Streit um Fluglärmverteilung (Leserbriefe NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am

Leserbriefe zum NZZ-Artikel vom 26.06.06: Maximal 80 000 Anflüge und unveränderte Flugverbote in Randstunden, Der neue Waldshuter Landrat Tilman Bollacher über seine Anliegen in der Flughafenpolitik

Schade, dass im Flughafenstreit mit Deutschland die eine entscheidende Frage so selten gestellt wird: Wie sähe das An- und Abflugregime für Unique aus, wenn der Kanton Zürich ein Teil Baden-Württembergs wäre? Auch der künftige Waldshuter Landrat Tilman Bollacher (Gespräch in der NZZ vom 26. 6. 06) müsste dann wohl die hundertprozentige Nordausrichtung akzeptieren. Es ist die Lösung, die regional klar relativ am wenigsten Immissionen verursacht. Gäbe es eine andere Streitfrage, in der umgekehrt die Schweiz speziell auf Kosten Deutschlands ähnlich unverhohlen nationale Sonderinteressen durchsetzt, so könnte man sich vielleicht eher einigen. Solange kein Gegengeschäft dieser Art ins Spiel gebracht werden kann, bleibt die schweizerische Verhandlungsposition schwach.
Emil Walter-Busch (Zürich)

Das Gespräch mit dem künftigen Landrat Tilman Bollacher zeigt eines deutlich: Eine Verminderung des Fluglärms ist nur möglich, wenn wir bereit sind, auf eine ständige Expansion des Flughafens zu verzichten. Es wäre ohnehin kurzsichtig, darauf zu setzen, dass ein lärmiger Flughafen als «Motor» die Zürcher Wirtschaft «ankurble», auf dass diese «auf Hochtouren» laufe (wurden diese Begriffe von Ökonomen oder von Automechanikerlehrlingen geprägt?). Das Erdöl wird nie wieder so billig, wie in den Studien zur Flughafenentwicklung angenommen. Das Grounding der Swissair war nicht die letzte Krise in dieser Branche.
Daniel Heierli (Zürich)

Es ist eine Unverschämtheit von Tilman Bollacher, zu behaupten, in der Gegend von Waldshut habe es jemals «Fluglärm» gegeben. Davon kann sich jedermann von uns überzeugen, der dort tagsüber einkaufen geht. Das sind lediglich Fluggeräusche, die in keinem Vergleich zum heutigen Lärm südlich von Kloten stehen, ganz abgesehen von der dortigen dichten Bebauung. Auch er will sich offenbar bei seinem Publikum beliebt machen, denn er ist Politiker wie sein Vorgänger. Das ist doch ganz eindeutig.
Rolf Kern (Zürich)

Rund 60 Prozent der Landungen und Starts in Zürich geschehen durch Gesellschaften in deutscher Hand wie Swiss, Lufthansa, Air Berlin und weiteren Carriers. Der Gewinn wird oft in Deutschland kassiert und der Lärm mit Rechtsbruch über dem dichtestbesiedelten Gebiet der Schweiz produziert. Und da beklagen sich die Süddeutschen, sie würden von uns mit Lärm mehrheitlich zu unseren Gunsten belästigt. Dabei kommen noch viele Grenzgänger zum Arbeiten in unser Land. So ist das mit dem Flughafen Zürich.
Robert-Roger Martin (Stäfa)

NZZ, 10.07.06