Kleinflieger nach Dübendorf – Entlastung für Kloten (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Unique liebäugelt damit, einen Teil der Flüge von Kloten nach Dübendorf auszulagern. Der Aufschrei über diese Idee ist in breiten Kreisen gross.

Unique steht unter Zugzwang: Die Zürcher Regierung will bis Ende Jahr wissen, ob die Flughafenbetreiberin einen Teil ihres Verkehrs nach Dübendorf auszulagern wünscht. Ein Entscheid in dieser Frage ist noch nicht gefallen, wie Unique-Sprecher Marc Rauch auf Anfrage sagt. Unique warte ab, wie der Bund als Eigner das Flugplatzareal Dübendorf künftig nutzen wolle. Bis spätestens 2010 wird der Bund darüber informieren.

Sicher ist bislang einzig, dass der Bund den militärischen Jetbetrieb auf dem ältesten Flugplatz der Schweiz nicht wiederbeleben wird; dies hat VBS-Chef Ueli Maurer im Mai klargestellt. Damit verbleiben die Optionen einer militärischen Lufttransportbasis sowie einer zivil-aviatischen Nutzung.

Beide Varianten sind umstritten. Der Dübendorfer SP-Kantonsrat Peter Anderegg kritisiert die Idee, Dübendorf zur Homebase der Privatfliegerei zu machen. «Dies wäre keine nachhaltige Entwicklung.» Gefragt seien zukunftsträchtige Projekte, etwa ein Innovationspark. Auch die GLP argumentiert auf dieser Linie. Es komme nicht infrage, zum «bisherigen Fluglärm und zu den widerrechtlichen Südanflügen eine weitere Belastung nach Dübendorf zu verlagern».

Nur für Flieger mit Sichtanflug

Unique hat andere Pläne als die Politiker. Konkret geht es um Leichtflugzeuge und Helikopter, die heute auf dem Flughafen Zürich nach Sichtflugregeln landen. Diese nach Dübendorf auszulagern, bezeichnet Unique-Sprecher Rauch als «sinnvolle Ausweichmöglichkeit». Anders sieht es bei jenen Kleinmaschinen aus, die mit einem Instrumentenlandesystem (ILS) ausgerüstet sind; hierzu gehören die meisten Business-Jets. Laut Rauch müssten diese den Flugplatz Dübendorf auf anderen Routen anfliegen, was den Flugbetrieb in Kloten einschränken würde und somit nicht in Uniques Sinn wäre.

Unique argumentiert mit dem von der Politik definierten Plafond, der bei 320\'000 Flugbewegungen pro Jahr liegt. Ist diese Grenze erreicht, müssten sich laut Rauch die Kleinflieger auf dem Flughafen Zürich als Erste einen neuen Start- und Landeplatz suchen. Die Linienflüge hätten Priorität, sagt Rauch und verweist auf den Versorgungsauftrag des Bundes, den Unique zu erfüllen hat. Keinen Kommentar gibt die Flughafenbetreiberin zur Option ab, dass sie mit einer Auslagerung der Kleinflugzeuge mehr Kapazitäten für Linienflüge schaffen und so ihre Stellung als Hub in Europa stärken würde.

Offen ist, wie viele Flüge Unique nach Dübendorf abschieben könnte. In der Statistik zu den Flugbewegungen sind die Kleinflugzeuge mit Sichtanflug und ILS nicht getrennt erfasst. Auf Maschinen dieser beiden Typen entfielen letztes Jahr 43\'200 Flugbewegungen oder rund 15 Prozent aller Starts und Landungen (275\'000). Zum Vergleich: 2004 waren es 35\'500 bei 267\'000 Flugbewegungen.

TA, 09.06.2009


Flugplatz Dübendorf: Gesucht wird ein Superprojekt

Von Liliane Minor

Wenn der Militärflugplatz ganz geschlossen wird, dann soll das Gelände nicht einfach überbaut werden. Bis Ende Jahr will der Regierungsrat entscheiden, welche Nutzung infrage kommt.

Dübendorf. – Mit Spannung ist das Resultat der Testplanung erwartet worden. Vier Teams – zwei aus der Schweiz und zwei aus Deutschland – sollten zeigen, wie das 2,34 Quadratkilometer grosse Flugplatzgelände dereinst sinnvoll genutzt werden kann. Die Zeit drängt, denn schon 2014 könnte der Flugplatz geschlossen werden (TA vom Montag). Wer nun aber von Baudirektor Markus Kägi (SVP) ein klares Konzept erwartet hatte, wurde an der gestrigen Medienkonferenz enttäuscht. Noch will sich der Regierungsrat nicht festlegen, welche Nutzung er favorisiert.

