des A380 wurden durch mehrere Lärm-Messstationen des DFLD registriert und im Internet veröffentlicht. Die nun aufbereiteten Daten ermöglichen erstmals einen Eindruck der durch den Betrieb des A380-Drehkreuzes zu erwartenden Fluglärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet.

Dem A380 wurden seitens der Flugsicherung ideale Bedingungen eingeräumt. Der reguläre Abstand zum nachfolgenden Flugzeug wurde mehr als verdoppelt. Der Pilot stand somit nicht unter dem Alltagszwang, kerosin- und zeitsparend zu fliegen. Dennoch registrierten unsere Stationen Werte beim Landeanflug zwischen 67 und 74 dB (A). Damit zählt der A380 zu den lautesten Flugzeugen.

Beim Landeanflug wurden an den Messstationen Neu-Isenburg und Sachsenhausen sehr ungewöhnliche Verläufe der Schallimmission registriert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um starke und lang anhaltende Wirbelschleppen. Solche Wirbelschleppen sind von großen Flugzeugen bekannt. Allerdings traten sie, in dieser Entfernung vom Flughafen, bisher nicht messbar auf. Sollte sich bestätigen, dass der A380 ungewöhnlich starke Wirbelschleppen hervorruft, könnte dies die üblichen An- und Abflugverfahren am Frankfurter Flughafen stark beeinträchtigen. Der Kapazitätsgewinn des A380 wäre durch zu verdoppelnde Staffelungsabstände zunichte gemacht, der Einsatz des A380 somit unwirtschaftlich.

Beim Start in Richtung Westen beschrieb der Airbus A380 eine Kurve um Wiesbaden bevor er nach Süden abdrehte. Hierbei wurde in Flörsheim ein Wert von 80 dB(A) gemessen.

Wie der DFLD in Erfahrung gebracht hat, war der A380 bei seinem Besuch in Frankfurt nicht voll beladen. Die Landung erfolgte lärmmindernd, mit geringerer Geschwindigkeit als üblich. Zudem herrschte beim Landeanflug dichter, schallschluckender Nebel. Vor diesem Hintergrund erwartet der Deutsche Fluglärmdienst, dass der Airbus A(A)380 im Praxiseinsatz deutlich mehr Lärm erzeugen wird als bei seiner jetzigen Präsentation. Die ohnehin schon stark verlärmte Rhein-Main-Region wird zusätzlich belastet werden.

Der Deutsche Fluglärmdienst kommt zu dem Ergebnis, dass der Airbus A380 keineswegs ein leises Flugzeug ist. Der Flughafenbetreiber Fraport AG hat nach eigenen Angaben ebenfalls Messungen durchgeführt, die jedoch entgegen der EU-Forderung nach Transparenz bei Umweltdaten nach aller Erfahrung nicht veröffentlicht werden, vor allem nicht im Vergleich mit anderen Flugzeugtypen.

Mehr: Powerpoint-Präsentation (2 MB)

Der Deutsche Fluglärmdienst e.V. (www.DFLD.de) ist eine unabhängige Nicht-Regierungs-Organisation und dokumentiert seit vielen Jahren bundesweit und in der Schweiz die Fluglärmbelastung von Bürgern im Umfeld und im weiteren Nahbereich von Flughäfen. Innerhalb von 15 Schwerpunktregionen betreibt der DFLD 150 private Fluglärmmessstationen. Hinter jeder der Messstationen steht die Betroffenheit und die Gesundheitsgefährdung von Tausenden von Menschen.


Anmerkung der Redaktion:
Nach Angaben der Frankfurter Rundschau hat Fraport nun doch Messwerte bekanntgegeben, und zwar:

Landung:
Offenbach-Bieber 70,3 db(A)
Offenbach-Lauterborn 71,8 dB(A)
Frankfurt-Süd: 75,3 dB(A)
Stadtwaldhaus, kurz vor Landung: 82,3 dB(A).

Start:
Raunheim: 65,7 dB(A)
Weilbach: 74,5 dB(A).

Bei der Landung war der A380 damit lauter als B747, die am selben Vormittag gelandet waren. Beim Start war der A380 dagegen leiser, er war aber auch nicht voll beladen.

DFLD, 04.11.2005