ZFI stellt vom Fluglärm belästigte Menschen in den Mittelpunkt??? (VFSN)

Publiziert von VFSNinfo am

Der Regierungsrat behauptet: Der ZFI stellt die vom Fluglärm belästigten Menschen in den Mittelpunkt.

Der Regierungsrat definiert die Eckgrössen des ZFI folgendermassen:

„Er legt die maximal zulässige Grenze der durch Fluglärm stark belästigten Personen bei 47´000 (tatsächlicher Wert des Jahres 2004, hochgerechnet auf die Flugbewegungen des Jahres 2000) fest.“
 
"Damals wurde die Lärmbelastung von weiten Kreisen der Bevölkerung als erträglich eingestuft. Mit der Festsetzung des Richtwerts bei 47\'000 Personen wird den seit dem Jahr 2000 eingetretenen Veränderungen Rechnung getragen und gleichzeitig dem Flughafen der für die Entfaltung des Wirtschaftsraums Zürich nötige Entwicklungsspielraum gelassen."
 
"Grundlage Maximale Flugbewegungszahlen.
An- und Abflugregime mit der grössten jemals belärmten Bevölkerungszahl.
Flottenmix 2004“

 

Wie es der ZFI auf wundersame Weise schafft Betroffene wegzurechnen, kann wie folgt erklärt werden:

Warum wurde der Fluglärm 2000 als erträglich eingestuft? Weil er über dünn besiedelten Gebieten abgewickelt wurde, gelandet wurde mehrheitlich von Norden über Feldern Wäldern und nicht über Wohnquartieren.
 
Warum wurde 2004 bei weniger Flugbewegungen der Lärm nicht mehr akzeptiert?
Weil er über dicht besiedelten Regionen stattfindet. Es wurden neue Gebiete überflogen, wo nie mit Fluglärm gerechnet werden musste.
 
Die generelle Behauptung von Frau Fuhrer 320\'000 Flugbewegungen werden von der Bevölkerung als erträglich eingestuft, ist deshalb so nicht haltbar.
 
Der ZFI dient in erster Linie als Instrument zur Abwendung einer Begrenzung der Flugbewegungen.
Man versucht im Hinblick auf die kommende Abstimmung den Anschein zu erwecken, dass er zu schützende Mensch im Zentrum der Bemühungen stehe. Das Stimmvolk kann und soll die Berechnungsmethoden nicht verstehen, sondern den Worten der Regierung einfach glauben.
Tatsache ist, dass der ZFI dem Flughafen ein Komfortables Wachstum weit über 320’000 Flugbewegungen hinaus wachsen kann. Es ist nicht verwunderlich, dass sich „flughafenfreundliche Kreise“ sich vorsichtig positiv äussern.
 
Der erste faule Trick: 320\'000 Flugbewegungen werden auf die aktuellen Flugrouten umgelagert, wo weit mehr Menschen betroffen sind. Daraus errechnet sich die ominöse Zahl von 47\'000 stark Belästigten.
Würde ab morgen wieder die Flugrouten von 2000 geflogen, stünden dem Flughafen plötzlich viel mehr als 320\'000 Flugbewegungen zu.
Bevölkerungsfreundlichere Flugrouten führen also nicht unbedingt zu einer Entlastung der Bevölkerung, sondern zu mehr erlaubten Flugbewegungen.
 
Der nächste faule Trick: Zur Berechnung des ZFI wird der Leq16 benützt. Wir wissen, dass mit dieser Methode bei gleich bleibendem Leq16-Wert ein Jumbo durch 70(!) Airbusse ersetzt werden kann.
Kleine Veränderungen des Flottenmixes haben also eine enorme Wirkung auf die erlaubten Flugbewegungen. Leisere Flugzeuge führen also auch nicht zu einer Entlastung der Bevölkerung sondern  zu einer Steigerung der Flugbewegungen, wenn immer der Flughafen das wünscht und zwar ohne Veränderungen des ZFI, ohne Handlungsbedarf.
 
Wie massiv Änderungen des Flottenmixes ins Gewicht fallen zeigt die Tatsachen, dass zwischen 2000 und 2004 trotz Belärmung von dichter besiedeltem Gebiet, auch bei identischen Flugbewegungszahlen auf  die Anzahl der errechneten stark Gestörten um 20% gesunken wäre. Beachtet  man noch die tieferen Flugbewegungszahlen sind es sogar mehr als 30%.
Warum wohl rebelliert die Bevölkerung, wenn sie doch (auf dem Papier) viel weniger belastet ist?
 
Ein Jumbo oder 70 Airbusse machen für die regierungsrätliche Formel keinen Unterschied, für die Bevölkerung schon. Wird ein Jumbo „nur“ durch 40 Airbusse ersetzt, hat der Flughafen noch Wachstum zu gut. Wer da behauptet der Mensch stehe im Mittelpunkt ist zynisch oder begreift nicht, was hinter der komplizierten Formel versteckt wird

Yvonne Wewerka, VFSN



Zum Thema ZFI siehe auch:
Aus AsbP wird ZFI – eine Pionierleistung in der Fluglärmproblematik (Medienmitteilung VFSN, 24.08.06)
Gegenvorschlag des Regierungsrates zur Plafonierungsinitiative (Medienmitteilung des Regierungsrates, 24.08.06)
Informationsveranstaltungen zum Zürcher Fluglärm-Index (Regierungsrat, 31.08.06)
Schlechtes Echo für den Fluglärm-Index (NZZ, 01.09.06)
Rita Fuhrers «Verwirrformel» (Leserbriefe TA, 28.08.06)
«Der Richtwert ist nicht greifbar» (Leserbriefe TA, 29.08.06)
Der ZFI ist unbrauchbar (Leserbriefe Glattaler und NZZ, 01.09.06)
Die Südschneiser geben noch lange nicht auf (Leserbrief Glattaler 08.09.06)
Verzerrtes Lärmbild (Leserbrief TA, 11.09.06) 
Dieser Richtwert ist inakzeptabel (Initiativkomitee, 24.08.06)
Skepsis gegenüber Fluglärm-Index überwiegt (NZZ, 24.08.06)
Regierung setzt auf Fluglärm-Index (TA, 24.08.06)
Ein Beispiel nicht zu übertreffender Transparenz (Bild des Monats: August 2006)
Weshalb der Index ist, wie er ist (TA, 26.08.06)
«Lex Bäumle» zeigte Wirkung (ZOL, 26.08.06)
Zürcher Fluglärm-Index als Gegenvorschlag ungeeignet (Fluglärmforum Süd, 26.08.06)
«Die Probleme sind nicht gelöst» (Sonntagszeitung, 27.08.06)
Rita Fuhrer erfreut über Haltung des Bundes zu Plafonierung (TA, 04.09.06)
Fuhrer geht in die Höhle des Löwen (TA, 06.09.06)
Rita Fuhrer im Schneiser-Land (NZZ, 07.09.06)
Südschneiser lachten Rita Fuhrer aus (TA, 07.09.06)
Zwei Zahlen statt eines komplizierten Index (TA, 08.09.06)