Ein Edelstein im Herzen des Kantons

Ziel der 1,2 Millionen Franken teuren Testplanung sei es gerade nicht gewesen, ein Siegerprojekt zu küren, sagte Kägi. Vielmehr wollte man «eine saubere, vorurteilsfreie Auslegeordnung» erhalten. Das sei unumgänglich, denn eine so grosse freie Fläche wecke Begehrlichkeiten. Das Flugplatzgelände sei wie ein Edelstein im Herzen des Kantons, der erst durch einen guten Schliff zum Juwel werde.

Die Teams hatten den Auftrag, zu zeigen, wie das Gelände bebaut und erschlossen werden kann – einmal ohne, einmal mit Flugpiste. Begleitet wurden sie von einer Expertenkommission unter der Leitung von Bernd Scholl, ETH-Professor für Raumentwicklung. Die Vorschläge sind sehr unterschiedlich. Während die Büros AS & P aus Frankfurt und Pesch Partner aus Stuttgart hauptsächlich den sogenannten Kopf des Geländes zwischen Dübendorf und Wangen-Brüttisellen überbauen wollen, setzen die Zürcher Teams Güller Güller und Feddersen und Klostermann auf eine Randüberbauung (Grafik).

Auch wenn die Arbeiten sehr unterschiedlich ausgefallen sind, zeichnet sich für die Expertenkommission und den Regierungsrat doch bereits ab, in welche Richtung die Entwicklung gehen könnte. Fünf Punkte sind dabei zentral:

Hochwertige Nutzung: Der Flugplatz Dübendorf soll nicht konventionell mit Wohnungen und Gewerbe überbaut werden, die genauso gut auch anderswo erstellt werden können, sondern mit «hochwertigen Sondernutzungen» von kantonaler oder sogar nationaler Bedeutung. Was damit gemeint sein könnte, wollte Baudirektor Kägi nicht ausdeutschen. Nun seien Vorschläge der Gesundheits- und der Bildungsdirektion gefragt. Bereits haben Politiker die Idee lanciert, das Uni-Spital auf die grüne Wiese zu verlegen. Auch der Bau eines riesigen Parks wird diskutiert. Solange kein überzeugendes Projekt vorliegt, soll das Areal als Reserve freigehalten werden. Ob der Kanton das Gelände erwerben soll, ist ebenfalls noch offen.

Unique soll sich festlegen: Spätestens Ende Jahr möchte der Regierungsrat wissen, ob der Flughafen einen Teil der Flüge, beispielsweise die Geschäfts- oder die Privatfliegerei, nach Dübendorf auslagern will (siehe oben) auch von der Luftwaffe will man rasch eine definitive Antwort auf die Frage, ob nach 2014 noch Helikopter und Flugzeuge in Dübendorf starten und landen werden.

Die Glattalbahn braucht es: Für eine grosse Überbauung ist der Flugplatz Dübendorf zu schlecht erschlossen. Verbesserungen sind nötig, einerseits per Glattalbahn, anderseits empfiehlt die Expertenkommission den Bau der Glattalautobahn Seebach–Kloten–Bassersdorf–Baltenswil.

Zwischennutzungen erwünscht: Solange kein klares Projekt existiert, soll der Flugplatz der Bevölkerung offenstehen, beispielsweise für Konzerte. Pisten könnten zu Velowegen oder Inline-Plätzen werden. Solche Zwischennutzungen dürfen aber die weitere Entwicklung nicht beeinträchtigen. Die Fliegerei kommt als Zwischennutzung nicht infrage.

Es muss rentieren: Für die Expertenkommission ist klar, dass jedes Projekt auf dem Gelände wirtschaftlich sein muss. Dass eine Auslagerung eines Teils des Flugbetriebs von Kloten nach Dübendorf rentiert, bezweifelt die Kommission.

Was will die Armee?

Bis Ende dieses Jahres will der Regierungsrat nun die Fragen abklären. Erst dann will er sich auf eine Stossrichtung festlegen und die Pläne im Richtplan verankern. Allerdings hängt es nicht allein von der Zürcher Regierung ab, wie das Gelände dereinst genutzt wird. Denn auch die Luftwaffe und die Armee sind derzeit daran, allfällige Ansprüche zu formulieren. So könnte die Armee daran interessiert sein, auf dem Areal weiterhin einen Waffenplatz zu betreiben, hiess es gestern an der Medienkonferenz. Letztlich entscheidet der Bund auf Basis der Überlegungen von Kanton, Luftwaffe und Armee, was mit dem Gelände passiert.

Tages-Anzeiger, 09.06.2009, Seite 11