Lärmige Euro-Nächte für Flughafenanwohner (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Im Juni wird es laut am Zürcher Himmel: Wegen der Euro sind bereits 42 Nachtflüge geplant. Auch tagsüber wird deutlich mehr geflogen.

Was Kritiker befürchtet haben, scheint sich zu bewahrheiten - mindestens für drei Nächte: Die Fluggesellschaften schöpfen das für die EM bewilligte Kontingent von 20 Flügen zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens aus.

Am lautesten wird es wohl in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni. Dann findet um 20.45 Uhr in Zürich das Spiel Frankreich-Italien statt, gleichzeitig spielen in Bern die Niederlande gegen Rumänien. Für jene Nacht sind bei der Slot Coordination, der Stelle, welche die An- und Abflüge auf Schweizer Flughäfen koordiniert, bereits 19 Slotanfragen eingegangen.

Noch zwei weitere Nächte werden viel lauter als sonst. Am 9. und am 13. Juni sind für die Spiele Niederlande-Italien und Niederlande-Frankreich zwölf und elf Nachtflüge geplant. Und es könnten weitere dazukommen. Zwar finden die Spiele an jenen Abenden in Bern statt, aber der Flughafen dort ist zu klein, um alle Fans ausfliegen zu können.

Flüge auch für Fans aus Basel?

Ob es bei nur drei lauten Nächten bleibt, ist offen. Zwar sind die Zürcher vom Spielplan her begünstigt: Zwei der drei Spiele im Letzigrund finden um 18 Uhr statt. Und weder in Zürich noch in Bern gibt es Finals. Einiges hängt aber vom Goodwill der französischen Behörden ab. Damit die Fans, die den Spielen in Basel beiwohnen, nachts von dort aus abfliegen können, müssen die Franzosen den Luftraum öffnen. Derzeit wird darüber verhandelt. Das Resultat ist noch nicht absehbar.

«Öffnet Frankreich den Luftraum nicht, könnte es in Zürich zu weiteren Nachtflügen kommen», sagt Sonja Zöchling, Mediensprecherin von Unique. Stimmen die französischen Behörden den Nachtflügen zu, so muss die Bevölkerung in Basel mit deutlich mehr Lärm rechnen. Denn dort werden nicht nur zwei Gruppenspiele um 20.45 Uhr ausgetragen, sondern auch zwei Viertelfinals und ein Halbfinalspiel. Nachtflüge bewilligt hat der Bund auch in Lugano-Agno - für die Teams von Deutschland und Schweden.

Lauter als üblich wird es für die Flughafenanwohner während der Euro aber nicht nur nachts. Auch tagsüber herrscht deutlich mehr Betrieb als sonst im Juni. Über 750 zusätzliche Slots sind bereits beantragt worden. Besonders absurd: Bei einem Teil dieser Flüge während des Tages wird es sich um Leerflüge handeln, weil es in Zürich nicht genügend Standplätze gibt, damit die Flugzeuge ein Fussballspiel abwarten könnten. Unique geht ferner davon aus, dass eher grössere Flugzeuge als sonst Zürich anfliegen werden.

Die zusätzlichen Flüge sind aber auch eine Belastung für das Personal am Flughafen - vorab für die nächtlichen Flüge: Wachleute, Zöllner, Flugverkehrsleiter, Ramper und viele andere Angestellte müssen aufgeboten werden. Zudem soll laut Zöchling auch sichergestellt werden, dass die Fluggäste «nicht verdursten oder verhungern».

Wer weg will, hat genug Angebote

Kaum tangiert werden hingegen jene Leute, die im Juni wegen der EM in die Ferien fliegen wollen. Zwar dürften die Wartezeiten am Check-in länger werden. «Es wird dann am Flughafen wohl so zugehen wie während der Ferienzeit», schätzt Zöchling. Die Reisebüros melden aber nicht mehr Buchungen als sonst im Juni. «Wer wegwill, findet auch noch Last-Minute-Angebote», sagt Hotelplan-Sprecher Peter Schmidli. Es gebe eben nicht nur Leute, die wegwollten, sondern auch solche, die extra wegen der Euro in der Schweiz blieben. Ähnlich klingt es bei Tui; die Preise seien deshalb auch nicht höher als sonst im Juni, sagt Pressesprecher Roland Schmid.

Tages-Anzeiger, 07.05.2008