Flugplatz Dübendorf wird während der EM zivil genutzt (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Passagierabfertigung durch Luftwaffe

Der Flugplatz Dübendorf wird während der Euro 08 für zivile Flugzeuge geöffnet. Anders als während der letzten zwei WEF dürfen neu nicht nur die Flugzeuge parkieren, sondern auch die Passagiere ein- und aussteigen. Sie werden zum Teil von der Luftwaffe abgefertigt. Bei der Stadt Dübendorf ist man irritiert über das Vorgehen von Luftwaffe und Bazl.

ark. Der Flugplatz Dübendorf erlebt eine Renaissance als internationale Destination für den zivilen Luftverkehr. Während der Euro 08 dürfen auf dem Flugplatz private Flugzeuge landen. Luftwaffen-Sprecher Jürg Nussbaum bestätigte auf Anfrage einen entsprechenden Bericht des Fachmagazins «Skynews». Schon während der beiden letzten World Economic Forums (WEF) in Davos waren jeweils Geschäftsflugzeuge auf dem seit 1948 fast nur noch militärisch genutzten Flugplatz parkiert worden. Nun wird neu auch die Abfertigung von Passagieren ermöglicht.

Maximal 10 Flugzeuge pro Tag

Laut Auskunft der Luftwaffe könnten angesichts der «knappen Parkingmöglichkeiten» in Dübendorf pro Tag maximal 10 Flugzeuge der ICAO-Kategorie 4 oder kleiner, das heisst maximal 24 Meter lange Jets, abgefertigt werden. Damit wird Dübendorf vor allem für Geschäftsflugzeuge, das heisst VIP-Flüge, und weniger für grosse Chartermaschinen, die diese Grösse bei weitem überschreiten, in Frage kommen. Allerdings wird nur dann nach Dübendorf ausgewichen, wenn die Kapazitäten am Flughafen Zürich erschöpft sind. Zuständig für die Abfertigung von kommerziellen VIP-Gästen ist laut Nussbaum vollumfänglich das Air Force Center, das gemeinsame Unternehmen von Ju-Air und dem Flieger- und Flabmuseum. Die Institution werde dabei bei Bedarf unterstützt von Zollbehörden und Kantonspolizei. Staatsgäste dagegen, also ausländische Regierungsmitglieder und Diplomaten, werden durch die Luftwaffe abgefertigt, gegebenenfalls mit Unterstützung durch das Air Force Center, wie Nussbaum weiter ausführt.

Anders als am Flughafen Zürich ist für die zivile Nutzung in Dübendorf eine Nachtsperre zwischen 22 und 7 Uhr einzuhalten. Flugbewegungen von Militärjets und Helikoptern dürften aber auch ausserhalb dieser Zeiten stattfinden, präzisiert der Luftwaffen-Sprecher.

Fait accompli für die Stadtbehörden

Der Dübendorfer Stadtpräsident Lothar Ziörjen zeigte sich auf Anfrage wenig erfreut über das Vorgehen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl) und der Luftwaffe. Er ist erst vor Wochenfrist mit einem dürren Communiqué über die Pläne ins Bild gesetzt worden. In der Mitteilung sei lediglich gestanden, dass private Jets in Dübendorf abgestellt würden, von der Passagierabfertigung habe er nichts gewusst, sagte Ziörjen. «Dies entspricht nicht dem üblichen Vorgehen», kritisiert er. Damit wiederhole sich der Vorgang vom Januar, als man die Gemeinde bei der zweiten Nutzung des Flugplatzes als WEF-Parkplatz für Geschäftsflugzeuge vor ein Fait accompli gestellt habe. Luftwaffen-Sprecher Nussbaum bestätigte auf Anfrage, dass nur die Luftwaffe, das Bazl und Skyguide in die EM-Planung für Dübendorf involviert gewesen seien, den Kanton habe man aber stets auf dem Laufenden gehalten. Lothar Ziörjen seinerseits betont, dass die temporäre Umnutzung «ja nicht» zum Präzedenzfall werden dürfe. Die Gemeindebehörden seien ganz klar gegen eine zivile Nutzung des Flugplatzes über diejenige des Air Force Centers hinaus.

Bei Spielen 380 Busse auf dem Flugplatz

Neben den Privatjets wird das Dübendorfer Flugplatzareal an den Zürcher EM-Spieltagen jeweils auch als ausserordentlicher Parkplatz für 380 Busse dienen. Die damit anreisenden je rund 6000 Fans sollen anschliessend jeweils mit der S-Bahn in die Stadt weiterreisen. Auch über diese Pläne war Ziörjen erst spät ins Bild gesetzt worden. Er habe die Behörden der Host-City dabei auf den Dienstweg hinweisen müssen. Laut dem Dübendorfer Stadtpräsidenten haben die nötigen Bewilligungen gefehlt. Diese hätten anschliessend von den Stadtzürcher Behörden eingeholt werden müssen.

NZZ, 28.05.2008



siehe auch:
Neue zivile Pläne trotz Militärpräsenz bis 2014 (NZZ)
Armee ärgert Dübendorf mit Privatfliegerei (TA)