Aviatisches Augenmass (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Die Zürcher Bevölkerung hat aviatisches Augenmass bewiesen. Der Flughafen erhält kein Wachstumsverbot, wird aber an die lange Leine genommen.   Die radikale Plafonierungsinitiative erhielt die nötige klare Absage. Dieses überrissene Begehren hätte die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region gefährdet, falls es in Bern nicht einfach im Papierkorb gelandet wäre. Gleichzeitig hat die Bevölkerung mit dem klaren Ja zum Gegenvorschlag signalisiert, dass sie die Kontrolle über das Wachstum der wichtigen Infrastruktur behalten will. Im Gegensatz zur starren Plafonierung bietet der «ZFI plus» dem Flughafen Entwicklungsspielraum und Anreize für eine rasche Umsetzung des technischen Fortschritts bei der Lärmreduktion.

Die Regierung hat mit ihrem Gegenvorschlag die Balance zwischen den Bedürfnissen nach Wachstum und Nachtruhe gefunden. Dass die Sorge um die Lebensqualität weit verbreitet ist, zeigt die regionale Streuung der Resultate klar. Unter der neuen Flugschneise im Süden und beidseitig der stärker genutzten Westpiste ist die Plafonierungsinitiative als Strohhalm bündelweise ergriffen worden. Wenn üblicherweise staatstragend stimmende Gemeinden wie Zumikon oder Nürensdorf die Initiative nur um Haaresbreite ablehnen beziehungsweise gar deutlich annehmen, dann kann man dies weder am Flughafen noch im Regierungsrat auf die leichte Schulter nehmen. Deshalb wird man dort gut daran tun, die bereits beantragte Nachtruhe von sieben Stunden so schnell wie möglich umzusetzen und die nötigen Schritte für eine transparente Realisierung des ZFI umgehend in die Wege zu leiten.

Umgekehrt sollten auch die unterlegenen Befürworter einer scharfen Plafonierung, sei es bei 250 000 oder 320 000 Bewegungen nun zur Kenntnis nehmen, dass ihr Anliegen bei einer grossen Mehrheit unerwünscht ist. Die Gemeindebehörden im Westen, Norden und Osten des Flughafens wollten mit einem taktischen Nein zum Gegenvorschlag den Weg für ihre 320 000er-Begrenzung ebnen. Dieses Unterfangen ist gründlich misslungen.

NZZ, 25.11.2007