«Grössenwahnsinn ist das eigentliche Problem» (regio)

Publiziert von VFSNinfo am
Der Verein «Flugschneise Süd - NEIN» organisiert einen Gedenkmarsch in Zürich. Am Samstag mit dabei sind auch Mitglieder der Ortsgruppe Maur.

Wie viele Personen erwarten Sie?
Martin Grossenbacher, VFSN-Ortsleiter Maur: Ich rechne mit insgesamt 1000 Teilnehmern, die uns unterstützen.

Was ist die Zielsetzung dieses bewilligten Gedenkmarsches «2000 Tage Südanflüge»?
Die Südanflüge und die damit zusammenhängende Missachtung geltender Gesetze wollen wir erneut in Erinnerung rufen. Zudem wollen wir die Werbetrommel rühren für unser Referendum gegen die egoistische Behördeninitiative «Keine Neu- und Ausbauten von Pisten». Eigentlich haben wir die nötigen 3000 bereits beisammen. Dies zeigt deutlich, dass die Bevölkerung dahintersteht.

Woher nehmen Sie und die anderen Mitglieder im Verein die Motivation, sich so zu engagieren?
(lacht) Ganz einfach. Ich wache jeden Morgen um sechs Uhr auf und höre die Flieger - das ist Motivation genug. Vor allem stört mich das für einen Rechtsstaat unwürdige Vorgehen gegen geltende Rechte.

Wo stehen Sie im Moment? Welche Themen sind die wichtigsten, die es anzugehen gilt?
Die grösste Gefahr droht vom Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SlL). Werden darin Südlandungen und die zusätzlich geplanten und noch viel lauteren Südstarts geradeaus festgeschrieben und durch den Bundesrat genehmigt, ist es vorbei. Alle rechtsstaatlichen Mittel, die uns als Bürger zur Verfügung stehen, sind dann nutzlos. Wir wollen verhindern, dass Südlandungen und Südstarts geradeaus überhaupt im SIL verankert werden. Es ist der erste Vorstoss, der alle Interessen rund um den Flughafen vereint und zusammenfasst.

Viele Leute wollen fliegen, aber wenige wollen den Fluglärm. Ist es nicht so?
Eine gerechte Verteilung von Fluglärm zu fordern ist so unlogisch wie es dies für die Bahn oder Autobahnen wäre. Solange der Bund und der Flughafen das Ziel «einer bedeutenden europäischen Drehscheibe für den Weltluftverkehr» in Zürich verfolgt, solange kann das Problem nicht gelöst werden. Dieser Grössenwahnsinn ist das eigentliche Problem.


Ist der Flughafen Kloten Ihrer Meinung nach überdimensioniert?
Ja, ganz klar! Im Jahr 2008 wurden 22,1 Millionen Passagiere am Flughafen Zürich abgefertigt, davon 7,8 Millionen Transferpassagiere. Dem Flughafen fehlen rund 15 Millionen Passagiere, um die überdimensionierten Gebäude und die Infrastruktur auszunutzen. Es darf einfach nicht angehen, dass die Bevölkerung für Managementfehler mit massiven Flugbewegungen über dicht besiedelte Gebiete bestraft wird. (sgs)

regio, 23.04.2009, Seite 11

 


siehe auch:
2000 Tage Protest - ohne Erfolg (AvU, 25.04.2009)
Gedenkmarsch: 2000 Tage Südanflüge (VFSN)
Gedenkmarsch 2000 Tage illegale Südanflüge - die Bilder (VFSN, 25.04.2009)
Gedenkmarsch „2000 Tage illegale Südanflüge“ (Medienmitteilung VFSN, 26.04.2009)
2000 Süd-Schneiser wehren sich mit Gedenkmarsch (BZ, 26.04.2009)
Für jeden Lärmtag ein Teilnehmer (ZOL, 27.04.2009)
Sie lassen die Flügel nicht hängen (Glattaler, 30.04.2009)