«Uns bleibt nur die Abstimmung mit Füssen!» (Maurmer Post)

Publiziert von VFSNinfo am

Der Verbund Flugschneise Süd – NEIN organisiert eine weitere Grossdemo in Zürich

VFSN-Präsident Thomas Morf will, dass sich Politik und Wirtschaft am Widerstand gegen die Südüberflüge die Zähne ausbeissen.

Maurmer Post: Thomas Morf, nach Grossdemonstrationen gegen die Südüberflüge in Zürich, am Flughafen und letztes Jahr in Bern, organisiert der Verbund Flugschneise Süd – NEIN wieder eine Grossdemo, diesmal wieder in Zürich. Wurde denn nicht schon genug demonstriert?
Thomas Morf: Wir wollen ganz klar zeigen, dass der Widerstand im Süden bei weitem nicht erlahmt ist, auch wenn verschiedene Politiker und Stellen offenbar auf Zeit spielen. Man spürt eine ungeheure Arroganz seitens der Verantwortlichen. Josef Felder (CEO der Flughafenbetreiberin Unique, Red.) behauptete kürzlich in einem Radiointerview, der Widerstand sei zusammengebrochen. Er wird einmal mehr sehen, dass er sich täuscht.
Wissen Sie, sogar auf kommunaler Ebene wird wegen jedem Pipifax eine Abstimmung gemacht, aber hier bei den Südüberflügen, wo der Schaden nicht die öffentliche Hand, sondern Zehntausende von Privaten betrifft, hat die Bevölkerung plötzlich nichts mehr zu sagen. Damit bleiben uns nur Mittel wie eine Demo. Wir betreiben sozusagen Abstimmung mit den Füssen.

Was verspricht sich der VFSN von einer weiteren Demo?
TM: Wenn das ILS auf der Piste 28 einfach um ein Jahr verschoben wird, und das BAZL «vergisst» Testflüge für den gekröpften Nordanflug anzumelden, dann zeigt dies doch einfach, wie wenig wichtig die Anliegen der betroffenen Bevölkerung im Süden genommen werden. Die Demo ist ein wichtiges Anliegen unserer Verbundsmitglieder, aber auch eine Art Ventil. Bis jetzt haben wir uns an Recht und Ordnung gehalten, aber die Ungeduld – und damit die Gefahr der Radikalisierung – wird spürbar grösser.
Und zudem: Wenn die Verantwortlichen denken, sie könnten den Widerstand ausbluten; – wir haben mindestens den ebenso langen Schnauf!

«Ich befürchte, man sagt uns nur die halbe Wahrheit»

Hat der Zürcher Regierungsrat mit seinen klaren Statements in der Flughafenpolitik nicht alles ganz gut, sprich gemäss den Forderungen des Südens, aufgegleist?
TM: Was Regierungsrätin Fuhrer an unserer Veranstaltung im Juli sagte, und was ich nur kurze Zeit später in einem Tagi-Interview bezüglich Dual Landing und Wide Left Turn zu lesen bekam, waren absolut widersprüchliche Äusserungen. Ich befürchte, man sagt uns nur die halbe Wahrheit, um uns zu besänftigen. In den Hinterköpfen der Verantwortlichen sieht es ganz anders aus.

An welchen Stellen kann der VFSN sonst noch aktiv Einfluss nehmen?
TM: Mit dem BAZL sind wir bezüglich des SIL aktiv im Gespräch (Sachplan Infrastruktur Luftfahrt, Red.). Zudem versuchen wir Einfluss zu nehmen auf die Revision der Lärmschutzverordnung. Ich persönlich bereite mich auf die Herbstsession in Bern vor, um die Politiker für unsere Anliegen zu gewinnen. Ende Oktober jährt sich die Einführung der Südanflüge zum zweiten Mal; – auch da konkretisieren wir erste Ideen.

«Zum Swissair-Grounding kam es aus Überheblichkeit und Grössenwahn»

Kommen wir auf die Demo vom 3. September zurück. Gibt es spezielle Gäste?
TM: Als Redner bereits zugesagt haben Martin Bäumle, Nationalrat der Grünliberalen, und Ueli Fausch, Stadtrat von Wädenswil. Gerade Fauschs Zusage zeigt, dass wir im ganzen Zürichseeraum auf grosse Unterstützung und Solidarität zählen können. Weitere Unterstützung erhalten wir auch politisch von ganz verschiedenen Seiten, denn für die Politiker sind die Schneiser auch ein grosses Wählerpotenzial.
Im Verbund Flugschneise Süd – NEIN eingeschlossen sind alle Bürgerorganisationen südlich des Flughafens. Wir hoffen auch dieses Jahr auf möglichst viele Teilnehmer. An unseren Demos herrscht ausserdem immer eine ganz tolle und friedliche  Stimmung, diese drei Stunden, die man dort verbringt, sind sicher gut investiert.

Wann hört der VFSN auf zu demonstrieren?
TM: An dem Tag, an dem in keinem einzigen Betriebsreglement mehr das Wort «Südanflug» steht, und das ILS 34 abgebrochen wird. Solange es das ILS gibt, ist das wie ein Schienenstrang für einen Zug, und es wird immer darüber angeflogen werden. Das Hauptproblem sind doch die wahnsinnigen Wachstumsvorstellungen, die für den Flughafen existieren. Offensichtlich hat man aus dem Swissair-Grounding nichts gelernt, zu dem es damals ja in erster Linie aus Überheblichkeit und Grössenwahn gekommen ist.
Und nochmals: Wir wollen einen Flughafen, aber einen mit Vernunft!

Interview: Gabriela Frischknecht (Maurmer Post, Ausgabe 34/2005, Seite 3)