Luftfahrt steht vor beispielloser Krise (WO)

Publiziert von VFSNinfo am
MILLIARDENVERLUSTE

Die Zahlen übertreffen die schlimmsten Befürchtungen: Die Luftfahrtbranche hat ihre Jahresprognose drastisch nach unten revidiert und erwartet nun einen Verlust von neun Milliarden Dollar für die Airlines. Eine Region ist von der Krise besonders stark betroffen.

Die weltweite Flugzeugindustrie steht nach Einschätzung der internationalen Luftfahrtvereinigung IATA vor einer dramatischen Krise. Allein in diesem Jahr würden Verluste in einer Größenordnung von neun Milliarden Dollar – doppelt soviel wie vorhergesagt – erwartet, teilte die IATA am Montag in Kuala Lumpur mit. „Dies ist die schwierigste Situation, vor der die Branche je gestanden hat", sagte IATA-Generaldirektor Giovanni Bisignani bei der Jahresversammlung der Organisation.

Es gibt in der modernen Zeit kein Beispiel für den derzeitigen Einbruch", so Bisignani. „Der Boden bebt, unsere Industrie ist erschüttert."

Bei den nordamerikanischen Airlines geht IATA von einer Milliarde Dollar Verlust aus, in Europa von 1,8 Milliarden Dollar, vor allem durch den Kollaps des Geschäfts mit Erste- und Business-Klasse-Passagieren. In der Asien-Pazifik-Region werden aufgrund der tiefen Rezession im wichtigsten Markt Japan 3,3 Milliarden Dollar Verluste erwartet, im Nahen Osten 1,5 Milliarden Dollar, in Lateinamerika 900 Millionen Dollar und in Afrika 500 Millionen.

Damit verschlechterte IATA seine Vorhersagen für dieses Jahr nochmals drastisch. Im März war der Verband noch von 4,7 Milliarden Dollar Verlusten für die Fluggesellschaften ausgegangen.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hält trotz der Wirtschaftsflaute unterdessen an seinem Ziel von brutto 300 Neubestellungen in diesem Jahr fest. „Dreihundert ist immer noch unsere Vorgabe, die aber nun einer größeren Anstrengung bedarf", sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy am Rande des Treffens. „Wir sehen, dass sich der Markt verbessert und wir führen weiterhin Verhandlungen über neue Bestellungen", fügte er hinzu.

Sowohl Airbus als auch sein US-Konkurrent Boeing hatten im Zuge der internationalen Finanzkrise Stornierungen von Fluggesellschaften für bereits bestellte Maschinen erhalten. Der Weltluftverband hatte in der vergangenen Woche gewarnt, dass die Bestellungen für Flugzeuge im nächsten Jahr um 30 Prozent einbrechen könnten.

Welt Online, 08.06.2009