«Würde nicht mehr so handeln» (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Mit ihrer Demo auf einer Rheinbrücke im Juli vergangenen Jahres haben die Südschneiser eine Nötigung begangen. Das Bezirksgericht sprach die 24 Angeklagten schuldig.

Mit Thomas Morf* sprach Thomas Bacher

Herr Morf, Sie und Ihre Mitstreiter mussten sich am Montag vor dem Bezirksgericht Zurzach dafür verantworten, dass Sie angeblich im Juli vergangenen Jahres eine Grenzbrücke zwischen Kaiserstuhl und Hohentengen für eine Stunde gesperrt hätten. Gestern wurden Sie im Sinne des Strafbefehls schuldig gesprochen. Hat Sie das überrascht?
Ja, natürlich. Es gab keine Beschwerde, es gab keine Anzeige bei der Polizei, niemand fühlte sich durch unsere Aktion genötigt.

Würden Sie die Aktion wiederholen?
Nein, so nicht. Ich würde das nächste Mal zuerst eine Bewilligung für die Demonstration einholen.

In der Anklage war aber von einer Kette die Rede, welche die Schneiser quer über die Brücke gespannt haben sollen.
Die Kette war auch da. Wir haben sie aber nur auf einer Seite am Brückengeländer befestigt; sie lag auf der Fahrbahn oder war um eine Hand gelegt und stellte kein Hindernis dar. Wir stellten damit sicher, dass wir jederzeit und sehr schnell jedermann durchlassen konnten. Wir wollten auf alle Fälle kein Sicherheitsrisiko eingehen. Das Polizeivideo beweist, dass ein Velofahrer anstandslos passieren konnte. Davor haben auch andere Grenzgänger die Brücke überschritten.

Die Polizei ist nicht eingeschritten?
Nein. Wir waren ja auch nur zwei Dutzend friedliche ältere Leute, die auf der Brücke standen und um 7.08 Uhr wie versprochen wieder weggingen.

Standen Sie das erste Mal vor Gericht?
Ja, bisher war mein schlimmstes Vergehen eine Parkbusse. Im Kampf gegen die illegalen Südanflüge haben die meisten Schneiser vieles zum ersten Mal gemacht.

Wie haben diese braven Bürger vor Gericht reagiert?
Sie machten auf Anraten ihres Anwalts vor ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Es ist nicht angenehm, vor den Richter zu treten. Wir waren wohl alle nervös. Ein Mitstreiter hat mir am Montag gesagt: «Jetzt muss ich alter Esel noch vor Gericht, nur weil ich für mein Recht kämpfe.» Meinerseits liegt mir daran – für den Fall, dass jemand durch unsere Demonstration tatsächlich behindert worden ist – mich bei dieser Person hiermit in aller Form zu entschuldigen.

* Thomas Morf ist Präsident des Vereins Flugschneise Süd – Nein.

Tages-Anzeiger, 15.11.2007, Seite 59, Regionalteil Zürcher Oberland