Wir sind ein Volk von Widerstandskämpfern (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am

Demonstration gegen Südanflüge in Gockhausen

ark. «Ausschlafen an diesem Samstag ist Resignation», stand auf dem Aufruf zur Demonstration gegen die Südanflüge in Gockhausen. Von diesem Appell fühlten sich offenbar viele Gockhauser angesprochen. Rund 500 Personen versammelten sich am Samstagmorgen um 6 Uhr, um ein Jahr nach der Einführung des Südanfluges erneut gegen diesen zu demonstrieren. Ausgerüstet mit Fackeln und den gelben Utensilien des Verbunds Flugschneise Süd - Nein (VFSN), trotzten sie dem kühlen Wind und liessen sich zunächst von einer Dixie-Band unterhalten, um anschliessend den Reden von mehreren Exponenten des Widerstands gegen das umstrittene Anflugverfahren aufmerksam zuzuhören.

Pünktlich zum Auftakt-Referat von «Schneiser» Andreas Bantel überquerte unter gellenden Pfiffen der Demonstranten das erste Flugzeug den Gockhauser Dorfplatz. «Wir sind ein Volk von Widerstandskämpfern», rief Bantel der Menge zu, «wir lassen uns das Fell von den Drahtziehern des illegalen und gefährlichen Südanflugs nicht über die Ohren ziehen.» Anschliessend würdigte man die Präsenz des Mahnmals Südanflüge, einer wuchtigen Eisenskulptur, die seit 5 Monaten an verschiedenen Orten im Anflug auf Piste 34 temporär aufgestellt wird.

VFSN-Präsident Thomas Morf gab seiner Freude und seinem Stolz darüber Ausdruck, dass der Widerstand ein Jahr nach der Einführung des Südanflugs nicht erlahmt sei. «Gemeinsam sind wir stark», sagte Morf und bezeichnete die Schneiser als Opfer eines Verrats durch Bundesrat Leuenberger. Wütend sei man auch über das im vergangenen Dezember von Unique handstreichartig eingereichte Betriebsreglement 6, welches dem Flughafen ermöglichen solle, so zu fliegen, wie immer er wolle. Morf rühmte ausdrücklich die Politik des Zürcher Regierungsrats, der sich dank dem grossen Engagement Rita Fuhrers für eine Wiederherstellung der Nordausrichtung des Flughafens ausgesprochen habe. Der gekröpfte Nordanflug müsse innert Jahresfrist eingeführt werden. Der Dübendorfer Stadtrat und grün-liberale Nationalrat Martin Bäumle gab seinem Misstrauen über die regierungsrätliche Politik Ausdruck. Das Raumplanungsprojekt Relief - es sieht eine Forcierung des Ostanflugs vor - sei ein trojanisches Pferd. Die in «Relief» ebenfalls geplante Verlängerung der Piste 14/23 könne jederzeit für einen verstärkten Flugbetrieb in Richtung Süden benützt werden, sagte Bäumle. Er forderte einen jährlichen Bewegungsplafond von 250 000, einen Verzicht auf Veränderungen am Pistensystem sowie ein gesetzlich verankertes Nachtflugverbot. Abschliessend verglich er die Gockhauser mit den für ihren nicht erlahmenden Widerstand gegen die Römer legendären Galliern in den Asterix-Comics.

NZZ, 01.11.2004