Der Südschneiser der ersten Stunde (Glattaler)

Publiziert von VFSNinfo am
Polithöck  Die SP lädt Thomas Morf zu Vortrag und Diskussion

Seit fünf Jahren fliegen Linienflugzeuge den Zürcher Flughafen vom Süden her an. Der Kampf gegen die Südanflüge ist zu einem Kampf gegen Staatsmacht geworden. Das hat der Polithöck der SP Dübendorf gezeigt.

Seit das erste Flugzeug vor fünf Jahren über sein Heim in Pfaffhausen gedonnert ist, verschreibt sich Thomas Morf, Präsident und Mitbegründer des Vereins Flugschneise Süd Nein (VFSN), dem Kampf gegen die in seinen Augen illegal  eingeführten Südanflüge. Mittlerweile ist er akkreditierter Lobbyist im Bundeshaus und bei den Politikern berühmt-berüchtigt. Am vergangenen Mittwoch hat er in der Oberen Mühle im Rahmen des von der SP Dübendorf organisierten Polithöcks seinem Anliegen Nachdruck verliehen und neue Sichtweisen auf das Problem Flughafen geboten.  Das Problem Flughafen - eine komplexe Angelegenheit. Morf vermochte diese Komplexität auf mehrere Punkte herunterzubrechen. Zum einen sei die Entwicklung von einer «konzentrierten Verteilung» zu einer «flächendeckenden Verteilung» der Start- und Landerouten im Flugraum über Kantonsboden zu bedenken. «Es gibt nur noch wenige Flächen im Kanton Zürich, die nicht überflogen werden.»

Überdimensionierte Infrastruktur

Ein weiterer Punkt ist laut Morf die überdimensionierte Infrastruktur des Flughafens. Das habe zur Folge, dass rund 10 Millionen Passagiere fehlen, was wiederum bedeute, dass der Flughafen künstliche Anreize schaffen muss, um Transferpassagiere anzulocken. «Ein gutes Beispiel ist Air Berlin. Sie lässt ihre Fluggäste, die an den Ballermann reisen, in Zürich umsteigen», sagt Morf. Ein grosses Kernproblem sei zudem, dass der Flughafen Zürich laut Bund eine «bedeutende europäische Drehscheibe für den Weltluftverkehr» sein soll. Morf: «Das ist schlicht und einfach Grössenwahn.»
Was ihm aber darüber hinaus Sorgen mache, sei die Tatsache, dass den Bund die Anliegen und Ängste der Bevölkerung nicht zu interessieren scheine. Ist der Prozess zum Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) einmal abgeschlossen, und sind darin Südanflüge vorgesehen, lasse sich rechtlich kaum mehr etwas dagegen machen. «Es macht mir Angst, dass die Exekutive scheinbar machen kann, was sie will.» Für den VFSN-Präsidenten ist klar, dass das Problem des Fluglärms relativ einfach zu lösen wäre. Enthusiastisch präsentiert er, wie heutige moderne Technologien viel Lärm, Treibstoff und CO2 sparen könnte. Der Flughafen Zürich wird heute treppenförmig angeflogen. Bei modernen Anflugverfahren sinken die Flugzeuge im Leerlauf bis kurz vor die Piste.  «Auf der ganzen Welt wird schon so geflogen, nur in der Schweiz heisst es, dass das noch zu schwierig und unsicher sei», merkt Morf kritisch an. «Solange es aber beim BAZL, Skyguide und Unique noch Personen gibt, für die Fliegen Doppeldecker, Lederkappe und Fliegerbrille bedeutet, wird sich das so schnell nicht ändern», meint Morf mit einem Augenzwinkern.

Seilbahn gegen Südanflüge?

Auch die anwesenden Zuhörer - mehrheitlich SP-Politiker - stehen der Situation der Südanflüge skeptisch gegenüber. Neben dem bestehenden Risiko eines Absturzes in der Südschneise ist auch die Seilbahn zum Zoo ein Thema. Sowohl Morf als auch SP-Gemeinderätin Andrea Kennel äussern eine etwas kuriose - und auch nicht ganz ernst gemeinte - Hoffnung: Vielleicht wären die Seilbahnmasten ein Grund für den Stopp der Südanflüge. (mag)

Glattaler, 12.06.2009