Nach Bern teurer als nach Madrid (Leserbriefe TA)

Publiziert von VFSNinfo am
In der Wirtschaft gilt immer noch und mit Erfolg, dass der Preis durch Angebot und Nachfrage und unter anderem auch ortsabhängig ist.   Dieser kann sich, wie in allen übrigen Branchen, aus verschiedensten Komponenten zusammensetzen. Den Gesamtpreis eines Angebots bestimmt der Anbieter, und der Kunde entscheidet. Die Voraussetzungen in Zürich, Basel und Genf sind bei weitem nicht dieselben, das kann auch Preisüberwacher Stefan Meierhans nicht ändern. Auch ihm dürfte bekannt sein, dass die meisten Fluggesellschaften nicht kostendeckend arbeiten und von Subventionen leben. Warum kann man billiger nach Madrid fliegen als mit der Bahn von Zürich nach Bern reisen? Hier müsste angesetzt werden. Vielleicht ist ihm entgangen, dass die Flugindustrie ohne irgendwelche Entschädigung mannigfache und unverbesserliche Schäden gegenüber Menschen und der Natur in unverantwortbarer Menge verursacht, und damit jegliches Mehrangebot von Billigstflügen nicht die geringste Berechtigung hat. Was will Preisüberwacher Meierhans bezwecken mit der Vermehrung von Billigstflügen nach und von Zürich? Noch mehr Flugbewegungen, noch mehr Fluglärm in Ruhezeiten, noch mehr Abgase, noch mehr Unfallrisiko im flughafennahen dichtest bevölkerten Gebiet, noch mehr Chaos auf den bereits heute überlasteten Zufahrtsstrassen zum Flughafen, und schliesslich – und nicht unwesentlich – noch mehr Verlagerung des Tourismus aus der naturgegeben etwas teureren Schweiz ins ferne (billigere) Ausland?
Adrian Schoop, Gockhausen


Ehrliche Kosten-Nutzen-Rechnung.
Weshalb soll Fliegen immer noch billiger werden? Auf der einen Seite fühlen sich die Flughafenanwohner durch den Fluglärm gestört, auf der anderen Seite wird die Umwelt nicht zuletzt auch wegen des Flugbetriebs immer stärker belastet. Dass sich ausgerechnet der Preisüberwacher für noch tiefere Flugpreise einsetzt, überzeugt mich erst recht nicht. Aber vermutlich gehöre ich zu den Ewiggestrigen, die – so wird man mir sofort vorwerfen – am liebsten noch mit der Kutsche verreisen wollen. Nein, mir reichen die ÖV-Angebote bereits, damit mein ökologischer Fussabdruck einigermassen im Lot bleibt. Auch so habe ich noch Mühe, meine Umweltbelastungen unter Kontrolle zu behalten. Das Gleiche gilt für Früchte und Gemüse, die immer häufiger mit dem Flugzeug geliefert werden. Würde da eine ehrliche Kosten-Nutzen-Rechnung (Umwelt eingeschlossen) gemacht, wären diese Produkte nicht mehr so spottbillig.
Regula Stern-Griesser, Locarno

Tages-Anzeiger, 07.08.2013, Leserforum, Seite 9




siehe auch:
Preisüberwacher will billigere Flüge ab Zürich (20min)
Harte Landung in Zürich (NZZ)