Wie wird der Flughafen zum nationalen Problem? (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Diskussion über Plafonierung in Maur

ark. Ob es am Schneegestöber gelegen hat oder am mangelnden Interesse, ist schwierig zu beurteilen: Nur rund 40 Personen haben am Mittwochabend den Weg nach Maur gefunden, um einem der letzten Podien vor der Abstimmung über die Flughafenvorlagen vom 25. November beizuwohnen. Die Anwesenden mussten es nicht bereuen.  Sie gelangten in den Genuss einer engagierten Diskussion, in der sich die beiden Teilnehmer nichts schuldig blieben. Am Tisch sassen Swiss-Chef Christoph Franz, der hier seinen einzigen kontradiktorischen Auftritt im Abstimmungskampf absolvierte, und Ruedi Lais, SP-Kantonsrat und Mitverantwortlicher der Plafonierungsinitiative.
 
Franz bezeichnete den möglichen Verlust an Interkontinental-Verbindungen nach einem Ja zur Initiative als «tieftragische» Perspektive für die Schweiz. Er verteidigte den Hub Zürich und damit die exzellente Anbindung Zürichs als ökologischste Organisationsform für den Flugverkehr. Lais bezeichnete dies als «schon fast obszöne» Beschönigung des Drehkreuzes. Zürich sei nicht exzellent, sondern miserabel erschlossen - er verwies auf die schwächliche Anbindung an das europäische Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz. Lais kritisierte, dass für Rentabilität der Swiss-Interkontinental-Verbindungen sehr viele Umsteigepassagiere nötig seien, und wollte von Franz wissen, wie hoch deren Anteil sei.
 
Der Swiss-Chef bezifferte diesen auf rund 50 Prozent. Er betonte, dass sich sein Unternehmen bemühe, den Anteil tief zu halten. Transferpassagiere seien wie «scheue Rehe»: schnell weg, sobald irgendwo ein besseres Angebot locke. Lais warf Franz vor, dass zusätzliche Direktverbindungen die Belastung in den sensiblen Randstunden erhöhen würden. Franz wiederum betonte, dass das grosse Problem die interne schweizerische Zerstrittenheit sei. Es handle sich um ein nationales Problem, «und in Deutschland sind alle happy, dass wir uns hier die Köpfe einschlagen». Lais konterte, dass der Lärmkonflikt rund um den Flughafen in Bundesbern im Gegensatz zum Wolf und zu Hangzulagen für Landwirte eben gerade nicht als nationales Problem akzeptiert sei. Mit der Initiative versuche man, gerade den Flughafen zum nationalen Problem machen.

NZZ, 15.11.2007, Seite 59