«Der gekröpfte Nordanflug drängt sich auf» (FuW)

Publiziert von VFSNinfo am
Der VR-Präsident des Flughafens Zürich zu den Lärmkosten und neuen Anflugvarianten und warum ihn Gategroup sowie Symrise interessieren

Auszüge aus dem Interview der "Finanz und Wirtschaft" mit Andreas Schmid:

Ist der Flughafen Zürich für Sie auch reizvoll oder öfters ziemlich anstrengend?
Ich bin dort nun seit neun Jahren Verwaltungsratspräsident. Es ist wichtig, dass in einem volatilen Umfeld Kontinuität geschaffen werden kann. Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, denen wir uns zu stellen haben, ist das eine spannende Aufgabe.

Wie profitiert Unique von der Übernahme der Swiss durch Lufthansa?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, Swiss hat sich als Lufthansa-Tochter erfreulich entwickelt. Davon haben wir sicher profitiert. Die Entwicklung der Swiss ist aber nicht der einzige Erfolgsfaktor. Der Ausbau des Flughafens hat erhebliche Verbesserungen gebracht, gerade auch mit Blick auf die Umsteigezeiten. Das bringt uns zusätzliche Passagiere.

Nun übernimmt Lufthansa die österreichische AUA. Zieht eine erwartete Stärkung des Hubs Wien eine Schwächung von Zürich nach sich?
Der Flughafen Wien wird sicherlich Mehrverkehr erzielen können. Ich gehe aber davon aus, dass sich Lufthansa mit den verschiedenen Flugdrehscheiben in Frankfurt, München, Zürich und Wien im Wettbewerb in Europa noch besser positionieren kann. Davon profiitiert auch der Flughafen Zürich.

Die Passagierfrequenzen sind im Mai 5,7% gesunken. Können die Kosten so schnell angepasst werden?
Infrastrukturbetreiber kämpfen mit einem hohen Fixkostenblock. Eine schnelle Reaktion auf konjunkturelle Veränderungen ist darum nur beschränkt möglich. Auch in schwierigen Zeiten wollen wir an der Qualität aber keine Abstriche machen.

Wie stark belastet der Lärm die Entwicklung des Flughafens?
Solange eine Mehrheit der Bevölkerung mit Fluglärm belastet ist, haben wir keine Chancen, dass die Stimmbürger Vorschlägen für Verbesserungen im Umfeld des Flughafens zustimmen. Die Gefahr, dass mit einseitigen Initiativen die Entwicklung des Flughafens eingeschränkt wird, ist leider real und fatal.

Das Bundesverwaltungsgericht hat Anfang Juni die Entschädigungsberechtigung für Immobilien vom 1. Januar 1961 auf den 23. Mai 2000 ausgedehnt. Welche Kosten können daraus entstehen?
Solche Ausgaben werden über den Lärmfonds abgedeckt. Sollten die Kosten deutlich steigen, müsste der Betrag von 5 Fr. je abfliegenden Passagier allenfalls erhöht werden.

Die Frage konkreter gestellt: Könnten durch den Entscheid des Gerichts Forderungen in der Höhe einer zweistelligen Milliardensumme entstehen?
Wir sehen aufgrund des jüngsten Gerichtsurteils keinen Anlass, die geschätzten Lärmkosten von rund 760 Mio. Fr. nach oben zu korrigieren.

Die EU ordnet den Luftraum neu. GPS ist das neue Schlagwort für Anflugsysteme von Airports. In Zürich wäre damit der gekröpfte Nordanflug möglich.
Der gekröpfte Nordanflug drängt sich auf, wenn weniger Menschen mit Fluglärm belastet werden sollen. In Zürich können wir, als Folge der einseitigen Verordnung aus Deutschland, dem Grundsatz möglichst geringer Lärmbelastung seit Jahren nicht folgen.

Finanz und Wirtschaft, 20.06.2009, Seite 17