55 Millionen in den Sand gesetzt (TA)

Publiziert von VFSNinfo am

Die Schweizer Flugsicherung hat für ein ungeeignetes System jahrelang Millionen ausgegeben. Nun geraten auch Uvek und VBS in die Kritik

In einer dürren Mitteilung kündigte Skyguide im Juli letzten Jahres das Ende von «Projekt Atmas» an. Das geplante neue System zur Flugsicherung mache «wirtschaftlich wenig Sinn», hiess es. Heute meinen Politiker, das System sei von Anfang an veraltet gewesen. Als das Projekt abgebrochen wurde, waren allerdings bereits 55 Millionen Franken ausgegeben worden. Ende Juni will Skyguide erklären, wie es zu der teuren Fehlinvestition kam.

Vor Politikern musste Skyguide allerdings schon in den letzten Tagen Stellung beziehen. Dem «Tages-Anzeiger» liegen Informationen aus einer Sitzung von Mitgliedern der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommissionen des Parlaments vor. Aus ihnen geht hervor, dass der Verwaltungsrat der Skyguide, das mit der Aufsicht beauftragte Verkehrsdepartement (Uvek) und das beteiligte Verteidigungsdepartement (VBS) zu spät reagierten.


 

Behörden reagierten verspätet

Erst nachträglich forderte das Uvek im letzten Herbst einen Bericht zu dem Millionen-Flop an. Dieser zeigt: Der Skyguide-Verwaltungsrat beaufsichtigte das teure Projekt kaum. Die Projektgruppe war mit vielen Technikern bestückt, aber nicht mit den späteren Anwendern. Und es wurden zu wenige Tests durchgeführt, um die Versprechungen des Atmas-Herstellers Thales überprüfen zu können.

Bundesrat Moritz Leuenberger erklärte an der Sitzung, der neue Verwaltungsratspräsident Guy Emmenegger habe ihn im letzten Sommer mit folgenden Worten gewarnt: «Atmas ist ein Fass ohne Boden - so kann es nicht weitergehen.» Nach mehreren Sitzungen mit dem Verwaltungsrat habe man den Stopp beschlossen. «Wir wollen jetzt aus dem Fall Lehren ziehen», sagt Hans Werder, Generalsekretär des Uvek. 25 der 55 Millionen gelten als verloren und abgeschrieben. Den Rest hat Skyguide als «wertvolles Knowhow» verbucht. (TA, 19.05.05)