Ungehörte Fluglärmproteste (Leserbrief NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Vertreter des Flughafens wunderten sich kürzlich, warum sich nicht mehr Betroffene gegen den Fluglärm wehren. In der Tat sind es nur noch wenige, die den Nerv haben und sich die Zeit nehmen, um sich mit Hunderten von Leserbriefen und ebenso vielen persönlichen Briefen an massgebende Politiker gegen die seit über 14 Jahren herrschenden unwürdigen Zustände zu wehren.   Die einst friedlichen Grossdemos mit jeweils um die 10 000 Protestierenden in Zürich, Bern und Kloten wurden von den Angesprochenen nicht gewürdigt. (Meine vielfältige Kritik brauche ich hier nicht zu wiederholen. Sie ist in 804 Leserbriefen und 1139 Briefen an Politiker und alle am Fluglärm massgebend beteiligten Persönlichkeiten im Inund nördlichen Ausland nachzulesen.)

Die Haltung Berns mit einseitiger und ausschliesslicher Unterstützung des wirtschaftlichen Erfolgs des Flughafens Zürich, der ihn beherrschenden deutschen Swisshansa und der profitgierigen und ausschliesslich selbstbezogenen Flughafenlobby wie das untertänige Auftreten gegenüber den Behörden BadenWürttembergs und in Berlin ist unerträglich und widerspricht in gröbstem Mass dem Auftrag an unsere Regierung, für den Schutz der eigenen Bevölkerung zu sorgen.

Dass Bern gegenüber unserem nördlichen Nachbarn, trotz binational amtlich bestätigtem Fehlen jeglicher Fluglärmbelästigung in Süddeutschland, während 14 Jahren nicht fähig war, eine der vorgeschlagenen Anflugrouten – mit grösserer Sicherheit und ohne wesentlicher Benachteiligung der nahen deutschen Gebiete – zustande zu bringen, stellt dem Uvek und dem Bazl ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Ein Personalwechsel drängt sich auf bzw. wäre in der Privatindustrie längst vollzogen worden.

Es ist zu befürchten, dass die jahrelange Zermürbungstaktik Berns und des Flughafens gegenüber der betroffenen Bevölkerung aufgehen könnte. Es ist aber auch zu befürchten, dass einige 100 000 Stimmbürger ihren Glauben an eine seriöse Regierung verlieren werden oder bereits verloren haben. Es fragt sich: Was ist mehr wert, und ist die heutige Regierung bereit, ihre verfassungsmässigen Pflichten gegenüber ihren «Untertanen» endlich einzulösen?

Adrian Schoop, Gockhausen

NZZ, 12.06.2018, Leserbriefe, Seite 11