Hittnau: Viel Lärm um Fluglärm (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Fluglärmgegner aus dem Osten und dem Süden trafen sich in Hittnau. Die Hittnauer selber waren in der Minderzahl.

Von Andreas Frei Hittnau. –

«Die Hittnauer interessiert das Thema heute noch wenig. Wenn überhaupt, werden sie sich wohl erst wehren, wenn es zu spät ist», mutmasste einer der Besucher der Informationsveranstaltung vom Dienstagabend. Eingeladen hatte das Forum Hittnau, und eigentlich hätte der Abend das Potenzial gehabt, spannend zu werden. Schliesslich hatten die Veranstalter mit Thomas Morf, dem Präsidenten von «Flugschneise Süd – Nein», und Ralph Weidenmann, dem Ko-Präsidenten des «Bürgerprotests Fluglärm-Ost», zwei hochkarätige Redner eingeladen.
Eine interessante Diskussion, in der die besonderen Probleme Hittnaus besprochen worden wären, wollte dennoch nicht aufkommen. Vielleicht lag es daran, dass die Hittnauer selber unter den Teilnehmern des Anlasses im Kirchgemeindesaal nur eine Minderheit darstellten. Ein im Dorf wohnhafter Besucher bestätigte den Eindruck der anwesenden Pressevertreter. Dabei befinde sich Hittnau doch in der Rolle als «Verteilungsopfer», weil es zu den Gemeinden gehöre, die vom Lärm der Süd- und Ostanflüge gleichermassen betroffen seien, betonte Thomas Morf und versuchte aus diesem Grund auch gleich ein Mitmachen in seinem Verein schmackhaft zu machen.
Ganz anders sah das Ralph Weidenmann. Hittnau gehöre zu den Ost-Gemeinden, die sich ja mit den Gebieten im Norden und Westen längst geeinigt hätten. Der Süden schaue nur für sich und wolle sich zulasten der anderen schadlos halten, bekamen die Besucher der Veranstaltung im Laufe des Abends zu hören. Diesen Vorwurf wollte der prominente Vertreter der Südschneiser nicht auf sich sitzen lassen. Man versuche, sie zum Aggressor zu machen. «Wir wehren uns zu Recht», sagte Morf und betonte, dass der Osten im Richtplan stets als Anflugschneise enthalten war. Niemand könne damit argumentieren, das habe man nicht gewusst.

«Quatsch, Humbug und Habakuk»

Bei den Anhängern des Fluglärmforums Ost, die in Hittnau in der Überzahl waren und die offenbar vor allem aus Weisslingen und dem Tösstal angereist waren, provozierten solche Äusserungen gehässige Reaktionen. Morf und einzelne Votanten warfen einander in der Folge gegenseitig vor, «Quatsch», «Humbug» oder «Habakuk » zu erzählen. Auch die hitzige Diskussion, ob nun im Süden oder im Osten mehr Nutzniesser des Flughafens wohnten, erwies sich als wenig fruchtbar.
Immerhin, so waren sich am Ende der Veranstaltung Ost- und Südschneiser einig, besteht in Hittnau und damit auch in weiten Teilen der Region das Risiko, künftig bedeutend stärker von Fluglärm betroffen zu werden. Schon darüber, wie man dieser Gefahr begegnen könnte, gingen die Meinungen aber wieder weit auseinander. Morf warnte davor, im nächsten Herbst an der Urne die Möglichkeit eines Pistenausbaus zum Vornherein abzuwürgen. Dies berge das Risiko, dass künftig noch mehr Leute durch Fluglärm belästigt würden. Für Weidenmann und seine Anhänger ist hingegen klar, dass ein Pistenausbaus auf eine Kapazitätserhöhung abzielt.
Wenn den Teilnehmern des Informationsabends am Dienstag eines klar wurde, dann, dass es sich beim Fluglärm um eine höchst emotionale Sache handelt. Ob sie allerdings auch konkrete Erkenntnisse gewonnen haben, wie sie künftig zu diesem Thema abstimmen sollen, war für Beobachter nicht klar erkennbar.

Tages-Anzeiger, 12.03.2009, Regionalteil Oberland, Seite 50


Frage: Was gilt denn jetzt?

Das:
Für Weidenmann und seine Anhänger ist hingegen klar, dass ein Pistenausbaus auf eine Kapazitätserhöhung abzielt.

oder das:
Thomas Koch, Vorstandsmitglied von «Bürgerprotest Fluglärm-Ost», sah an der Orientierung vom Donnerstag keinerlei Vorteile eines Ausbaus des Flughafens. Obwohl mit enormen Kosten zu rechnen sei, bringe die Verlängerung von Piste 28 nur eine unwesentliche Kapazitätserhöhung.
(siehe: Lindau ein «Lärmabfallkübel»?
, ZOL, 14.03.2009)