Steuerstreik wegen Fluglärm (Sonntagsblick)

Publiziert von VFSNinfo am

BOYKOTT Die Bewohner der fluglärmgeplagten Zürcher Goldküstengemeinden machen mit zivilem Ungehorsam auf sich aufmerksam: Dem Fiskus entgehen Steuereinnahmen von 20 Millionen Franken.

Korrektur VFSN: Die Goldküste ist nicht vom Fluglärm betroffen!

VON WALTER HAUSER

Der bekannte TV Entertainer und Werber Frank Baumann (49) ruft aus Protest gegen den Fluglärm zum Steuerboykott auf. Er ärgert sich masslos darüber, dass jeden Tag schon frühmorgens bis 20 Flugzeuge über sein Grundstück in Gockhausen ZH Richtung Flughafen Zürich donnern. «Die fliegen so tief, dass ich den Piloten in die Augen sehen kann». wettert Baumann. Um dem Fluglärm zu entfliehen, zog er vor 16 Jahren aus Hochfelden ZH nahe der deutschen Grenze ins damals noch ruhige Gemeindegebiet Dübendorf. Das muss er nun bereuen. «Mit den eigenmächtig beschlossenen Südanflügen hat der Staat unsere Rechte gestohlen», sagt Baumann. Die Steuerverweigerung sei die einzig passende Antwort darauf

Frank Baumann ist kein Einzelfall. Immer mehr Einwohner der fluglärmgeplagten Zürcher Gemeinden - vor allem Dübendorf. Zumikon, Egg und Zollikon (Anm. VFSN: Goldküstengemeinden?) - machen beim Steuerboykott mit. Schon tausend Personen weigern sich, ihre Steuerrechnung zu begleichen. Ein Komitee ruft mit einer Website dazu auf. Laut Schätzungen von Insidern belaufen sich die Ausfalle für Bund, Kanton und Gemeinden inzwischen auf 20 Millionen Franken. Und es werden immer mehr.

Betreibungsämter haben alle Hände voll zu tun

Entsprechend beunruhigt sind die Finanzverantwortlichen der betroffenen Gemeinden. Der Dübendorfer Finanzvorstand Martin Bäumle (42) bangt bereits um die Liquidität seiner Gemeindekasse. «Dass die Bürger Bundes- und Gemeindesteuern derart boykottieren, kann für uns bedrohlich werden», sagt der grünliberale Nationalrat. Als Amtsperson könne er den Boykottaufruf nicht unterstützen. Dennoch hat Bäumle Verständnis für diese Art Bürgerprotest. «Es ist eine legitime und nicht gewalttätige Form des Widerstands von Bürgern, mit denen der Staat auch nicht korrekt umgeht.»

Weil die Gemeinden die Steuern mittels Zahlungsbefehl einfordern müssen, haben die Betreibungsämter alle Hände voll zu tun. Gemäss Roland Eggenberger, Chef des Betreibungsamts in Egg, gab es noch nie so viele Betreibungen wie in diesem Jahr: «Schon jede sechste betrifft eine Steuerforderung», sagt Eggenberger.

Sonntagsblick, 24.09.2006