Schneiser sollen weniger brav sein (Glattaler)

Publiziert von VFSNinfo am
Südanflüge Sechste Generalversammlung des Vereins Flugschneise Süd – Nein (VFSN)

Der Kampf der Schneiser gegen die Südanflüge geht unvermindert weiter. Präsident Thomas Morf rief seine Mitstreiter an der Generalversammlung des VFSN zu zivilem Ungehorsam auf.

Marcel Amhof

«Am liebsten wäre es mir, wenn wir das Vereinsvermögen für ein Fest ausgeben und unseren Verein auflösen könnten», sagte der VFSN-Präsident an der Generalversammlung am Dienstag in der Zwicky-Fabrik. So weit ist es aber noch nicht. Im Gegenteil. Neben den üblichen Vereinsgeschäften, bei denen die Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt und sowohl Rechnung als auch Budget ohne Gegenstimme verabschiedet wurden, malte Morf mit seiner Einschätzung über die künftige Entwicklung des Flughafens Zürich ein düsteres Bild.

Im SIL-Prozess (Sachplan Infrastruktur Luftfahrt) ginge es dem Bund, dem Kanton und der Flughafenbetreiberin Unique nicht um eine Optimierung der Varianten, sondern um eine Optimierung der Kapazität, so Morf. Zur raumplanerischen Sicherung solle sogar der Bau einer Parallelpiste nicht ausgeschlossen werden. Gegenüber den 72 Flugbewegungen, die heute pro Stunde abgewickelt werden können, wären es damit deren 93.

Auch Christian Frauenfelder als Präsidenten des Pilotenverbands Aeropers kritisierte Morf harsch. Hatte dieser im Jahre 2003 die Einführung des gekröpften Nordanflugs befürwortet, so lehne er dies inzwischen ab. «Wer steuert die Aeropers?», fragte Morf. «Und wie teuer war wohl Frauenfelders Meinung?»

Niederlage ist auch ein Erfolg

In seinem Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr hob Morf vor allem die Abstimmung über die Plafonierungsinitiative hervor: «Dass 37 Prozent der Stimmberechtigten dieser Volksinitiative zugestimmt haben, ist mehr als nur ein Achtungserfolg», so Morf.

Der Hammer für ihn sei 14 Tage nach der Abstimmung gekommen, an der die Einführung des Fluglärm-Indexes «ZFI Plus» befürwortet wurde. Damals betonte Regierungsrätin Rita Fuhrer, dass sich ein allfälliges Bevölkerungswachstum nicht zum Nachteil des Flughafens auswirken dürfe.

Widerstand auf breiter Front

Trotz eines Rückganges der Mitgliederzahlen sei der VFSN vielen nach wie vor ein Dorn im Auge. «Wir sind die Bösen, weil wir ehrlich sind», sagte Morf.

«Von den Flughafenbetreibern wird alles für eine Kapazitätssteigerung vorbereitet, und wir werden dabei über den Tisch gezogen», so Morfs Fazit über die Gesamtsituation. Dieses Fazit habe aber nichts mit Resignation zu tun, sondern mit den Erfahrungen, die er in den letzten beiden Monaten gemacht hat. «Wir müssen weiterkämpfen», rief er die anwesenden Vereinsmitglieder auf. Dabei dürfe man nicht der Gegenseite mit ihrer Zermürbungstaktik klein beigeben. Mit den bisherigen Aktionen habe der VFSN niemandem wehgemacht.

Eine Grossdemonstration in der Zürcher Bahnhofstrasse sei offenbar nicht das geeignete Mittel, um genügend auf die Anliegen des VFSN aufmerksam zu machen und dessen Forderungen durchsetzen zu können. «Wir Schneiser müssen deshalb weniger brav sein und auf breiter Front zivilen Widerstand leisten», so Morf. Es werde daher vermehrt zu Aktionen wie derjenigen in Kaiserstuhl kommen, bei der 24 VFSN-Fluglärmgegner eine Brücke über den Rhein blockiert hatten.

Glattaler, 11.04.2008