Schaumbeton als Notstopp an Klotener Piste 28 (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Der Flughafen Zürich muss am Ende der sehr kurzen Piste 28 ein Bremssystem erstellen. Damit soll verhindert werden, dass ein Flugzeug in die Glatt fällt, falls es das Pistenende überrollt.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt macht ernst mit einer Forderung, die schon seit Jahren im Raum steht: Der Flughafen muss das Ende der Piste 28 in Rümlang absichern. Konkret soll dort ein neues Bremssystem eingerichtet werden, das aus geschäumtem Spezialbeton besteht. In diesem Betonbett würde ein Flugzeug, das über das Pistenende hinausrollt, sofort einsinken. So käme die Maschine rasch und ohne Schaden zu nehmen zum Stoppen.

Dass der Bund Druck macht, kommt nicht von ungefähr. Mehr als einmal kam es bereits zu brenzligen Situationen am Ende der kürzesten Piste in Zürich. Zuletzt im Jahr 2005: Damals kam ein Airbus der British Airways erst knapp vor dem Pistenende zum Stehen. Dennoch hat der Flughafen bisher immer betont, die Piste 28 sei sicher - immerhin entspricht sie den Minimalanforderungen der internationalen Luftfahrtorganisation Icao. Das reicht dem Bund nun aber nicht mehr.

Bremssystem versagt selten

Rund zweimal im Jahr passiert es weltweit, dass bei einem Flugzeug nach dem Landen oder nach einem Startabbruch das Bremssystem versagt und die Maschine über das Ende der Piste rast. Meist laufen solche Fälle zum Glück glimpflich ab, aber es kommt auch immer wieder zu Unfällen. So geschehen etwa im Jahr 2005, als ein Airbus der Air France in Toronto über die Landebahn hinausschoss und in Flammen aufging. Verletzt wurde damals niemand.

In Zürich allerdings hätte ein solches Überrollen im Fall der Piste 28 unter Umständen dramatische Folgen: Nur gut 200 Meter Wiese trennen das Pistenende von der Glatt. Und die fliesst in einem rund acht Meter tiefen Bett. Würde ein Flugzeug dort landen, bräche es mit Sicherheit auseinander.

Jumbojet gestoppt

Das Not-Bremssystem, das der Bund nun vom Flughafen fordert, trägt den Namen Emas (Engineered Materials Arresting System) und ist bereits auf zahlreichen Flughäfen weltweit im Einsatz. Am John F. Kennedy Airport in New York hat das System seit 1999 bereits drei Flugzeuge gestoppt, unter anderem einen Jumbojet.

Bis Emas in Kloten zur Verfügungs steht, wird es noch dauern. Laut Flughafensprecherin Jasmin Bodmer läuft nun das Baubewilligungsverfahren, danach muss der Flughafen innert fünf Jahren mit dem Bau beginnen. Noch unklar ist, ob das etwa 15 Millionen Franken teuere Bauwerk auch erstellt werden muss, falls die Piste 28 wie geplant verlängert wird, so Bodmer: «Abklärungen dazu laufen.»

Tages-Anzeiger, 19.08.2013