Dampf ablassen in Schwamendingen (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Rita Fuhrers Auftritt zu ihrem Zürcher Fluglärm-Index wurde in Schwamendingen zum Ventil lärmgeplagter Bewohner. Wer aber zu laut klagte, den stoppte die SVP-Regierungsrätin resolut.

Von Martin Gmür

Es gebe jene Orte, wo sich die Leute über den Fluglärm-Index (ZFI) informieren wollten, sagte Rita Fuhrer nach ihrem Auftritt, und jene Orte, «wo die Leute kommen, um ihrem Ärger Luft zu machen». Schwamendingen am Samstagmorgen gehörte definitiv zur zweiten Kategorie. Obschon Schwamendingen ausgerechnet an diesem Tag ungestört hatte ausschlafen können: Kein Flieger, wenige Hundert Meter über dem Hausdach, hatte die Leute aus dem Schlaf gerissen. Man wünsche sich mehr solche Tage, sagte ein Votant, und wünsche sich deshalb öfter Besuch von Fuhrer. Fürs Wetter, das an diesem Tag keine Südanflüge zuliess, sei sie nicht auch noch zuständig, sagte Fuhrer. «Doch, Sie vernebeln alles», rief einer nach vorn.

So ging das zwei Stunden lang. Fuhrer erklärte und versicherte, sie kämpfe und arbeite hart und müsse mit fünf Stunden Schlaf auskommen, seit sie Volkswirtschaftsdirektorin sei, was die Gesundheit auch nicht eben fördere. Und sie habe stets und ehrlich das Wohlergehen der Bevölkerung im Auge. Ihr gegenüber im gut gefüllten Kirchgemeindesaal sassen 140 Personen, denen sie sagen konnte, was sie wollte, sie murrten. Sie raunten und maulten, sie klagten und zeigten Angst, dass einmal eines der Flugzeuge abstürzen könnte über den 28 000 Leuten, die in Schwamendingen wohnen. «Das wirtschaftliche Denken nimmt sogar Leichen in Kauf», sagte ein aufgebrachter Mann.

Fuhrer stellt Kritiker in den Senkel

Und wenn sich einer besonders enervierte, wenn sich einer einen Zwischenruf erlaubte, der Regierungsrätin ins Wort fiel oder es gar wagte, sein Protestplakätchen in die Höhe zu halten, während sie sprach, stellte Fuhrer die Störenfriede in scharfem Ton in den Senkel - was sich diese wie eine vorlaute Schulklasse gefallen liessen.

«Ich hatte damit gerechnet, dass es nicht ruhig sein würde», sagte Fuhrer am Schluss der Veranstaltung in die Mikrofone der Medien. «Den Leuten im Saal war es wichtig, sich äussern zu können.» Bis zu einer gewissen Bandbreite könne sie das akzeptieren, doch dann müsse sie jeweils intervenieren. «Sonst kommen Sie da nicht mehr durch», rechtfertigte sie ihre teilweise harschen Zurechtweisungen.

Absolut kein Gehör für den ZFI

Schwamendingen war Fuhrers achter Halt auf ihrer Tournee durch den Kanton, mit der sie dem Volk den Zürcher Fluglärm-Index erklären will, den Gegenvorschlag der Regierung zur Plafonierungsinitiative (250 000 Flugbewegungen und neun Stunden Nachtruhe), die Fuhrer als Augenwischerei abtut, weil sie in Bern nie akzeptiert werde. Bis Ende Monat ist sie noch in Meilen (20. September), Rümlang (26.) und Dietikon (29.) zu Gast. Sie mache sich nach jedem Referat Gedanken und Notizen, sagte sie. In Winterthur beispielsweise, wo wider Erwarten nur wenig Leute kamen, habe sie sich gemerkt: Im Osten hats eine lautstarke, aber offenbar nicht sehr breite Opposition. In Schwamendingen wird sie wohl notieren: Opposition so laut wie der Fluglärm, absolut ohne Gehör für den ZFI.

TA, 18.09.2006



Zeigen wir, dass es im Süden eine sehr breite Opposition gibt:
20. September, 20.00 Uhr: Meilen, Schulhaus Aula