Umstrittener Südanflug ist auch tagsüber möglich (SonntagsZeitung)

Publiziert von VFSNinfo am

Bazl legitimiert Ausnahmen - Anwohner sind entsetzt

ZüRICH · Der umstrittene Südanflug auf den Zürcher Flughafen ist auch tagsüber und ausserhalb der deutschen Sperrzeiten möglich. «Wenn dies aus technischen oder meteorologischen Gründen nötig ist», präzisiert Daniel Göring vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).

Das Aufsichtsamt hatte überprüft, ob die Landung eines koreanischen Airbus aus Süden am späten Nachmittag vor zehn Tagen das Flughafen-Betriebsreglement verletzt hatte. Es kam zum Schluss, der Anflug sei «konform» gewesen. «Es wird vereinzelt Südanflüge auch am Tag geben», sagt Bazl-Sprecher Göring. Diese sollten allerdings die Ausnahme bleiben. Würden sie stark zunehmen, verspricht Göring, würde das Bazl erneut die Rechtmässigkeit prüfen.

Am fraglichen Abend verunmöglichte starker Westwind einem Airbus A330 den Nordanflug auf Piste 16, der Ausweichanflug von Osten auf Piste 28 endete mit einem Durchstart, worauf der Pilot die Landung von Süden her auf Piste 34 verlangte. «Vor der Einführung des Südanflugs hätte es der Pilot wahrscheinlich noch einmal auf Piste 28 oder 16 versucht», teilte das Lärmmanagement des Flughafens einem aufgebrachten Anwohner mit.

Anwohner im Süden des Flughafens sind vom Bazl-Entscheid entsetzt. «Lug und Betrug», wettert Thomas Morf, Präsident des Vereins «Flugschneise Süd - Nein». Bisher sei immer gesagt worden, das neue Betriebsreglement lasse Südanflüge ausschliesslich während der deutschen Flugbeschränkungen frühmorgens und spätabends (wochentags bis 7 Uhr und ab 21 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen bis 9 Uhr und ab 20 Uhr) zu. «Da sind wir einmal mehr über den Tisch gezogen worden», sagt Morf. Er befürchtet, dass nach dem ersten von einem Piloten zur Unzeit verlangten Südanflug Tür und Tor für den permanenten Südanflug auf Piste 34 geöffnet werde.

Diese Befürchtung ist nicht unbegründet. Schon die Ostanflüge auf die Piste 28 wurden mit dem Versprechen eingeführt, es handle sich um ein Ausnahmeanflugverfahren für vereinzelte Flüge bei starkem Westwindwetter. Heute ist die Landung von Osten ein Standardanflug.

Christian Maurer (SonntagsZeitung, 22.8.04)